EY hat kürzlich die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, für die die Bilanzen der jeweils 1.000 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt (ohne Banken und Versicherungen) analysiert wurden. Laut der Prüfungs- und Beratungsorganisation sind Konzerne aus den USA und Asien in puncto Umsatz- und Gewinnwachstum weltweit führend: Während die größten nordamerikanischen Unternehmen ihren Umsatz im vergangenen Jahr demnach insgesamt um 4,5 Prozent steigern konnten und Asiens Großunternehmen immerhin ein Plus von 3,2 Prozent schafften, verzeichneten die europäischen Top-Unternehmen zusammen ein Umsatzminus von 1,1 Prozent.
Die Top 5 beim Länderranking der 1.000 größten Konzerne der Welt sehen wie folgt aus: USA (317 Unternehmen), Japan (110), China (137), Deutschland (43) und Südkorea (42). Die umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen der Welt waren 2024 laut EY zwei US-Unternehmen – Walmart und Amazon – vor dem saudischen Ölkonzern Saudi Aramco. Letzterer hat jedoch beim Gewinn die Nase vorn (siehe unten). Gemessen am Umsatz finden sich mit OMV (Platz 270) und voestalpine (Platz 569) auch zwei Vertreter aus Österreich unter den Top-1.000-Unternehmen der Welt.
US-Regulatorien spitzen Lage zu
Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich: "Die wirtschaftliche Lage in Europa ist besorgniserregend und verschärft sich weiter: Während führende US-Konzerne zuletzt stark gewachsen sind und ihre Gewinne steigern konnten, geraten europäische Unternehmen zunehmend unter Druck. Die europäische Wirtschaft schwächelt und ist besonders stark von geopolitischen Spannungen und Konflikten betroffen. Europas traditionelle Stärke in der Industrie wird aktuell zur Herausforderung, da klassische Branchen wie die Automobilindustrie eine tiefgreifende Transformation durchlaufen. Sinkende Gewinne, schrumpfende Margen, hohe Restrukturierungskosten, Stellenabbau und unsichere Zukunftsaussichten prägen das Bild. Die sogenannte Old Economy Europas steht dynamisch wachsenden Wettbewerbern aus Asien gegenüber."
In dieser ohnehin schwierigen Situation verschärfe die chaotische US-Zollpolitik die Lage weiter, so der EY-Experte. Laut Reimoser führen die hohen Einfuhrabgaben zu zusätzlichen finanziellen Belastungen und schaffen erhebliche Unsicherheit. "Unternehmen verschieben Investitionen, agieren vorsichtiger und reduzieren Kosten, um auf unsichere Zeiten vorbereitet zu sein. Doch ohne klare Planbarkeit sind ihre Handlungsmöglichkeiten stark eingeschränkt", so Reimoser und ergänzt: "Besonders besorgniserregend aus europäischer Sicht ist die Dominanz der US-Technologiekonzerne"
Europäische Unternehmen hätten diesen marktbeherrschenden und umsatzstarken US-Tech-Giganten wenig entgegenzusetzen. Nur eine Handvoll europäischer Firmen könne im Technologiebereich auf globaler Ebene mithalten. Der EY-Experte dazu: "Während Industrieunternehmen unter Zöllen, Handelsbeschränkungen und gestörten Lieferketten leiden, verzeichnen Digitalkonzerne Rekordgewinne und investieren Milliarden in Innovation. Die Kluft wird sich im laufenden Jahr weiter vergrößern." Die Technologieunternehmen im Top-1000-Ranking verzeichneten im vergangenen Jahr ein Gewinnwachstum von 28 Prozent – die Autoindustrie hingegen ein Minus von neun Prozent, bei der chemischen Industrie betrug der Gewinnrückgang sogar elf Prozent. Dennoch ist Volkswagen (Platz 9) das einzige europäische Unternehmen unter den Top 10 im Umsatzranking.
Die "Gewinn-Kaiser"
Wie beim Umsatz haben Europas Top-Konzerne der Analyse zufolge auch bei der Gewinnentwicklung den Anschluss verloren: Sie mussten im Jahr 2024 einen Rückgang des operativen Gewinns um 6,5 Prozent hinnehmen – die US- und asiatischen Konzerne legten mit plus 8,2 bzw. plus 19,5 Prozent hingegen kräftig zu, so die Studienautor:innen.
Konkret zeigt die EY-Analyse, dass sieben der zehn Unternehmen mit dem höchsten operativen Gewinn ihren Sitz in den USA haben. Mit umgerechnet 191 Milliarden Euro war allerdings Saudi Aramco das bestverdienende Unternehmen der Welt – vor Apple (114 Milliarden Euro) und der Google-Muttergesellschaft Alphabet (104 Milliarden Euro). Das gewinnstärkste europäische Unternehmen war im vergangenen Jahr der Ölkonzern Shell auf Rang 13 im weltweiten Gewinnranking.
Die Pharmabranche wies EY zufolge mit 16,5 Prozent die höchste Gewinnmarge auf. Auf dem zweiten Platz folgen Energieversorger (15,6 Prozent) und die Kommunikations-/Medienbranche mit 15 Prozent. Die niedrigste Marge erzielte die Automobilindustrie (5,8 Prozent).
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