Interview mit Helmut Mojescick
Zwischen Weihnachtszauber, Pulverschnee und Heli-Flug

Weihnachtszeit in den Alpen bedeutet für viele Erholung, Familie und Skifahren. Doch gerade in diesen Tagen steigt die Zahl der Pistenunfälle und mit ihnen die Folgen, die kaum jemand auf dem Radar hat. Was auf der Piste in Sekunden zwischen zwei Schwüngen passiert, kann Wochen, Monate oder sogar ein ganzes Leben prägen. In dieser Interviewserie gibt Helmut Mojescick, Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler in der WK-Wien, spannende Einblicke und zeigt, worauf es wirklich ankommt. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Mojescick, viele Menschen verbinden Skifahren mit Freiheit, Bergen und Leichtigkeit. Doch was passiert, wenn aus dieser Leichtigkeit Belastung wird?

Mojescick: Stellen Sie sich eine perfekt präparierte Piste am zweiten Weihnachtsfeiertag vor. Blauer Himmel, Pulverschnee, lachende Familien. Zwei Fahrer sind etwas zu schnell unterwegs, einer verliert die Kontrolle – beide stürzen. Einer steht wieder auf, der andere nicht. Plötzlich geht alles sehr schnell: Bergrettung, Notarzthelikopter und ab ins nächste Krankenhaus. Noch vor einer Stunde war man im Hotel beim Frühstück – jetzt liegt man in der Notaufnahme.

LEADERSNET: Welche Folgen ergeben sich für Geschädigte und Verursacher:innen?

Mojescick: Sobald mehr als eine Person beteiligt ist, gibt es automatisch zwei Seiten: den:die Geschädigten und den:die Schädiger:in. Dem:der Geschädigten ist der Verdienstentgang – im Ernstfall bis zur Pension – und das Schmerzengeld; der Sozialversicherung die Behandlungskosten (Sozialversicherungsregress) zu ersetzen. Bei einigen Berufen reicht bereits die Funktionsbeeinträchtigung eines einzelnen Fingers zur Berufsunfähigkeit (Musiker:innen, Uhrmacher:innen, Chirurgen/Chirurginnen,…). Der Schädiger haftet dabei für den angerichteten Schaden.

LEADERSNET: Viele gehen davon aus, dass "eh jemand zahlt".

Mojescick: Das ist einer der weitverbreitetsten Irrtümer unserer Zeit. Im Leben gibt es selten jemanden, der automatisch einspringt. Wenn ein Hubschrauber abhebt, kostet er. Wenn ein Zahnersatz notwendig wird, kostet er. Wenn man längere Zeit nicht arbeiten kann, kostet das. Die Frage ist nicht, ob jemand zahlt. Die Frage ist: Wer? Und je nachdem, ob ich der:die Geschädigte oder der:die Verursacher:in bin, brauche ich völlig unterschiedliche Unterstützung.

LEADERSNET: Wie sieht die Situation aus, wenn ich den Unfall schuldhaft verursacht habe?

Mojescick: Wer einen Unfall schuldhaft verursacht, haftet nach österreichischem Recht unlimitiert – mit allem, was man besitzt, und in Zukunft besitzen wird – das Gesetz fragt nicht nach Vermögen, sondern nach Verantwortung. Wenn der:die Geschädigte aufgrund der Verletzung seinen Beruf nicht mehr ausüben kann, reden wir von Schadenersatzsummen, teilweise bis in Millionenhöhe.

LEADERSNET: Italien zum Beispiel geht beim Thema Privathaftpflichtversicherung strenger vor.

Mojescick: Richtig. In Italien bekommt man ohne Nachweis einer Privat- und Sporthaftpflichtversicherung keine Liftkarte – auch nicht für einen einzigen Tag. Dort hat man verstanden, dass Sicherheit kein Luxus ist, sondern Fairness. Warum das in Österreich noch immer nicht gilt, ist eine politische Frage, die seit Jahren unbeantwortet bleibt.

LEADERSNET: Und wenn ich der:die Geschädigte bin?

Mojescick: Dann hat der:die Unfallgegner:in hoffentlich eine Haftpflichtversicherung, die für den Schaden aufkommt, denn wenn nicht, muss der:die Schädiger:in die Kosten selbst bezahlen. Doch wenn jemand nichts hat, kann man ihm auch nichts wegnehmen. Zur eigenen Sicherheit würde uns eine private Unfallversicherung helfen und um Ansprüche bei Gericht durchsetzen zu können, eine Rechtsschutzversicherung – wobei selbst ein Urteil nicht hilft, wenn bei dem:der Gegner:in nichts zu holen ist.

LEADERSNET: Was passiert, wenn der:die Unfallgegner:in aus dem Ausland kommt?

Mojescick: Dann beginnen häufig die wirklichen Probleme. Unterschiedliche Rechtssysteme, Sprachbarrieren, unklare Zuständigkeiten. Wer keine Absicherung für Rechtsstreitigkeiten hat, steht sehr schnell allein da. Man muss beweisen, was passiert ist, Ansprüche durchsetzen, oft über Anwälte im Ausland.

LEADERSNET: Was geben Sie unseren Leser:innen mit?

Mojescick: Die Weihnachtszeit in den Bergen soll bleiben, was sie ist – die schönste Zeit des Jahres. Aber echte Unbeschwertheit entsteht nicht durch Verdrängung, sondern durch Vorsorge. Bevor Sie den ersten Schwung setzen, nehmen Sie sich drei Minuten Zeit für eine Frage: Wenn heute etwas passiert – bin ich geschützt? Wenn die Antwort "ich glaube schon" lautet, dann ist es Zeit, genau hinzusehen. Auf der Piste entscheiden Sekunden – im Leben die Entscheidungen davor.

www.wiener-versicherungsmakler.at

Zur Person und weitere Infos

KR Helmut Mojescick ist Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler in der WK-Wien, unterrichtet an diversen Universitäten und Fachhochschulen, ist gerichtlich beeideter Sachverständiger und Experte für Versicherungsfragen.

Legen Sie Wert auf Information? Die Wiener Versicherungsmakler:innen stehen Ihnen bei Fragen und Anliegen gerne zur Verfügung und beraten Sie ungebunden, individuell und angepasst auf Ihre Lebens- und Risikosituation. Dieser QR-Code führt zu einer umfangreichen Berater:innensuche.

© Wirtschaftskammer Wien Die Versicherungsmakler

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