LEADERSNET: Herr Dobcak, Sie sind Interessenvertreter von knapp 6.000 Gastronomen in Wien. Das erfordert großen Einsatz. Warum kandidieren Sie für einen Platz im Gemeinderat am 11. Oktober? Genügt Ihnen die Arbeit als Obmann nicht?
Dobcak: Eine längst überfällige Stimme für die Gastronomie im Gemeinderat ist der notwendige nächste Schritt. Diese Stimme gab es bisher noch nicht. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft werden im Parlament und im Rathaus geschaffen. Da gilt es dabei zu sein, denn von Außen kann ich noch so laut fordern, die Kammer macht keine Gesetze. Die braucht es aber und zwar solche, die der Wirtschaft helfen und sie nicht behindert.
LEADERSNET: Sie kandidieren für die ÖVP auf Listenplatz 21. Das ist für eine Vorzugsstimme schon mal eine gut merkbare Zahl, denn wir gehen mit Riesenschritten in ein spannendes 2021. Im Ernst, erwarten Sie für die ÖVP so hohe Zugewinne, dass sich Listenplatz 21 für ein Mandat ausgehen wird?
Dobcak: Das Erstellen einer Kandidatenliste ist für den Parteivorstand eine der herausforderndsten Aufgaben. Es sind enorm viele Parameter zu berücksichtigen. Da sind mal jene Personen, die schon im Gemeinderat sind und gute Arbeit leisten. Die wollen natürlich wieder hinein. Dann gibt es die Wunschkandidaten der einzelnen Bünde in der ÖVP die auch einen guten Listenplatz wollen. Dazu kommen die jeweiligen Spitzenkandidaten der einzelnen Wahlkreise, die dann in den Gemeinderat kommen, wenn es dort ein Grundmandat gibt. Zu guter Letzt sind da noch die Favoriten der Parteiführung, die jedenfalls gesetzt werden, weil man sie im Gemeinderat haben will.
LEADERSNET: Jetzt wissen wir, wie so eine Liste zustande kommt. Das beantwortet aber noch nicht die Frage, ob Platz 21 reichen wird.
Dobcak: Die ÖVP hat ein internes Vorzugsstimmenwahlsystem. Ein Kandidat muss eine bestimmte Anzahl an Vorzugsstimmen erreichen, die sich unter anderem aus den abgegebenen Stimmen errechnet, um jedenfalls vorgereiht zu werden. Das werden diesmal um die 1.500 Vorzugsstimmen sein. Wie Sie wissen, bin ich ein alter Kämpfer für die Sache mit einem sehr großen Bekanntheitsgrad. Das weiß auch die ÖVP und traut mir daher von Platz 21 weg einen erfolgreichen Wahlkampf zu.
LEADERSNET: Wie werden Sie es anlegen?
Dobcak: Die Gastronomie setzt sich aus tausenden kleinen und größeren Betrieben zusammen und ist damit eine typische Vertreterin unserer EPU und KMU Landschaft in Österreich und natürlich auch in Wien. Ich sehe mich daher nicht nur als Vertreter der Gastronomie sondern auch als Vertreter der vielen tausend Unternehmer und Unternehmerinnen in Wien, die für ihre Anliegen und Probleme eine laute Stimme brauchen. Und ich kann laut sein, das habe ich in den letzten Jahren bewiesen.
LEADERSNET: Besonders die letzten Monate haben gezeigt, wie dringend eine laute Stimme für die von Corona so hart getroffenen EPU's und KMU's notwendig ist.
Dobcak: Richtig, besonders im Tourismus. Was für Dramen sich hier abgespielt haben war schrecklich und auch für mich als Interessenvertreter extrem herausfordernd. Ich denke, dass der Dominoeffekt in der Wirtschaft völlig unterschätzt wurde. Was denn eine Betriebsschließung für die nachgelagerte Wirtschaft, Zulieferindustrie, Handwerk und viele mehr für Auswirkungen hat. Hier braucht es einen Vertreter aus der Praxis, der in Zukunft rechtzeitig auf Folgen hinweist und hilft die notwendigen Maßnahmen, wie Unterstützungen, Gesetze und Verordnungen, von vorne herein so praxisnah wie möglich zu gestalten. Das gilt auch für das Rathaus.
