Interview mit Corinna Hintenberger & Daniel Zieser
"Vielfalt im Denken ist kein Risiko, sondern das größte Potenzial"

Im LEADERSNET-Interview sprechen Corinna Hintenberger und Daniel Zieser, Gründer von The Good Unicorn Ventures und Sieger der Puls 4-Show "Business Champion", u. a. über mutige Eventformate jenseits des Gewöhnlichen, die Kraft echter Verbindungen und warum nachhaltiger Erfolg nicht an Follower-Zahlen, sondern an Haltung und Vertrauen gemessen wird. Zudem verraten sie, wie die Angst des Scheiterns die Innovationskraft von Start-ups beeinflusst, wie man den Schritt in die Sichtbarkeit meistert, und was sie jungen Gründer:innen raten würden. 

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Hintenberger, sehr geehrter Herr Zieser, wie unterscheidet sich The Good Unicorn Ventures im Bereich Business-Events von klassischen Eventagenturen, insbesondere durch Formate wie Helikopter-Transfers und TV-inspirierte Speaker-Formate?

Corinna Hintenberger & Daniel Zieser: "Ein gutes Event verbindet Menschen. Ein großartiges Event verändert, wie sie über dein Business denken." Genau das ist unser Anspruch. Mit The Good Unicorn Ventures GmbH haben wir eine Eventagentur gegründet, die sich darauf spezialisiert hat, Business-Events zu Erlebnissen zu machen. Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, echte Communitys aufzubauen, Kund:innen und Mitarbeiter:innen zu begeistern und langfristige Bindung zu schaffen. Denn gerade in einer Zeit, in der alles digital und schnelllebig geworden ist, schaffen gut gemachte Events etwas, das keine App kann: Verbindung, Vertrauen und Wirkung – live, spürbar, gemeinsam.

Dabei setzen wir bewusst auf Formate, die überraschen, emotional berühren und in Erinnerung bleiben – exklusive Momente, die mehr sind als ein schöner Rahmen. Wir gestalten Events so, dass sie Gefühle auslösen und eine Geschichte erzählen, die mit der Marke verbunden wird. Ob Helikopter-Transfer, Speaker-Stage oder Workation am Schiff: Es geht uns nie um den Wow-Effekt allein – sondern darum, was im Inneren der Gäste ankommt. Und genau das macht den Unterschied.

LEADERSNET: Wie haben Sie beide sich als Duo ergänzt – gab es unterschiedliche Sichtweisen, und wie haben Sie daraus eine gemeinsame Stärke gemacht?

Hintenberger & Zieser: Ja, wir hatten unterschiedliche Sichtweisen. Daniel denkt strategisch, trifft schnelle Entscheidungen und hat sofort Lösungen parat, wenn's brennt. Corinna ist detailverliebt, empathisch und kümmert sich um alles, was Menschen spüren – von der Atmosphäre bis zum letzten Social-Media-Post.

Besonders spannend war, wie sich das im Wettbewerb gezeigt hat: Während Daniel die Aktionen mit Blick auf das Spiel und den Gewinn geplant hat, hat Corinna parallel die Community aktiviert, die Gäste emotional abgeholt und das Erlebnis stimmig gemacht. Natürlich gab es auch Diskussionen – im Nachhinein waren gerade diese wertvoll. Denn genau da, wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen, entsteht Neues. Unsere größte Stärke als Duo war, dass wir nicht versucht haben, gleich zu denken – sondern einander zu vertrauen.

Unser Learning: Das Beste entsteht oft nicht, wenn alle einer Meinung sind, sondern wenn man Vielfalt zulässt. Und genau das können wir anderen Gründer:innen mitgeben: Vielfalt im Denken ist kein Risiko, sondern euer größtes Potenzial.

LEADERSNET: Die Follower-Zahl ist oft die Währung des Digitalzeitalters. Dennoch haben Sie es geschafft, die neue Puls 4-Show "Business Champion" mit Philipp Maderthaner als Host mit der kleinsten Social-Media-Reichweite aller Teams – unter 5.000 Follower – zu gewinnen. Warum greift der Zugang, dass Reichweite der Schlüssel zum Erfolg ist, zu kurz?

Hintenberger & Zieser: Reichweite kann Sichtbarkeit bringen – aber sie ersetzt keine Beziehung. Gerade im Business ist es ein gefährlicher Trugschluss, Erfolg allein an Follower-Zahlen zu knüpfen. Denn was wirklich zählt, ist nicht, wie viele Menschen erreicht werden – sondern wie stark die Verbindung zu ihnen ist. Eine kleine, engagierte Community schlägt jede anonyme Masse. Menschen kaufen nicht wegen einer Zahl am Profil, sondern weil sie Vertrauen spüren, sich verstanden fühlen und weil ein echtes Bedürfnis angesprochen wird. Wer das schafft, braucht keine 100.000 Follower, sondern eine klare Haltung und ein gutes Angebot.

