KTM-Mutter in Turbulenzen
Pierer Mobility machte im Vorjahr fast 1,2 Milliarden Euro Verlust

| Tobias Seifried 
| 29.04.2025

Beim Mutterkonzern des insolventen Motorradbauers KTM brach auch der Umsatz massiv ein. Zudem wurde die Belegschaft im abgelaufenen Geschäftsjahr um mehr als 1.800 Mitarbeiter:innen reduziert.

Nachdem Pierer Mobility den eigentlich für Ende April angekündigten Jahresfinanzbericht 2024 verschoben hatte (LEADERSNET berichtete), wurden nun einige Finanzkennzahlen via Ad-hoc-Meldung vorgelegt. Laut dem Mutterkonzern von KTM handelt es sich dabei um vorläufige und provisorische Finanzkennzahlen, die der Prüfung unterliegen. Dennoch verheißen sie nichts Gutes. Denn demnach hat das Unternehmen im Vorjahr einen Verlust von 1,188 Milliarden Euro eingefahren. Gleichzeitig sei der Konzernumsatz auf rund 1,9 Milliarden Euro (Vorjahr: rund 2,7 Milliarden Euro) eingebrochen, was einem Rückgang von rund 29 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2023 entspreche.

KTM-Sanierung soll 1,3 Milliarden Euro bringen

Als Grund für die Verzögerung des Jahresfinanzberichts wurde der laufende Investorenprozess für die KTM-Sanierung genannt. Wie berichtet, muss der insolvente Motorradbauer bis 23. Mai 2025 rund 600 Millionen Euro auftreiben, um die Gläubigerforderungen des Sanierungsplans erfüllen zu können. Sollte das nicht gelingen, wovon der Vorstand laut eigenen Angaben nicht ausgehe, müsste eine Bilanzierung zu Zerschlagungswerten vorgenommen werden. Seit 28. April steht das KTM-Werk in Mattighofen wegen fehlender Bauteile erneut still – dieses Mal soll der Produktionsstopp drei Monate dauern (LEADERSNET berichtete). Nach den derzeitigen Plänen und vorbehaltlich eines positiven Abschlusses des Investorenprozesses sollen alle vier Produktionslinien ab Ende Juli 2025 wieder im Betrieb sein.

Die vorgelegten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr sehen nicht gerade rosig aus. Laut Pierer Mobility liegt das operative Ergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) bei -484 Millionen Euro. Im deutlich stärker negativen EBIT seien demnach Wertberichtigungen von insgesamt -854 Millionen Euro enthalten. Von der Sanierung der drei insolventen KTM-Sparten (KTM AG, der KTM Components GmbH sowie der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH) erwartet sich der Konzern eine deutliche Verringerung der Nettoverschuldung. Konkret geht man von einem Sanierungsgewinn von rund 1,3 Milliarden Euro aus. Damit wäre auch das Eigenkapital wieder deutlich, im hohen dreistelligen Millionenbereich, positiv, heißt es in der Ad-hoc-Meldung.

Mitarbeiterzahl und Lagerbestand

Aus den vorläufig vorgelegten Zahlen gehen auch Entwicklungen hinsichtlich Personal- und Lagerbestand hervor. Demnach sank die Mitarbeiterzahl der Pierer Mobility-Gruppe zwischen Anfang 2024 und Ende März 2025 um mehr als 1.850 Mitarbeiter:innen. Zum 31. Dezember 2024 waren demnach 5.310 Mitarbeitende beschäftigt, im Vergleich zu 6.184 im Vorjahr. Davon entfielen 4.099 Mitarbeiter:innen auf Österreich (Vorjahr: 5.020). Somit habe sich die Mitarbeiterzahl im Geschäftsjahr 2024 um 874 Personen reduziert. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 kamen weitere rund 750 abgebaute Stellen hinzu. Zudem werde durch den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der italienischen MV Agusta im ersten Halbjahr 2025 ein weiterer Rückgang von mehr als 220 Mitarbeiter:innen erwartet.

Im Geschäftsjahr 2024 verkaufte die Gruppe 292.497 Motorräder, darunter etwa 60.000 über den indischen Partner Bajaj Auto. Dies sei ein Rückgang von rund 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (372.511 Motorräder). Auf dem europäischen Markt wurden rund 110.000 Einheiten abgesetzt, was einem Anteil von 38 Prozent am Konzernabsatz entspreche. Nordamerika trug 24 Prozent bei, Indien und Indonesien – über Bajaj – 21 Prozent und die übrigen Absatzmärkte 17 Prozent. Durch die gezielte Reduzierung des Produktionsvolumens auf rund 230.000 Motorräder konnte man die weltweiten Lagerbestände im Jahr 2024 um rund 40.000 Einheiten beziehungsweise 18 Prozent senken. Dieser strategisch geplante Lagerabbau stelle einen wesentlichen Bestandteil des Sanierungsplans dar, so Pierer Mobility.

In der Fahrrad-Sparte verzeichnete die Gruppe laut den vorläufigen Zahlen einen Absatz von 106.311 E-Bikes und Fahrrädern – ein Rückgang von etwa 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (155.859 Stück). Hauptgrund hierfür sei der Verkauf der Marke R Raymon gewesen. Die Pierer Mobility-Gruppe möchte sich vorzeitig im Laufe des Geschäftsjahres 2025 vollständig aus dem Fahrradgeschäft zurückziehen. Die bestehenden Lagerbestände der Husqvarna- und Gasgas-Elektrofahrräder sollen abverkauft werden, während für die 70-prozentige Beteiligung an der Marke Felt derzeit strategische Optionen geprüft werden.

www.pierermobility.com

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