LEADERSNET: Bevor wir wieder auf Wien kommen, noch ein Wort zur Regierungsarbeit.
Dobcak: Bei allem bürokratischen Wahnsinn rechne ich es der Regierung hoch an, wie rasch die Maßnahmen den geänderten Umständen angepasst wurden, sowohl die Gesundheit betreffend, als auch in der Wirtschaft. Dass es für die Betroffenen nie schnell genug gehen kann, ist klar. Man darf allerdings nicht vergessen, dass wir Unternehmer und Unternehmerinnen „nur" für das Überleben unserer Betriebe zuständig sind. Das ist Herausforderung genug. Die Regierung ist mit ihren Maßnahmen allerdings für das Fortkommen der gesamten Wirtschaft verantwortlich. Auch dort agieren Menschen, die noch nie mit so einer Situation konfrontiert waren. Also Chapeau und Respekt.
LEADERSNET: Keine Kritik?
Dobcak: Die Regierung wird von vielen Seiten genug kritisiert, glauben Sie mir. Was ich mir schon lange wünsche und dafür werde ich mich weiterhin mit ganzer Kraft einsetzen, ist das Vertrauen in die Redlichkeit der Unternehmer zu stärken. Wie aus einem Reflex wird vorwiegend daran gedacht mit welchen Maßnahmen man möglichen Betrug verhindern kann, anstatt daran zu denken, wie schwer man es damit den 98 Prozent ehrlichen Unternehmern und Unternehmerinnen macht. Das haben die Anträge zu Kurzarbeit, Zwischenfinanzierung etc. deutlich gezeigt. Gescheiter wäre es gewesen sofort einen Grundbetrag auszuzahlen und dann in aller Ruhe zu prüfen. Mit Konsequenzen, die eine mögliche Trickserei gar nicht erst aufkommen lässt.
LEADERSNET: Was dürfen wir von Ihnen in Wien erwarten?
Dobcak: Jedenfalls vollen Einsatz für ein sehr gutes Wahlergebnis der ÖVP, denn es braucht noch mehr Pragmatismus und vor allem wirtschaftlichen Realismus in dieser Stadt. Und damit meine ich nicht den Finanzstadtrat. Allerdings gibt es in anderen wesentlichen Schlüsselressorts Verantwortliche, die zu sehr ideologiegetrieben sind. Da hat man dann einerseits so Auswüchse wie Pop-up Radwege, ganz Wien eine 30er Zone, was wir bei der Durchschnittsgeschwindigkeit sowieso schon lange haben, oder ähnliches und auf der anderen Seite werden Beamte in razziaartige Kontrollaktionen gehetzt. Das haben sich weder die Beamten noch die Unternehmer verdient. Ein paar besonders kreative Beamte, die sich immer neue Kontrollen einfallen lassen, gibt es leider immer. Doch das alles geschieht auf Basis von Gesetzen, da darf man den Behörden grundsätzlich keinen Vorwurf machen. Also gilt es, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu ändern. Wir als Bürger und Bürgerinnen müssen wieder mehr Eigenverantwortung übernehmen dürfen. Dazu braucht es eindeutig mehr Freiheit und weniger Verbotskultur, die wir in Wien leider haben.
LEADERSNET: Herr Dobcak, wir danken für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei Ihrem Wahlkampf mit der Glückszahl 21.
Dobcak: Ich danke Ihnen und hoffe auf viele Stimmen aus der Gastronomie und von vielen Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit mir eine starke Stimme in Wien wünschen.
www.wko.at/wien/gastronomie
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