Bitte nicht aufregen …

Isabella Krumhuber expressis verbis über Mundschutz, Apps und Einkaufsboykott.

Also entweder liegt es an den mittlerweile schwer zu unterdrückenden Lagerkoller-Anfällen bei den lieben Mitbürgerinnen und Mitbürgern oder wie ist es sonst zu erklären, dass plötzlich jeder über jeden und jedes schimpft und sich aufregt. Teilweise wird das ja richtig aggressiv – und das nicht nur in den sozialen Medien. Dort aber mittlerweile massiv. Das stimmt mich ehrlich gesagt bedenklich.

Ich bestreite nicht, dass die wirtschaftliche Situation prekär und die Arbeitslosigkeit unfassbar hoch ist. Da geht's um Existenzen, um Jobs, um gerade gegründete Firmen oder auch um langjährig aufgebaute Unternehmen, die in Gefahr sind. In der Gastronomie/Tourismus/Hotellerie ist sowieso g'rad alles Horror.

Ich beneide die Bundesregierung und deren Krisenstab-Mitglieder in keinster Weise. Sind alle Maßnahmen super? Notwendig? Zu früh getroffen? Zu spät? Da rede ich noch gar nicht davon, dass die ja quasi Schuld tragen, dass ich bald ausschau wie eine Mischung aus Mon ChiChi und Gremlin, aber das ist eine andere Geschichte. Ich will das alles nicht entscheiden und beschließen müssen. Kann auch nach hinten losgehen. Weil Krise hin oder her – letzten Endes geht es um Vertrauen und am Ende des Tages um Wählerstimmen.

Warum ist es eigentlich Aufgabe des Handels?

Grundsätzlich kann man viel kritisieren und ich bin natürlich auch dafür, alle Maßnahmen, Verordnungen, Öffnungen oder Schließungen, Lock- oder Shut-Downs zu hinterfragen, weil da ja schon auch kommunikationstechnisch ein paar Schnitzer passiert sind. Die Regelung des verpflichtenden Mundschutzes ist so ein Beispiel. Eh super, nur leider gibt es die Masken derzeit nicht so rasend flächendeckend und es wurde auch vergessen zu erwähnen, dass die Handelsfirmen die Dinger nicht gratis kriegen, sondern diese zahlen müssen.

Also versteh ich diese – fast schon – Hysterie und Aufregung nicht, dass das "ein Wahnsinn" und "eine Frechheit" ist, und Rufe nach einem "Einkaufsboykott bei Rewe" laut werden, weil der Rewe-Konzern es wagt, einen Euro (!) für die Ausgabe dieser Masken an Kunden zu verlangen.Echt jetzt? Von diesem Euro geht außerdem noch ein Teil ans Rote Kreuz. Also, mit einem Euro zu helfen und Verschwendung vorzubeugen – der Idee kann ich was abgewinnen.

Ich stell mir außerdem die Frage: Warum ist es eigentlich Aufgabe des Handels, dafür zu sorgen, dass die Menschen genügend Masken haben? Und wenn sie schon netterweise ausgegeben werden, warum muss das bitte sehr alles gratis sein? Damit man sie dann achtlos wegwirft, wie zahllose Bilder beweisen? Scheinbar ist es auch hier so: Was nichts kostet, ist nichts wert. Es sei bei dieser Gelegenheit erwähnt, dass es mittlerweile genügend regionale Unternehmen gibt, die echt supersüße, tolle, funktionsfähige und vor allem wiederverwendbare Masken produzieren. Eine gute Gelegenheit, auch die KMUs und EPUs zu unterstützen. Und wer das nicht will, soll bitte ein Tuch (auch Geschirrtuch), einen Schal oder einen Kissenüberzug dafür verwenden. Aber scheinbar sieht man vor lauter Aufregung über "überteuerte" Masken die verschiedenen Möglichkeiten der Mundschutze nicht mehr.

Ob diese "Rot Kreuz"-App mein Leben noch mehr durchleuchtet als das Facebook, WhatsApp, sämtliche Kundenbindungsprogramme etc. nicht eh schon macht, kann ich mir nicht vorstellen. Und wenn es hilft, diesen Virus früher zu besiegen, dann bitte, sehr gerne, da bin ich dabei. Und die, die das nicht wollen: Ladet sie einfach nicht runter.

Das Leben nach Mon Chi Chi

Aber ich bitte und hoffe inständigst, dass die Menschen diese und nächste Woche so vernünftig sein werden, dass sie trotz aller Öffnungen von Geschäften die Verordnungen einhalten und zu Hause bleiben und jetzt nicht loszischen und alles, was jetzt wieder offen hat, zu stürmen oder Osterhasen-Partys zu veranstalten! Dazu braucht's auch hoffentlich keine Verordnungen, es reicht eine gute Portion Hausverstand.

Also folgendes: Haltet zusammen, aber Abstand, helft all jenen, die Hilfe brauchen, regt's euch nicht wegen 1-Euro-Masken auf und lassen wir die Kirche bitte im Dorf. Yoga, atmen und zur Not Schokolade, eine Flasche Wein oder ähnliches helfen da ganz gut gegen aufkeimende Aggressionen und Anflüge von Tourette-Syndromen.

Weil, abgesehen davon, dass ich nicht nochmal einen kompletten Lock-Down erleben will, würd ich gern heuer noch – mit Familie und Freunden – in einem sonnig/schattigen Schanigarten sitzen, gemütlich ein paar gut gekühlte Getränke und dazu passendes Essen zu mir nehmen und jobtechnisch wieder schöne Projekte und Events durchführen sowie mit meinen Kolleginnen und Kollegen wieder mal Face-to-Face plaudern. Aber vor allem will ich, dass mein Friseur-Termin hält im Mai!

Gesund bleiben und durchhalten.


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Liebe Frau Krumhuber,
wir geben heute Amazon, Google, Facebook und Co freiwillig all unsere Daten ohne mit der Wimper zu zucken. Diese Unternehmen wissen so ziemlich alles über uns.
Was würden Sie tun, wenn Ihnen Amazon verbieten würde, ohne Smartphone die Wohnung zu verlassen? Was würden Sie sagen, wenn Sie von Google dafür bestraft werden würden?
Viele von uns stehen vor großen existenziellen Sorgen und Nöten, sie würden alles geben, damit das ein Ende hat. Alle die irgendwie klar denken können, müssen meiner Meinung nach gut aufpassen wo wir jetzt hinsteuern und die "neue Normalität" hinterfragen - für uns alle.
Herzliche Grüße und alles Gute
Ursula Hüttner, Studio 44
Liebe Frau Krumhuber,
ich kann mich Ihrem heutigen Kommentar nur vollinhaltlich anschließen. Die Situation ist für alle schwer genug, da muss ich nicht noch nörgeln und schimpfen. Die abgesagten Events treffen uns auch hart und meine Mitarbeiter sitzen auch im Homeoffice und würden viel lieber nette Kundentermine haben. Optimismus ist angesagt und das Träumen von Schanigärten und Treffen mit Familie und Freunden und bis dahin verschicke ich, dank Onlineshops (natürlich österreichische), Kochbücher und Schokolade an meine Lieben.
Ich wünsche Ihnen Geduld, Durchhaltevermögen und Gesundheit.

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