Der ÖFB benötigt die Art von Führung, die erfolgreiche Unternehmen kennzeichnet

| Redaktion 
| 03.06.2025

Der Österreichische Fußballbund bieten den Fans des runden Leders schon seit Jahren ein zwiegespaltenes Bild. Einerseits wären da die großen Erfolge der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft unter der Leitung von Ralf Rangnick, andererseits entpuppte sich die Führung des Vereins als zerstrittener Haufen, der Österreichs Fußball lange Zeit als Spielwiese persönlicher Interesse missbrauchte.

Neustart?

Damit soll jetzt endgültig Schluss sein. Eine Gesellschaftsreform, in Verbindung mit einer neuen Gallionsfigur an der Spitze, soll jene Streitereien vergessen machen, die von den Präsidenten der jeweiligen Landesverbände mit Leidenschaft ausgetragen wurden.

Die Liste der ÖFB-Präsidenten war in ihrer Geschichte zumeist geprägt von großen Persönlichkeiten, die den Österreichischen Fußball Bund viele Jahre lang kraft ihrer Persönlichkeit prägten. Damit war es spätestens vor vier Jahren vorbei.

Damals sucht der ÖFB nach dem Ende der Ära von Leo Windtner einen Nachfolger. Bei der Wahl kam es im Präsidium zu einer Kampfabstimmung, die der Burgenländern Wolfgang Milletich überraschend für sich entscheiden konnte. Schon damals zeigte sich im obersten Führungsgremium jener tiefe Riss, der in den nächsten Jahren das Bild prägen sollte.

Jeder gegen Jeden

Ab diesem Zeitpunkt ging es im ÖFB zumeist nur noch um Intrigen, Grabenkämpfe und Allianzen. Schon im ersten Wahlgang von Milletich hatte es ein Patt gegeben, danach gewann er die Kampfabstimmung mit 7 zu 3 Stimmen. Doch diese Wahl legte den Grundstein für die weiteren Zerwürfnisse.

So soll laut Zeitungsberichten die Sitzordnung der Präsidiumsmitglieder dafür gesorgt haben, dass es im entscheidenden Wahlgang schnell 4:0 für den späteren Präsidenten gestanden hat. Davon ließen sich offenbar andere Mitglieder beeindrucken und änderten ihre Wahl. Damit wurde der Generalsekretär des ÖFB bei einem Teil des Präsidiums schlussendlich zu einem Feindbild.

Doch nicht einmal eineinhalb Jahre später musste Präsident Milletich bereits wieder zurücktreten. Dem Verleger wurde vorgeworfen, sein Amt dazu benutzt zu haben, Sponsoren für Inserate in seinen Medien zu gewinnen, er selbst bestritt die Vorwürfe. Sein Nachfolger Johann Gartner übernahm interimistisch das Amt und gab zu erkennen, dass er den Job gerne weiter machen würde.

Der Kompromisskandidat plant Reformen

Im Zuge des Machtkampfes um die Nachfolge einigten man sich schließlich auf Klaus Mitterdorfer als Kompromisslösung. Diese war jedoch zumeist damit beschäftigt, den Konflikt zwischen den beiden Geschäftsführern des ÖFB zu lösen. Da sich jedoch im Präsidium keine Mehrheit gegen Thomas Hollerer finden ließ, plante Mitterdorfer im Zuge einer Strukturreform gleich beide Geschäftsführer loszuwerden. 

Zunächst schienen seine Pläne umgesetzt zu werden, doch ab diesem Zeitpunkt traten neuen Gegenspieler auf den Plan. Der mittlerweile installierte und höchst erfolgreiche Teamchef und die Spieler der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft traten öffentlich auf den Plan. Sie protestierten gegen die geplante Entlassung des zweiten ÖFB-Geschäftsführers Bernhard Neuhold.

Mannschaft und Trainer schalten sich ein

Dieser gilt als Vertrauensperson der Mannschaft und ist laut Rangnick unverzichtbar für die Mannschaft. Doch Neuhold war auch mit seinem zweiten Geschäftsführer zerstritten, der zwar in Teilen starken Rückhalt im ÖFB-Präsidium genoss, jedoch gleichzeitig von seinem Teil der Mitglieder abgelehnt wurde. Um den gordischen Knoten zu lösen, wollte man dabei beide loswerden.

