Mit New Leadership gegen Homeoffice Fatigue

Gastkommentar von Willms Buhse. Der Gründer und CEO der Managementberatung doubleYUU und des Weiterbildungspartners d-cademy gibt Tipps für eine gelungene Homeoffice-Routine.

Die ersten Monate der Heimarbeit haben viele Angestellte als eine neue Form von Freiheit empfunden. Mittlerweile zeigt sich aber auch die Kehrseite von Remote Work. Drei von fünf Mitarbeitern klagen über fortschreitenden Motivations-Verlust. Zudem droht eine gewisse Vereinsamung. Im schlimmsten Fall kann es zu einer echten Homeoffice Fatigue kommen. Das New Leadership bietet allerdings ein ganzes Set an Strategien, dem entgegen zu wirken.

Die Arbeit im Homeoffice führt bei vielen Führungskräften und Teams zu einem neuen Grad der Erschöpfung. Die meisten fühlen sich an vielen Home-Office Tagen einfach nur müde.

Das gilt nicht nur für mehrfach belastete Homeschooling-Eltern. So bringt die Pandemie für alle eine Vielzahl an Veränderungen und besonderen Belastungen mit sich: von Sorgen um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen bis hin zu existenziellen Ängsten um den Arbeitsplatz. Fragen wie "Wie geht es weiter?" oder "Wann geht es weiter?" lassen sich weiterhin kaum beantworten. Das stört unser menschliches Bedürfnis nach Kontrolle und Vorhersehbarkeit. Und normalerweise lösen wir diese Konflikte über den Kontakt mit anderen Menschen. Nichts puffert Stress so gut ab wie bedeutungsvolle soziale Kontakte.

Das Gehirn macht Überstunden

Nun sind wir derzeit aber viel allein, was unser Gehirn wiederum dazu zwingt, sich ebenfalls allein zu beschäftigen – vorzugsweise mit der Unsicherheit und Angst, die die aktuelle Situation auslösen kann. Unsere normalen Ablenkungsstrategien helfen auch nicht immer, denn die meisten von uns lesen in solchen Situationen vor allem Nachrichten, um alles an Informationen aufzusaugen und einzuschätzen. Das führt zum sogenannten Ruminieren (das schöne Wort dafür, sich gedanklich im Kreis zu drehen). Wir sind also nicht müde, weil wir uns körperlich so sehr anstrengen, sondern weil unser Gehirn Überstunden macht.

Hilflos ausgeliefert sind wir diesen Entwicklungen jedoch nicht. Über die alltäglichen Homeoffice-Tipps hinaus gibt es einige wichtige Kniffe, um sich selbst und sein Team vor der Homeoffice-Fatigue zu schützen, die sonst spätestens bei der zweiten Welle droht:

• Bei virtuellen Calls und Events gilt: Auch im Job treffen wir uns als Menschen. Ein Check-In am Anfang, der auch private Informationen zulässt (Was beschäftigt Dich gerade?) und ein Check-Out am Ende können die sozialen Kontakte, die sonst beim Betreten und Verlassen von gemeinsamen Räumen stattfinden, zumindest teilweise ersetzen.

• Diskussionen und die Suche nach Konsens sind online noch anstrengender als offline. Bereiten Sie Meetings daher gut vor und kappen Sie Diskussionen zeitlich (45–60 Minuten, danach 10 Minuten Pause). Legen Sie im Team fest, wer eine möglicherweise noch ausstehende Entscheidung treffen wird oder wählen Sie die Option, die Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt zu treffen.

• Virtual Coffee Dates ermöglichen es, an der Kaffeemaschine zu Hause stehen und virtuell mit den Kollegen zu plauschen. Auch das hilft dabei, nicht immer nur über bedeutungsschwere Inhalte zu sprechen, sondern sich einfach menschlich zu begegnen.

• Deep Work fördern: Die dauerhafte Erreichbarkeit und der konstante Informationsfluss können die sich im Kreis drehenden Gedanken noch verstärken. Die Beschäftigung mit Nachrichten und Informationen zu Corona-Entwicklungen sollte daher ganz bewusst zeitlich begrenzt werden. Auch Mailprogramme und Telefone sollten ausgeschaltet werden, wenn Sie konzentriert arbeiten wollen.

• Die Akkus aufladen: Bewegung hält fit und puffert Stress ab. Sportler kennen es: Wir müssen Energie investieren, um Energie zu bekommen. Also rein in die Sportschuhe und raus an die frische Luft! Man kann die Kollegen und Kolleginnen auch mal auf einen Corona-konformen Spaziergang treffen, um das nächste Meeting abzuhalten.

• Und schließlich die schwierigste aller Übungen: Akzeptanz. Die Situation ist gerade herausfordernd. Wer die Gefühle, die damit in Zusammenhang stehen, akzeptieren und reflektieren kann, dem liegen sie häufig weniger schwer im Magen. Denn am Ende sitzen wir gerade alle im selben Boot und sind auf der Suche nach dem nächsten sicheren Hafen.

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