Fotos PK Wifo & IHS Konjunkturprognosen 2026 & 2027
Österreichs Wirtschaft steht vor einer Erholung mit Vorbehalten

Nach Jahren der Stagnation zeichnet sich hierzulande wieder ein leichtes Wachstum ab. Wifo und IHS erwarten für 2026 und 2027 ein moderates Plus. Industrie und Investitionen stützen den Aufschwung, während Inflation und Budgetdefizit Herausforderungen bleiben.

Österreichs Wirtschaft sieht Licht am Ende des Tunnels. Nach der Stagnation der vergangenen Jahre dürfte sie allmählich wieder auf einen moderaten Wachstumspfad einschwenken. Sowohl das Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) als auch das Institut für Höhere Studien (IHS) rechnen für die Jahre 2026 und 2027 mit einem spürbaren, wenn auch gedämpften Konjunkturaufschwung. Präsentiert wurden die Prognosen am Donnerstag in Wien von Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr, Wifo-Prognoseverantwortlicher Stefan Ederer, IHS-Direktor Holger Bonin und IHS-Prognoseverantwortlicher Klaus Weyerstraß.

Trendwende startete im 2. Halbjahr 2025

Für das Jahr 2025 gehen beide Institute von einem realen Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um rund 0,5 Prozent aus. Während die erste Jahreshälfte noch von einer weitgehend flachen Entwicklung geprägt gewesen sei, habe sich die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte aufgehellt. Beim Wifo heißt es, Österreichs Wirtschaft sei im zweiten Halbjahr erstmals wieder gewachsen. "2026 dürfte sich die Konjunkturerholung verstetigen", so Ederer.

In den kommenden beiden Jahren erwarten die Institute eine moderate Expansion. Das Wifo prognostiziert für 2026 und 2027 jeweils ein Wirtschaftswachstum von über einem Prozent. Das IHS veranschlagt ein Plus von 1,0 Prozent im Jahr 2026 und von 1,1 Prozent im Jahr 2027. Dennoch bleibe die Erholung hinter früheren Aufschwungphasen zurück, unter anderem aufgrund eines Verlusts an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und zunehmender protektionistischer Tendenzen im Welthandel, so das IHS.

Industrie und Investitionen als Stützen

Getragen wird der Aufschwung demnach vor allem von der Industrie und den Investitionen. Laut Wifo dürfte die Industrie den Tiefpunkt Ende 2025 durchschritten haben. In der Folge sollten Exporte und industrielle Wertschöpfung im Einklang mit der Weltwirtschaft wieder zulegen, was auch die Anlageinvestitionen stütze. Beim IHS sieht man ebenfalls eine allmähliche Erholung der Ausrüstungsinvestitionen, begünstigt durch günstigere Finanzierungsbedingungen, Ersatzbedarf und verbesserte Konjunkturaussichten.

Gedämpft soll hingegen die Entwicklung im Bauwesen bleiben. Beide Institute gehen davon aus, dass die Bauwirtschaft erst langsam wieder in Schwung komme. Das IHS erwartet für 2026 und 2027 lediglich moderate Zuwächse bei den Bauinvestitionen. Auch der private Konsum dürfte laut Wifo nur eine begrenzte Dynamik entfalten, da die real verfügbaren Einkommen zunächst stagnierten.

Inflation geht zurück, bleibt aber Thema

Bei der Inflation zeichne sich den Prognosen zufolge eine Entspannung ab, allerdings nur schrittweise. Nach einem Jahresschnitt von rund 3,5 bis 3,6 Prozent im Jahr 2025 dürfte die Teuerung 2026 auf etwa 2,5 Prozent sinken. Für 2027 erwartet das Wifo erneut rund 2,5 Prozent, während das IHS von einem weiteren Rückgang auf 1,9 Prozent ausgeht. Ausschlaggebend seien unter anderem der Wegfall von Basiseffekten bei den Energiepreisen sowie moderatere Lohnabschlüsse. Gleichzeitig wirkten höhere Gebühren und Verbrauchssteuern preistreibend.

Arbeitsmarkt robust, Budget unter Druck

Trotz der schwachen Konjunktur zeige sich der Arbeitsmarkt vergleichsweise stabil. Beide Institute rechnen mit einer leichten Ausweitung der Beschäftigung ab 2026. Die Arbeitslosenquote dürfte schrittweise sinken – laut Wifo bis auf rund sieben Prozent, laut IHS auf 7,1 Prozent im Jahr 2027. Unterstützend wirke dabei auch die demografische Entwicklung, etwa durch die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen infolge des höheren gesetzlichen Pensionsantrittsalters.

Angespannt bleibe hingegen die Lage der öffentlichen Haushalte. Sowohl Wifo als auch IHS sehen einen erheblichen Konsolidierungsbedarf. Das gesamtstaatliche Defizit dürfte zwar leicht zurückgehen, mit rund vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts aber hoch bleiben. Dem Wifo zufolge könnte die Schuldenquote bis 2027 knapp 85 Prozent erreichen. Zuletzt hatte auch der Fiskalrat davor gewarnt, dass Österreichs Budgetdefizite bis 2027 deutlich über der Maastricht-Obergrenze von drei Prozent bleiben dürften (LEADERSNET berichtete).

Absicherung durch verweis auf Abwärtsrisiken

Insgesamt zeichnen die Prognosen das Bild einer vorsichtigen Erholung mit strukturellen Risiken. IHS und Wifo verweisen auf erhebliche Abwärtsrisiken durch geopolitische Konflikte, handelspolitische Unsicherheiten und die vergleichsweise hohe Inflation. Umgekehrt könnten rasch umgesetzte Strukturreformen die Wachstumsaussichten verbessern, so Holger Bonin. Mit diesem Hinweis sichern sich die Institute auch davor ab, erneut ins Fadenkreuz der Regierung zu kommen. Diese führt Österreichs hohes Budgetdefizit ja auch auf aus ihrer Sicht falsche Prognosen der Wirtschaftsforscher:innen zurück.

Fotos von der Pressekonferenz sehen Sie in der Galerie.

www.wifo.ac.at

www.ihs.ac.at

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