Doch das führte zu einer Revolte von David Alaba und Co. Der Kapitän der Österreichischen Fußball-Nationalmannschaft forderte schriftlich ein Krisentreffen, das wurde in Folge von Teilen des Präsidiums öffentlich abgelehnt. Besonders sauer stieß den Spieler dabei der Hinweis auf, sie sollten sich auf ihre Rolle als aktive Spieler konzentrieren.

Doch Trainer Ralf Rangnick und die Fußballer geben nicht auf und fordern vom Präsidium mehr Professionalität. Schlussendlich gibt Präsident Mitterdorfer auf, ihm folgt mit Wolfgang Bartosch neuerlich ein Interimspräsident. Das öffentlich ausgesprochene Misstrauen von Startrainer Ralf Rangnick dürfte sein letzter Sargnagel gewesen sein. Sein Nachfolger schiebt die Kündigung der beiden ÖFB-Geschäftsführer auf, um Handlungsspielraum zu bekommen. Gleichzeitig geht der Machtkampf im ÖFB um die Wahl des nächsten Präsidenten weiter. Das führt dazu, dass ein neuer Player auf den Plan tritt, mit dem bis zu diesem Zeitpunkt niemand gerechnet hatte.

Die Sponsoren haben genug

Die größten Sponsoren des ÖFB werden nervös und fordern in einem offenen Brief endlich Professionalität und eine Führung, wie sie der Organisation zustehen würde. Unter der Führung des Bankenkonzerns Raiffeisen drohen die Geldgeber ihre Zahlungen einzustellen, wenn der ÖFB nicht endlich zur Ruhe kommt, auf einen Präsidenten aus seinen eigene Reihen verzichtet und stattdessen eine Führungspersönlichkeit holt.

Ab diesem Zeitpunkt war klar, dass es im ÖFB nicht mehr so weitergehen wird, wie in den letzten Jahren. Schließlich zeigte sich der Verein ähnlich chaotisch, wie andere staatlich dominierte Organisationen und Unternehmen. Bestes Beispiel war dafür waren vor einigen Jahren die Casinos Austria. Dort versuchten politische Parteien Einfluss auf die Geschäftsführung zu nehmen, die aufgedeckten Skandale beschäftigten die Gerichte jahrelang.

Mittlerweile befindet sich der Konzern mehrheitlich in privater Hand. Dieser wird sich in der kommenden Ausschreibung der österreichischen Glücksspiellizenzen zahlreichen Konkurrenten stellen müssen. Schon jetzt zeigt diese Auswahl an Spielautomaten von Onlinecasino.at, dass der österreichischer Markt von zahllosen Anbietern überschwemmt wird, hier ist also Professionalität gefragt.

Vom Präsident zum Aufsichtsratsvorsitzenden

Diese sollen im ÖFB zukünftig eine Strukturreform und ein neuer Mann an der Spitze garantieren. So wird aus dem bisherigen Präsidenten zukünftig der Vorsitzende eines Aufsichtsrats. Das soll den ÖFB professionalisieren und den Aufsichtsratsvorsitzenden von der Tagesarbeit befreien. Die Wahl fiel dabei überraschend aus.

Josef Pröll, ehemaliger Vizekanzler der Republik Österreich und seit vielen Jahren Vorstandsprecher des zum Raiffeisen-Reichs gehörenden Mischkonzerns Leipnik-Lundenburger wurde zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des ÖFB bestellt. Der Manager soll den ÖFB wieder in ruhiges Fahrwasser führen, schließlich kämpft die Speerspitze, die Österreichische Fußball-Nationalmannschaft, gerade um die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft in USA, Kanada und Mexico.

Pröll hat laut eigenen Angabe selbst nicht mit dieser Wahl gerechnet, das entsprechende Angebot des ÖFB kam erst kurz vor der Wahl. Erste Gespräche mit Ralf Rangnick dürften gut verlaufen sein, in gemeinsamen Interviews betonten die beiden, mit voller Kraft für den österreichischen Fußball arbeiten zu wollen.

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