Der Fokus sollte also nicht auf mehr Reichweite um jeden Preis liegen, sondern auf Relevanz, Beziehung und Resonanz. Fragen, die sich Unternehmer:innen stellen sollten, sind z. B.: "Kenne ich meine Zielgruppe wirklich – und spreche ich ihre Sprache?", "Liefert mein Content echten Mehrwert oder nur Sichtbarkeit?" und "Bin ich greifbar als Mensch – oder nur als Marke?" Wer strategisch Reichweite aufbaut und sie mit echter Verbindung kombiniert, hat die besten Voraussetzungen für nachhaltigen Erfolg – ob online oder offline.

LEADERSNET: Konnten Sie sich während der TV-Show von Philipp Maderthaner etwas abschauen bzw. sich von ihm inspirieren lassen?

Hintenberger & Zieser: Ja – definitiv. Philipp Maderthaner ist ein echter Profi, wenn es darum geht, Marken aufzubauen, klare Botschaften zu formulieren und Menschen emotional zu erreichen. Was uns besonders beeindruckt hat: Er ist kein Lautsprecher, sondern ein präziser Beobachter. Seine Fragen treffen oft genau den Punkt – nicht, um zu kritisieren, sondern um Klarheit zu schaffen.

Was wir uns mitgenommen haben – und was auch für andere Unternehmer:innen wertvoll ist: Erfolg entsteht nicht durch mehr Aktion, sondern durch mehr Fokus. Philipp denkt strategisch, reduziert aufs Wesentliche und verliert dabei nie das große Ganze aus dem Blick. Das hat uns inspiriert, unsere eigenen Entscheidungen im Wettbewerb immer wieder zu hinterfragen: Ist das nur laut – oder wirklich wirkungsvoll. Und vielleicht noch wichtiger: Er lebt vor, dass man Expertise mit Nahbarkeit kombinieren kann. Diese Mischung aus Klarheit, Bescheidenheit und unternehmerischer Schärfe ist etwas, das wir uns auch für unsere eigene Entwicklung mitnehmen.

LEADERSNET: Inwiefern tragen Ihre Veranstaltungsformate wie das "Happy Business Festival" und die "Secret Partys" zur langfristigen Community-Bildung und Markenbindung für Unternehmen bei?

Hintenberger & Zieser: Wir glauben daran, dass Erlebnisse eine der kraftvollsten Formen moderner Markenkommunikation sind. Während klassische Werbung vor allem informiert, sprechen gut gemachte Events das emotionale Gedächtnis an – und genau dort entsteht Bindung. Unternehmen, die echte Begegnungen ermöglichen, schaffen nicht nur Sichtbarkeit, sondern Vertrauen. Community-Formate fördern den Austausch auf Augenhöhe, machen Werte spürbar und geben einer Marke ein Gesicht. Dabei kommt es nicht auf Größe an: Gerade kleine, exklusive Runden – bewusst kuratiert und persönlich geführt – entfalten große Wirkung, da sie das Gefühl vermitteln, Teil von etwas Besonderem zu sein. Sie erzeugen Zugehörigkeit und Wertschätzung – zwei zentrale Zutaten für langfristige Markenbindung. Wer sich gesehen fühlt, fühlt sich verbunden – das ist der erste Schritt zu echter Loyalität.

Menschen folgen nicht Logos, sondern Haltungen. Und die werden bei gut gestalteten Events nicht erklärt, sondern erlebt. Wenn Formate so gestaltet sind, dass sie inspirieren, berühren und Gespräche anstoßen, entsteht eine Verbindung, die weit über das Event hinaus wirkt. Langfristige Communitys wachsen aus echter Beziehung – nicht aus kurzfristiger Aufmerksamkeit.

LEADERSNET: Viele reden von Netzwerken – Sie setzen auf echte Beziehungen. Was macht für Sie den Unterschied zwischen Kontakt und Verbindung aus?

Hintenberger & Zieser: Ein Kontakt ist schnell hergestellt – eine Verbindung braucht Zeit, Vertrauen und echtes Interesse. In der heutigen Businesswelt geht es oft um Reichweite, Visitenkarten und schnelle Kontakte. Doch echte Wirkung entsteht nicht durch Quantität, sondern durch Qualität der Beziehungen. Der Unterschied liegt auch hier wieder in der Haltung: Wer nur netzwerkt, um etwas zu bekommen, bleibt oberflächlich. Wer bereit ist, zuzuhören, zu geben und ehrlich zu teilen, baut Beziehungen, die tragen – gerade auch dann, wenn es schwierig wird.

