"Kunst und Kultur sind geistige Standortqualität"

Vorstandsvorsitzende Monika Kircher, ehemalige Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG, im Interview über ihre Vision für den Kulturstandort Kärnten und den zweiten Call der Kärntner Kulturstiftung KKS. 

Die Kärntner Kulturstiftung KKS versteht sich als unabhängige und nachhaltige Organisation, deren besonderes Anliegen es ist, Impulse zu setzen und innovative Projektideen, zusätzlich oder unabhängig von der öffentlichen Kulturförderung, zu ermöglichen. Sie verfolgt das Ziel, Kärnten als Kreativraum mit herausragenden Potentialen national und international sichtbar zu machen.

Die KKS fördert biennal Kulturprojekte auf Basis eines offenen Calls und lädt Kulturschaffende aller Sparten in ganz Österreich über die Website www.kulturstiftung.at dazu ein, herausragende, deutlich sichtbare und nachhaltige Projekte zu entwickeln und einzureichen. Die Bewerbungsfrist endet am 4. September 2022. LEADERSNET, hat Vorstandsvorsitzende Monika Kircher, ehemalige Vizebürgermeisterin und Kulturreferentin der Stadt Villach, ehemalige Vorstandsvorsitzende der Infineon Technologies Austria AG und aktuell Aufsichtsrätin in verschiedensten Unternehmen, zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Die Kärntner Kulturstiftung hat kürzlich zum zweiten Call gerufen. Welche Ziele verfolgt die KKS mit der Ausschreibung ”Kunst Kultur Demokratie"?

Kircher: Kunst und Kultur sind zu jeder Zeit Gradmesser einer demokratischen Gesellschaft. Besonders jetzt, in Zeiten von Populismus, Neubemessung unserer sozialen-solidarischen Gesellschaft, des Krieges wollten wir künstlerische Projekte zur Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Demokratie anstoßen.

LEADERSNET: Wer steckt hinter der Kärntner Kulturstiftung KKS?

Kircher: Zu allererst drei ehrenamtliche Vorstandsmitglieder: lna Lerchbaumer, Adolf Rausch und ich, ein hochkarätiges , ebenfalls ehrenamtlich jurierendes Fachkuratorium unter dem Vorsitz von Martin Traxl, mit Julia Malischnig, Tanja Prusnik, Wolfgang Waldner und Daniel Wisser. Unterstützt werden wir durch das kompetente Office-Team mit Ulli Sturm und Julia Prodinger. Ohne unsere Zuwender:innen und Sponsor:innen könnten wir jedoch nicht existieren!

LEADERSNET: KKS ist die österreichweit die erste allgemeine, gemeinnützige Kulturstiftung die nicht firmen-, personen- oder anlassbezogen agiert. Wie kam es dazu?

Kircher: Kärnten als Bundesland bietet überproportionalen Reichtum an Kunstschaffenden und Kulturvermittler*innen, hat jedoch aus der Vergangenheit budgetäre Engpässe zu verkraften — daher wollten wir dieses künstlerische Potenzial partnerschaftlich mit der öffentlichen Hand stärker sichtbar machen. Wir vergeben keine Ersatz-Subventionen, und fordern mehr öffentliches Geld für Kultur.

LEADERSNET: Was sind die Vorteile?

Kircher: Als private Initiative sind wir in der Lage, flexibel zu agieren und unsere Schwerpunkte ausschließlich nach Qualitätsgesichtspunkten zu setzen, wie unsere raschen Solidaritätsmaßnahmen für die freie Kunstszene in der Pandemie zeigte. Darüber hinaus bringen wir uns als Bindeglied ein, wenn es um bessere Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur geht, beispielsweise beim Thema Urheberrecht, oder steuerliche Absetzbarkeit.

LEADERSNET: Welche Förderer sind bereits an Bord?

