So funktionieren die Newsrooms der Zukunft

"New Work": Chefredakteure, Geschäftsführer und Mitglieder von Belegschaftsvertretungen zeichnen ein Stimmungsbild.

In der aktuellen Studie "Newsroom im Home-Office – flexibler, kleiner … und komplexer – Wie die Gesundheitskrise die Newsrooms in Deutschland, Österreich und der Schweiz verändert" untersucht der Journalist und Medienmanager Marcus Hebein, wie die großen tagesaktuellen Medienhäuser im DACH-Raum die immensen Auswirkungen der Gesundheitskrise bewältigen und zeichnet ein Bild der Zukunft der Newsrooms. 53 Vertreter – Chefredakteure, Geschäftsführer und Mitglieder von Belegschaftsvertretungen – aus 36 der wichtigsten und größten Redaktionen der drei Länder haben an der Studie teilgenommen.

Eingerissene Redaktionsmauern

Vor etwas mehr als 20 Jahren haben Medienhäuser begonnen, in ihren Redaktionen Mauern einzureißen. Nahezu alle haben seither Newsrooms gebaut und ihre Journalistinnen und Journalisten Seite an Seite in offene, große Räume gesetzt. Der Newsroom wurde zum zentralen architektonischen Fundament der Arbeitsabläufe von Redaktionen.

Seit März 2020 sind die Newsrooms leergefegt. Von einem Tag auf den anderen wurde an tausenden Arbeitsplätzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz plötzlich für Monate kein Computer mehr hochgefahren. Aber: Die Produktion lief trotzdem auf Hochtouren.

Die wichtigsten Ergebnisse

Hybrid-Modelle werden sich durchsetzen, Home Office wird zum Normalfall in Redaktionen. Mindestens ein Drittel der Mitarbeitenden in Redaktionen wird künftig regelmäßig von zu Hause arbeiten. Zuvor war Home Office in Redaktionen als reguläres Arbeitsmodell praktisch nicht existent. Damit verbunden werden die  Newsrooms kleiner – zumindest ab bestimmten Größenstrukturen sind mittelfristig Flächenrückgänge zu erwarten. Damit einhergehend wird sich auch die Infrastruktur ändern und Ausstattung und Design von Meeting-Räumen werden wesentlich an Wert gewinnen.

Mehr und neue Berufsbilder werden in die Newsrooms einziehen und dort gemeinsam mit Journalisten arbeiten. Für Medienhäuser wird eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema "New Work" notwendig sein, um ihre Marke und ihr Image positiv zu unterstützen – und um am Arbeitsmarkt auch attraktiv für qualifizierte Mitarbeiter und Young Professionals mit neuen Ansprüchen zu bleiben.

Und was fehlt nach einem Jahr Home-Office am meisten? Es ist der Kaffeeplausch, die informelle Kommunikation. Es war das eindeutigste Ergebnis von mehr als 60 Fragestellungen der Umfrage. Nahezu allen Chefredakteure, Geschäftsführer und Mitgliedern von Belegschaftsvertretungen fehlt – in seltener Einigkeit – der kurze Talk in der Redaktionsküche.

Die Eckdaten

Für die Untersuchung wurde eine quantitative Umfrage unter Experten zwischen 1. Februar 2021 und 10. März 2021 durchgeführt. 53 Vertreter aus 36 Redaktionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (TV/Öffentlich-rechtliche/Private, Print/Digital-Redaktionen, Radio, Nachrichtenagenturen) haben an der Umfrage teilgenommen. 34 Personen aus dem leitenden Management (Chefredakteure, Geschäftsführer) und 19 Mitglieder von Belegschafts- oder Redaktionsvertretungen (aus der Schweiz und aus Österreich). (red)

www.hebein.de

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV