Fotos vom Jahrespressegespräch
Infineon-Chefin will mit KI und Quantencomputing den Turnaround schaffen

In Österreich hat der global agierende Technologiekonzern das Geschäftsjahr 2025 nahezu stabil abgeschlossen, blieb aber in den roten Zahlen. Trotz Ergebnisbelastungen investiert das Unternehmen kräftig in Forschung und neue Fertigungstechnologien.

Infineon Technologies Austria hat im Rahmen eines Jahrespressegesprächs die Zahlen für das Geschäftsjahr 2025 präsentiert. Dieses habe man laut eigenen Angaben in einem von makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten geprägten Umfeld im Rahmen der Erwartungen abgeschlossen. Der Umsatz blieb mit 4,695 Milliarden Euro nahezu stabil und lag um ein Prozent unter dem Vorjahr, das Ergebnis belief sich auf minus 48 Millionen Euro. Belastend wirkten vor allem hohe Leerstandskosten sowie ungünstige Preis- und Wechselkursentwicklungen. Doch im Geschäftsjahr 2026 soll der Turnaround gelingen.

Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria, betonte, Infineon Austria habe sich "im anspruchsvollen Wirtschaftsumfeld behauptet" und das Geschäftsjahr wie erwartet abgeschlossen. Man setze weiterhin konsequent auf Innovation in Kombination mit Effizienz und investiere in Österreich unverändert stark in Forschung und Entwicklung. Die starke Nachfrage nach energieeffizienten Lösungen für KI-Rechenzentren habe das Jahr 2025 maßgeblich geprägt. Mit dem weiteren Ausbau von KI-Datenzentren würden die Anforderungen an leistungsfähige und effiziente Stromversorgungslösungen steigen, wovon Infineon Austria künftig profitieren könne.

Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar

Die Bedeutung reiche jedoch über Rechenzentren hinaus. Auch im Zukunftsfeld Quantencomputing sei das Unternehmen gut für künftiges Wachstum und Technologieführerschaft positioniert. Die enge Verzahnung von Forschung und Produktion am Standort mache Infineon Austria zu einem zentralen Innovationstreiber im Konzern. Herlitschka unterstrich zugleich, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sei "keine Floskel", sondern unabdingbar; neben Fortschritten bei der eigenen Kostenstruktur brauche es auch mutige Schritte bei den Standortfaktoren in Europa und Österreich.

Trotz konjunktureller Marktschwäche investierte Infineon Austria 2025 weiterhin erheblich. Laut eigenen Angaben beliefen sich die Gesamtinvestitionen auf 245 Millionen Euro, vor allem für neue Halbleitermaterialien und den Ausbau der 300-Millimeter-Kapazitäten in Villach. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen demnach auf 721 Millionen Euro, ein Plus von fünf Prozent, was einer Forschungsquote von 15 Prozent entspricht.

KI und Quantencomputing als Wachstumstreiber

Als klarer Wachstumstreiber erwies sich Künstliche Intelligenz. Während die Nachfrage in klassischen Segmenten wie Automobil, Industrie- und Konsumentenelektronik verhalten blieb, konnte der Infineon Konzern den Umsatz mit KI-Anwendungen nahezu verdreifachen und hob die Erwartungen für 2026 auf rund 1,5 Milliarden Euro an. Infineon Austria sei mit Stromversorgungslösungen für KI-Rechenzentren sowie mit Technologien wie 300-Millimeter-GaN und 200-Millimeter-SiC entsprechend positioniert.

Parallel dazu gewinne Quantencomputing an Bedeutung. Mit dem Ausbau des Quantenlabors in Villach und der Bündelung von Know-how adressiert Infineon Austria Themen von skalierbaren Quantenprozessoren bis zu Post-Quantum-Kryptografie. Die Kombination von KI und Quantencomputing eröffne neue Perspektiven für datengetriebene industrielle Anwendungen.

Resilientes Geschäftsmodell

Finanzvorstand Jörg Eisenschmied erklärte, die Geschäftszahlen unterstrichen die Resilienz des Geschäftsmodells. Für 2026 liege der Fokus auf gezielten Investitionen in strategische Wachstumsfelder bei gleichzeitig strengem Kostenbewusstsein. Zudem verlaufe die Umsetzung des konzernweiten Strukturprogramms "Step Up", das auch einen Stellenabbau in Österreich beinhaltet (LEADERSNET berichtete), planmäßig. Die Zahl der Mitarbeiter:innen sank um rund drei Prozent auf 5.787, davon 2.506 in Forschung und Entwicklung. Beschäftigte aus 80 Nationen, ein Akademiker:innenanteil von 60 Prozent und ein stabiler Frauenanteil von 22 Prozent prägten das Arbeitsumfeld.

Technologisch prägten mehrere Meilensteine das Jahr. Dazu zählen die weltweit ersten 300-Millimeter-Galliumnitrid-Power-Wafer, ultradünne Silizium-Leistungswafer mit 20 Mikrometern sowie der Start der 200-Millimeter-Siliziumkarbid-Fertigung in Villach. Ergänzt wurde dies durch die Eröffnung eines Ultra-Wideband-Applikationslabors in Graz.

Nachhaltigkeit weiter im Fokus

Auch Nachhaltigkeit blieb ein zentrales Thema. Am Standort Villach ging 2025 eine Elektrolyseanlage in Betrieb, die die Halbleiterfertigung mit grünem Wasserstoff versorgt. Thomas Reisinger, Vorstand für Operations, sagte, man sichere damit die Wasserstoffversorgung und reduziere CO₂-Emissionen durch grünen Wasserstoff und zertifizierten Ökostrom. Insgesamt wurden in Villach acht Milliarden Chips produziert, deren Einsatz über die Nutzungsdauer hinweg rund 14 Millionen Tonnen CO₂ einsparen soll.

Für seine Fertigungs- und Nachhaltigkeitsleistungen wurde Infineon Austria im Oktober 2025 mit dem Industrial Excellence Award Europe ausgezeichnet. Darüber hinaus engagiert sich das Unternehmen in Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie in Ausbildungs- und Sozialinitiativen, um Innovation und Fachkräftesicherung langfristig abzusichern.

Fotos vom Jahrespressegespräch sehen Sie in der Galerie.

www.infineon.at

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