KTM ist die angestrebte Sanierung auf den letzten Metern gelungen. Der insolvente Motorradhersteller hatte bis Freitag (23. Mai) Zeit, um die für die Erfüllung der Sanierungsplanquote von 30 Prozent notwendigen rund 600 Millionen Euro aufzutreiben. Und das scheint nun vollbracht zu sein.
So teilte der Mutterkonzern Pierer Mobiltiy in der Nacht auf Dienstag via Ad-hoc-Mitteilung mit, dass das Finanzierungspaket für die KTM-Sanierung gesichert sei. Damit scheinen die drei insolventen Unternehmensteile (KTM AG, der KTM Components GmbH und der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH) gerettet zu sein. Das hat wohl auch für ein großes Aufatmen bei allen Betroffen gesorgt. Dazu zählen unter anderem die verbliebenen Mitarbeitenden, die Zuliefererbetriebe, die Kund:innen, die Gläubiger:innen und alle weiteren Jobs in der Region, die von großen Unternehmen abhängig sind (Bäckereien, Händler:innen, Gastrobetriebe, etc.).
Finanzierung gesichert
Konkret heißt es in der Mitteilung: "Die Pierer Mobility AG und die KTM AG haben soeben, vorbehaltlich des Abschlusses der erforderlichen Verträge, Finanzierungszusagen erhalten, die sicherstellen, dass die Quotenzahlungen zur Erfüllung der
Sanierungspläne der KTM AG, der KTM Components GmbH und der KTM."
Bei KTM CEO Gottfried Neumeister war die Erleichterung groß. "Die gesicherte Finanzierung ist ein starkes Signal für das Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und unsere Marken", so Neumeister, dem offensichtlich ein großer Stein vom Herzen gefallen ist. Gleiches dürfte für politische Vertreter:innen aus Oberösterreich gelten. Landeshauptmann Thomas Stelzer und Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner sagten am Dienstag: "Die Bekanntgabe durch die Pierer Mobility und ihr Tochterunternehmen KTM, dass eine Finanzierungszusage zur Erfüllung der 30-Prozent-Barquote im KTM-Insolvenzverfahren vorliegt, was auch von Sanierungsverwalter Peter Vogl bestätigt wurde, ist ein erfreuliches positives Signal für den Leitbetrieb, dessen Mitarbeiter:innen sowie für die Zulieferbetriebe und das Innviertel." Weiters halten beide fest: "Die Absicherung des Standorts von KTM in Oberösterreich und damit der Arbeitsplätze im Innviertel haben weiterhin höchste Priorität auch für die Landespolitik." Denn eine Standortgarantie muss die Rettung ja nicht unbedingt bedeuten.
Ganz durch ist die Sanierung aber noch nicht. Denn die 600 Millionen müssen bis 23. Mai am Treuhandkonto des Sanierungsverwalters Peter Vogl einlangen. Nachdem es zuletzt für die Beschäftigten mit dem erneuten Produktionsstopp, der bis Ende Juli dauern soll (LEADERSNET berichtete), und einem Milliarden-Verlust des Mutterkonzerns Pierer Mobility (LEADERSNET berichtete) zwei Hiobsbotschaften gab, scheint nun endlich der Befreiungsschlag geglückt zu sein.
Die Rettung bahnte sich bereits am vergangenen Wochenende an. Denn laut Medienberichten soll sich der indische Mehrheitseigentümer Bajaj, der bereits rund 200 Millionen Euro für die Sanierung locker gemacht hat, bei drei Großbanken ein Darlehen von mehr als 500 Millionen Euro gesichert haben. Laut Expert:innen dürfte das Geld für die Erfüllung des KTM-Sanierungsplans verwendet werden.
KTM will sich erst am Donnerstag mit Details zur Finanzierung zu Wort melden. Dann werden wir erfahren, ob es sich beim "Retter" tatsächlich nur um Bajaj handelt, oder auch noch weitere Investor:innen mit an Bord sind.
Kreditschützer erleichtert
Bei dieser Insolvenz handelt es sich um eine der größten in Österreichs Wirtschaftsgeschichte - in Oberösterreich markiert sie sogar den unrühmlichen Spitzenplatz. Rund 3.850 Gläubiger:innen (1.250 Lieferant:innen und Banken sowie 2.600 Dienstnehmer:innen) haben Insolvenzforderungen in Höhe von rund 2,2 Milliarden Euro angemeldet, die vom Sanierungsverwalter Peter Vogl geprüft wurden. Im gerichtlichen Anmeldungsverzeichnis sind rund zwei Milliarden Euro dieser Forderungen als anerkannt und festgestellt eingetragen. Ein Volumen von rund 200 Millionen Euro wurde vom Sanierungsverwalter bestritten.
"Aus Gläubigersicht ist die Fortführung des Unternehmens wirtschaftlich sinnvoll. Bei einer insolvenzgerichtlichen Schließung und Zerschlagung des Unternehmens würden die Gläubiger:innen eine Verteilungsquote von knapp unter 15 Prozent erhalten", erläuterte Karl-Heinz Götze vom KSV1870 nach dem Bekanntwerden der geglückten Finanzierung.
www.ktm.com
www.pierermobility.com
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