Die Konjunkturlage in Österreich bleibt stark angespannt. "Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator weist zu Beginn des Schlussquartals 2023 auf eine ausgeprägte Schwächephase der österreichischen Wirtschaft hin. Mit minus 3,7 Punkten wurde der zweitniedrigste Wert des laufenden Jahres erreicht. Allerdings zeigte sich erstmals seit Jahresbeginn eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vormonat, das jedoch sogar auf einem 40-Monats-Tief lag", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: "Der Anstieg des Indikators könnte eine langsame Bodenbildung der Konjunktur in Österreich signalisieren. Das Ende der Talfahrt dürfte mittlerweile zwar erreicht sein, das heißt jedoch nicht, dass eine Trendwende schon unmittelbar bevorsteht. Eine Erholung der heimischen Wirtschaft ist noch nicht in Sicht."
Sorgenkind Produktionssektor
"Insbesondere die Industrie und die Bauwirtschaft stehen aktuell großen Herausforderungen gegenüber. Trotz eines geringen Anstiegs gegenüber September liegt die Konjunkturstimmung in der heimischen Industrie besonders deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt", meint Bruckbauer. Starke Auftragsrückgänge haben Produktionseinschränkungen und mittlerweile auch den Abbau von Beschäftigten ausgelöst. Steigende Lohn- und Energiekosten und die Gefahr, im internationalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten, belasten die Stimmung.
In der Metallwarenerzeugung, dem Maschinenbau und der Elektrotechnik ist der Pessimismus derzeit besonders groß. Die hohen geopolitischen Unsicherheiten, die sich in einem leichten Rückgang des mit den österreichischen Handelsanteilen gewichteten Indikators für die globale Industriestimmung niedergeschlagen haben, bremsen die Aussichten für die exportorientierten Betriebe. Während sich die Lage in Europa und in den USA im Oktober weitgehend unverändert herausfordernd darstellt, hat sich vor allem in den asiatischen Wachstumsmärkten die Anspannung in der Industrie verschärft.
Verschlechtert hat sich auch die Stimmungslage am Bau. Der Hochbau, speziell der Wohnungsbau, ist von einem starken Auftragseinbruch betroffen. Während sich der Tiefbau auf eine relativ solide Entwicklung von öffentlichen Aufträgen stützen kann, profitieren einige Baunebengewerbe sogar von verstärkten Sanierungsmaßnahmen und klimatechnischen Investitionen.
Kaufkrafteinbußen bremsen Nachfrage
Die Schwäche im Produktionssektor habe mittlerweile auf den Dienstleistungssektor übergegriffen. Die Kaufkrafteinbußen durch die hohe Inflation bremsen die Nachfrage und haben zum Beispiel im Einzelhandel zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt. Allerdings hat sich die Stimmung im Dienstleistungssektor im Oktober zu verbessern begonnen und sogar den stärksten positiven Einfluss auf den Anstieg des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators ausgeübt. Die Aufhellung der Konsumentenstimmung, nachdem die Inflation deutlich rückläufige Tendenz zeigte, hat dazu wesentlich beigetragen.
"Die Konjunkturstimmung hat sich im Oktober in Österreich leicht verbessert. In allen Wirtschaftssektoren herrscht jedoch Pessimismus vor, die Stimmung liegt zum Teil sogar weit unter dem langjährigen Durchschnitt. Schwach zeigt sich die österreichische Konjunktur vor allem auch im internationalen Vergleich. Die Stimmung liegt in allen Wirtschaftssektoren deutlich unter den Vergleichswerten im Euroraum. Trotz vorsichtiger Signale für eine Bodenbildung der Konjunktur hinkt die Stimmung in der österreichischen Wirtschaft weiter hinter jener im Euroraum hinterher", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Inflation geht weiter zurück, bleibt aber höher als im Euroraum
Mit 5,4 Prozent im Oktober hat sich die Teuerung in Österreich seit dem Jahresbeginn mehr als halbiert. "Wir erwarten einen Rückgang der Teuerung auf unter 5 Prozent bis Ende 2023. Nach den hohen Werten zu Beginn des Jahres wird die durchschnittliche Inflation 2023 jedoch voraussichtlich 7,8 Prozent betragen. Für 2024 rechnen wir mit einem Rückgang auf 3,6 Prozent", meint Pudschedl und ergänzt: "Damit wird die Teuerung in Österreich nunmehr das sechszehnte Jahr in Folge höher als im Euroraum sein. Seit 2008 überschreitet die Inflation in Österreich den Wert im Euroraum, was sich bis 2024 zu einem Aufschlag von über 10 Prozentpunkten anhäufen wird." Für den Euroraum erwarten die Ökonomen der UniCredit Bank Austria einen Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 5,6 Prozent 2023 und 2,6 Prozent 2024.
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