Kircher: Sämtliche Mitstifter: innen und Förder:innen finden Sie auf unserer Homepage www.kulturstiftung.at.Transparenz ist uns sehr wichtig. Dankenswerterweise haben wir mit den meisten Geldgeber:innen mehrjährige Vereinbarungen treffen können, dennoch sind wir weiterhin auf der Suche nach weiteren Unterstützerinnen.

LEADERSNET: Wie hängen Kunst und Kultur mit dem Wirtschaftsstandort Kärnten zusammen?

Kircher: Kunst und Kultur sind geistige Standortqualität — sowohl für Betriebsansiedelungen, Entscheidungen von Gründer:innen, als auch beim Anwerben zukünftiger Mitarbeiter:innen spielt die gesamte Lebensqualität eine zunehmend größere Rolle.


LEADERSNET: Wie sind Sie persönlich an die Spitze der Kärntner Kulturstiftung gekommen? Woher kommt ihr Engagement für Kunst?

Kircher:
 Bereits im Elternhaus war Kultur und Kunst Teil des Alltags, als Villacher Vizebürgermeisterin durfte ich fast zehn Jahre Kulturpolitik machen. Bildung und Kultur waren immer meine Herzensthemen, zusätzlich zum Schaffen einer zukunftsfähigen wirtschaftlichen Basis.

LEADERSNET: Welche Erfolge und Folgerungen können aus dem ersten Call 2020/21 abgeleitet werden?

Kircher: Mit 200.000 Euro waren wir die größte öffentliche Kultur-Ausschreibung in Österreich, und werden dies wohl auch heuer wieder sein. Dadurch war die Anzahl der Einreichungen mit 159 eine Herausforderung für die Jury und uns. Die Siegerprojekte begleiten wir weiter, also die Umsetzungsphase anspruchsvoller, neuer Projekte sollte nicht zu kurz bemessen sein. In einem Workshop mit den Kulturschaffenden haben wir Feedback eingeholt, und dieses bei der heurigen Ausschreibung auch berücksichtigt, zB was Finanzierungspläne betrifft, oder Projektpartnerschaften, aber auch die Vorlaufzeiten.

LEADERSNET: Wer wird heuer eingeladen, an der Ausschreibung teilzunehmen. Was sind die Kriterien?

Kircher: Eingeladen sind wiederum Kunst-und Kulturschaffende aus ganz Österreich, wobei die Projektrealisierung schwerpunktmäßig Kärnten zugutekommen muss. Die weiteren Kriterien wie nötige Eigenmittel, aber auch inhaltliche Kriterien, finden Sie auf der Homepage.

LEADERSNET: Welches Prozedere ist für die Umsetzung des Förderungsvolumens vorgesehen?

Kircher: Es gibt einen klaren Zeitplan nach Ende der Bewerbungsfrist: nach technischer Vorprüfung durch unser Office-Team erfolgt die einzelne, anonyme Prüfung der Juror:innen, um in der gemeinsamen Jurysitzung gezielter die Projekte mit hoher Bewertung diskutieren zu können. Nach Vorschlag einer "shortlist2 durch die Jury werden heuer Projektvor2ellungen durch die Finalist:innen vor der Jury und uns als Vorstand stattfinden, um die technische/zeitliche/finanzielle Umsetzbarkeit zu diskutieren, die sodann in Förderverträge für 2 -3 Projekte münden.

LEADERSNET: Was ist Ihre Vision für den Kulturstandort Kärnten?

Kircher:
  Eine bessere Vernetzung der vielen kleinen Juwele, was Termine und Bewerbung betrifft, Kraft-Schöpfen für den Standort Kärnten aus der beeindruckenden künstlerischen Vielfalt und Qualität, Mitwirken der KKS an einer Kärntner Kulturstrategie — letztlich Weiterentwicklung du Fokussierung des Weges: Als mehrsprachige Top-Forschungsregion mit exzellenter Lebensqualität den Stolz auf künstlerische Wurzeln und Persönlichkeiten verbinden mit Offenheit für Veränderung und Impulse "von außen", speziell auch von Rückkehrer:innen. 

www.kulturstiftung.at

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