Ein Beispiel: Bei unseren Events in der TV-Show konnten wir innerhalb weniger Tage auf die Unterstützung von Dienstleister:innen, Partner:innen und Wegbegleiter:innen zählen – nicht, weil sie "im Verteiler" waren, sondern weil über die Jahre echte Beziehungen entstanden sind. In unserem Netzwerk geht es nicht nur darum, ob sich etwas sofort wirtschaftlich auszahlt – sondern darum, sich gegenseitig zu unterstützen, wenn es darauf ankommt. Aus Vertrauen entsteht Verlässlichkeit. Und genau das macht aus einem Kontakt eine echte Verbindung.

LEADERSNET: Wie groß ist der Druck, gleich beim ersten Versuch erfolgreich zu sein – und was macht die Angst des Scheiterns mit der Innovationskraft von Start-ups?

Hintenberger & Zieser: Der Druck, sofort liefern zu müssen, ist real – und das Gefühl zu scheitern kann brutal sein. Gerade am Anfang fühlt sich jeder Rückschlag existenziell an. Man zweifelt an sich, vergleicht sich mit anderen – und spürt im Hintergrund die Blicke von Kolleg:innen, Freund:innen, vielleicht sogar von früheren Arbeitgeber:innen. Es ist ein unangenehmes Gefühl – aber es gehört dazu. Und es hat auch eine Kraft.

Denn die Angst zu scheitern kann auch motivieren, die Extrameile zu gehen, sich wirklich reinzuhängen, nachzuschärfen, dranzubleiben. Wir haben gemerkt: Wer ins Tun kommt, lernt schneller, was in der Praxis wirklich funktioniert. Viel schneller, als wenn man zu lange im stillen Kämmerlein plant und perfektioniert.

Angst vor dem Scheitern kann Innovationskraft hemmen – oder antreiben. Der Unterschied liegt im Umgang damit: Wer sie nicht als Stoppschild sieht, sondern als Signal zum mutigen Handeln, wird resilienter, klarer und letztlich erfolgreicher. Wirklich wachsen kann nur, wer bereit ist, sichtbar zu werden – mit seinen Stärken, aber auch mit seinen Fehlern. Und genau da entsteht echte Entwicklung.

LEADERSNET: Frau Hintenberger, Sie sagen über sich selbst, dass Sie früher nicht gesehen werden wollten – wie haben Sie den Schritt in die Sichtbarkeit gemeistert?

Hintenberger & Zieser: Ich war früher schüchtern und wollte einfach "normal" sein – was mit 1,83 m gar nicht so leicht ist. Aber im Unternehmertum habe ich gemerkt: Wer etwas bewegen will, muss auch bereit sein, sich zu zeigen. Der Weg dahin war alles andere als leicht. Ich habe jahrelang geübt, vor Menschen zu sprechen – oft mit zitternden Knien und schweißnassen Händen. Heute stehe ich auf Bühnen, hoste einen Podcast und teile meine Erfahrungen – nicht, weil es mir immer leicht fällt, sondern weil ich weiß, wie wichtig Vorbilder sind.

Der Wendepunkt war, als ich gesehen habe, wie viele großartige Gründerinnen ihr Licht ebenfalls unter den Scheffel stellen. Ich möchte zeigen: Man wird nicht als Speakerin oder Marketingprofi geboren – wir dürfen da hineinwachsen. Und dass Sichtbarkeit nicht bedeutet, perfekt zu sein, sondern präsent. Was mich antreibt? Die Nachrichten von Menschen, denen meine Worte Mut machen. Dafür gehe ich in die Sichtbarkeit – auch wenn's manchmal Überwindung kostet. Und heute macht es sogar Spaß. Genau diese Freude möchte ich weitergeben – weil Sichtbarkeit nicht nur Mut kostet, sondern auch unglaublich viel zurückgeben kann.

LEADERSNET: Was raten sie jungen Gründer:innen?

Hintenberger & Zieser: Erwartet nicht, dass ihr alles von Anfang an wissen müsst – aber seid bereit, jeden Tag zu lernen. Gründen ist kein gerader Weg, sondern ein mutiges Vorantasten. Es ist völlig okay, Fehler zu machen, Planänderungen hinzunehmen oder auch mal zu zweifeln. Entscheidend ist, dranzubleiben, Fragen zu stellen und euch mit Menschen zu umgeben, die euch ehrlich weiterbringen – nicht nur applaudieren. Vergleicht euch nicht zu sehr mit anderen. Gerade am Anfang wirkt es oft, als hätten "die anderen" alles im Griff – aber jede Gründungsgeschichte hat ihre eigenen Herausforderungen. Stattdessen fragt euch: Was will ich wirklich in die Welt bringen? Und für wen? Diese Klarheit ist oft wertvoller als jeder Businessplan.

Und vielleicht das Wichtigste: Wartet nicht darauf, "bereit" zu sein. Ihr werdet euch nie zu 100 Prozent bereit fühlen – aber ihr könnt losgehen, bevor ihr euch sicher seid. Der Weg entsteht beim Gehen.

www.thegoodunicorn.at

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