Die ÖBB werden heuer 100 Jahre alt. Am Freitag hat das Unternehmen die Bilanz für das Jahr 2022 präsentiert. Dabei zeigte sich, dass Herausforderungen wie Pandemie, steigende Energiepreise, Inflation und Arbeitskräftemangel ganz ordentlich gemeistert wurden.
447 Millionen Fahrgäste
Hauptverantwortlich dafür war die positive Fahrgastentwicklung. Im Fernverkehr gab es 2022 mit fast 42 Millionen Fahrgästen sogar einen Rekord. Insgesamt sind knapp 447 Millionen Menschen im vergangenen Jahr mit dem Zug bzw. mit dem Postbus gefahren, 38 Prozent mehr als 2021. 2019, vor Ausbruch der Corona-Pandemie, waren es allerdings rund 477 Millionen Fahrgäste. Diesen Rekord wollen die ÖBB zu ihrem 100 Jahre-Jubiläum knacken. Die Pünktlichkeit litt unter den steigenden Passagierzahlen etwas. Sie lag 2022 bei 95,5 Prozent im Gesamtsystem (2021: 96,7 Prozent). Damit zählt das Unternehmen laut eigenen Angaben dennoch weiterhin zu den pünktlichsten Bahnen in Europa.
Der Güterverkehr entwickelte sich mit 88 Millionen Nettotonnen Transportleistung mengenmäßig leicht rückläufig, der Umsatz stieg allerdings um drei Prozent. Und in der ÖBB Infra gab es aufgrund der steigenden Energiekosten ein Minus. Gesamtwirtschaftlich betrachtet konnten die ÖBB das Jahr 2022 mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 193,2 Millionen Euro abschließen und es damit um 14 Prozent steigern (2021: 170 Millionen Euro).
Personenverkehr als Zugpferd
ÖBB Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä begründete das ordentliche Ergebnis im Rahmen der Bilanzpräsentatione so: "Bahnfahren liegt voll im Trend und das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Für 2023, dem 100. Jahr unseres Bestehens, erwarten wir über 480 Mio. Fahrgäste und damit einen neuen Fahrgastrekord."
Arnold Schiefer, Finanzvorstand des Unternehmens, ergänzte: "Das positive Konzernergebnis ist vor allem dem Personenverkehr zu verdanken. Er war unser sprichwörtliches Zugpferd. Das vorliegende Ergebnis ist ein starkes Signal an den Kapitalmarkt, um auch weiterhin günstige Finanzierungskonditionen zu gewährleisten. Die Investitionen in den vergangenen Jahren in Fahrzeuge und das Schienennetz haben diesen Erfolg erst möglich gemacht. So konnten wir im Jahr 2022 rund 1,2 Milliarden Euro in qualitätserhaltende Maßnahmen ins Bestandsnetz tätigen." Darum, Schiefer weiter, "ist ein gutes Bestandsnetz die Basis für eine sichere und pünktliche Zugfahrt".
Investitionen und Mitarbeiterzahl
Der Konzern investierte im Vorjahr 3,9 Milliarden Euro vor allem in Ausbau und Erneuerung. Der größte Anteil wurde davon in die Schieneninfrastruktur investiert, unter anderem in den Ausbau der Süd- und Weststrecke, der weiteren Elektrifizierung von Regionalbahnen oder in die Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride-Anlagen. Auch Schallschutz- und Sicherheitsmaßnahmen bildeten einen Investitionsschwerpunkt im abgelaufenen Geschäftsjahr. Ein neuer Fokus wurde auf Investitionen in Kraftwerke und Photovoltaik- sowie Windkraftanlagen gesetzt.
Im Frühling 2022 wurde zudem der neue ÖBB Bildungscampus in St. Pölten eröffnet, der auch für Nachschub bei den Mitarbeiter:innen sorgen soll. Der Gesamtkonzern zählt zu den größten Arbeitgebern Österreichs. Per 31. Dezember 2022 waren konzernweit 42.603 (2021: 41.898) aktive Mitarbeiter:innen (ohne Lehrlinge) beschäftigt.
Licht und Schatten beim Ausblick
Die Planung für 2023 und der Mittelfristplan 2024 bis 2028 sei von den Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sowie einem insgesamt inflationären Umfeld geprägt. Stark steigende Faktorkosten (u. a. Energie, Personal, Material) sowie Zinserhöhungen würden für ein herausforderndes Planungsumfeld sorgen. Die ÖBB rechnen zwar mit einem Anhalten des "Bahnbooms" und einem Fahrgastrekord, aber mit einem rückläufigen, wenn auch deutlich positiven Ergebnis.
www.oebb.at
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