Neben dem Wirtschaftskammer Wien-Präsident und dem Bürgermeister waren bei der Präsentation auch Karin Zipperer, Geschäftsführerin des Verkehrsverbundes Ost-Region (VOR) und Georg Pölzl, CEO der Österreichischen Post AG, dabei. Der Report umfasst eine Analyse der Standortanwaltschaft in der WK Wien zu aktuellen und geplanten kommunalen und privatwirtschaftlichen Projekten am Standort Wien in den Bereichen Verkehr, Energie, Kreislaufwirtschaft und Immobilien.
Hoher Beitrag zum Wiener Bruttoregionalprodukt
Untersucht wurden dabei zum Beispiel der Ausbau des öffentlichen Verkehrs mit Straßenbahn, U-Bahn und Schnellbahn, der Wandel hin zur Elektromobilität im Wirtschaftsverkehr, der Photovoltaik-Anlagenausbau oder klimafreundliche Immobilien durch die notwendige Gebäude- und Fassadensanierung. Dabei wurden einerseits die volkswirtschaftlichen Auswirkungen im Ausbau und dann im Betrieb berechnet sowie gleichzeitig das CO2-Einsparungspotential ermittelt.
Der Publikation zufolge bergen die untersuchten Projekte ein Potenzial von 18,1 Milliarden Euro als Beitrag zum Wiener Bruttoregionalprodukt und könnten während Planung und Bau mehr als 160.000 Arbeitsplätze sichern oder schaffen. Im Vollbetrieb soll die modernisierte Infrastruktur jedes Jahr einen Beitrag zum Bruttoregionalprodukt von 7,6 Milliarden Euro bringen und rund 68.000 Jobs sichern. Nach Fertigstellung der Projekte sollen in Wien pro Jahr mehr als 1,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Im Vorjahr wurden in der Bundeshauptstadt rund neun Millionen Tonnen CO2 emittiert.
Verkehrssektor im Fokus
Einer der Hauptstellhebel zur Verringerung der Treibhausgasemissionen liegt laut dem Report zur "vienna green economy" im Bereich Verkehr. In den kommenden Jahren soll hier ein umfassender Transformationsprozess stattfinden. Denn die EU gibt vor, dass im Jahr 2030 in Österreich nur noch 6,2 Millionen Tonnen CO2 emittiert werden dürfen. Zum Vergleich: Im verkehrsarmen Corona-Jahr 2020 waren es 20 Millionen Tonnen CO2.
Für Wien spielen hier zwei Faktoren eine zentrale Rolle, die unter die Lupe genommen wurden. Einerseits der Wandel im Wirtschaftsverkehr hin zur Elektromobilität. Rund 625.000 Tonnen CO2 könnten jährlich eingespart werden, wenn alle gewerblich genutzten Fahrzeuge in Wien nur noch elektrisch betrieben werden. Laut einer Umfrage der WK Wien unter den Mitgliedern nutzen schon jetzt 25 Prozent der Wiener Unternehmen Elektrofahrzeuge. 75 Prozent der Befragten gaben an, ihren Fuhrpark in den kommenden Jahren vollständig auf Strom umstellen zu wollen. Zum anderen soll der öffentliche Verkehr in der Region umfassend ausgebaut. So wird die Südbahnstrecke zwischen Mödling und Meidling viergleisig, ein Dutzend Straßenbahnlinien – teilweise bis nach Niederösterreich – neu- oder ausgebaut. Und auch die Wiener Schnellbahn und der U-Bahn-Ausbau sollen ihren Beitrag leisten.
Immobilien
In Wien stehen rund 165.000 Wohngebäude mit rund einer Million Wohnungen. Bei rund 450.000 Wohnungen besteht laut dem Report thermischer Sanierungsbedarf, weil sie vor 1960 gebaut und unzureichend gedämmt sind. Die benötigte Investitionssumme wird von Expert:innen auf zehn Milliarden Euro beziffert. Will Wien 2040 klimaneutral sein, führe an den Sanierungen kein Weg vorbei.
Stimmen der Entscheider:innen
Walter Ruck: "Wir zeigen mit dem Report auf, dass die Wiener Wirtschaft bereits voll im Transformationsprozess in Richtung Klimaneutralität ist. Nicht Verzicht und Wohlstandsverlust, sondern Investitionen in moderne Infrastruktur und neue Technologien sind der richtige Weg. Die öffentliche Hand und die Privatwirtschaft engagieren sich und investieren im großen Stil. Das ist intelligenter Klimaschutz, der neue Chancen, Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit bringt und nicht durch Verzicht unseren Wohlstand opfert. Alleine durch die im Report angeführten Projekte werden 20 Prozent des aktuellen Treibhausgasausstoßes in Wien nachhaltig reduziert. Gleichzeitig profitieren wir durch eine hohe Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze. Das ist der richtige Weg und eine Win-win-Situation für die Menschen, den Standort, Klima und Umwelt."
"Green Economy ist eines der wichtigsten Schlagwörter unserer Zeit. Wenn man so wenig CO2 wie möglich ausstößt und effizient mit Ressourcen und Abfall umgeht, dann macht sich das gesamtgesellschaftlich bezahlt. In Wien haben wir uns diese Leitgedanken seit Längerem schon zu eigen gemacht. Es ist eine regelrechte Vienna Green Economy entstanden, in der die einzelnen Bereiche einander ergänzen: von der Wirtschaft, über moderne Infrastruktur bis hin zur Klimamusterstadt. Das ist Wachstum durch Wandel. Großen Anteil daran haben die vielen Initiativen der in Wien ansässigen Unternehmen, die zeigen, dass Klimaschutz ein wichtiger Teil der Wiener Unternehmer-DNA geworden ist," so Michael Ludwig.
Karin Zipperer fügt hinzu: "VOR ist ein wichtiger Katalysator im Verkehrsbereich für die Ostregion, in der rund 3,9 Millionen Menschen wohnen. Unser Ziel ist es, die Menschen weiter zum Umstieg auf den öffentlichen Verkehr zu motivieren und diesen noch klimafreundlicher zu machen." Und Georg Pölzl meint: "Eine klimafitte Stadt braucht eine klimafitte Post. Wir haben den Anspruch, bis 2025 in Wien komplett emissionsfrei und nur noch mit E-Fahrzeugen zuzustellen. Durch unsere innovativen Digital- und SB-Lösungen runden wir das grüne Angebot der Post ab und helfen allen Wiener:innen bei ihrem individuellen Beitrag zum Klimaschutz."
www.wien.gv.at
www.wko.at
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