"Daten – umfangreich und zeitnah – in Zukunft einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren"

LEADERSNET sprach mit Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, über die Bedeutung von Digitalisierung im Tourismus.

LEADERSNET: Digitalisierung in der Tourismusbranche – wie ist Österreich bis dato aufgestellt?

Petra Stolba: Die heimische Branche hat die Chancen der Digitalisierung schon sehr gut genutzt. In Zukunft wird es darum gehen, dass sich noch weiter die Erkenntnis durchsetzt, dass Digitalisierung mehr bedeutet als seine Zimmer im Internet anzubieten oder Social Media zu nutzen. Der Wettbewerb wird härter und innovationsgetriebener. Tourismus-Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle den neuen Rahmenbedingungen anpassen und in die digitale Infrastruktur und Prozesse investieren. Dazu gehören ganz wesentlich auch Investitionen in die Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

LEADERSNET:  Also mehr als nur Online-Booking – welche Chancen bietet denn die Digitalisierung?

Petra Stolba: Sie bietet für Österreich die Möglichkeit, sich im globalen Wettbewerb als die Qualitätsdestination zu positionieren. Der Tourismus in Österreich ist sehr kleinteilig. Aber diese kleinen Strukturen und Betriebsgrößen sind dank Digitalisierung heute kein Erfolgshindernis mehr. Als Österreich Werbung sehen wir es als unsere zentrale Rolle, diese Botschaft in die Branche zu tragen und die Organisationen und Betriebe auf diesem Weg zu unterstützen.

LEADERSNET: Wie tut das die Österreich Werbung konkret?

Petra Stolba: Wir sind mit unseren 21 Büros weltweit auf den wichtigsten Märkten direkt vertreten. Unsere Expertinnen und Experten vor Ort erkennen Trends frühzeitig. Beispiel China: Im asiatischen – übrigens unserem nach wie vor wichtigsten – Herkunftsmarkt haben bargeldlose Bezahlsysteme das Bargeld de facto abgelöst. Die Bezahlsysteme Alipay und WeChat Pay sind immens populär. Touristen aus der Region möchten auch während ihres Urlaubs in Österreich wie gewohnt zahlen. Diese Trends und Neuerungen nach Österreich zu tragen, dieser Know-how-Transfer in die Branche ist eine der Kernaufgaben der ÖW. Darüber hinaus sind wir Netzwerkknoten im Tourismus und koordinieren gemeinsame Projekte mit den Landestourismusorganisationen, zum Beispiel im Zuge der österreichweiten Datenallianz.

LEADERSNET:  Worum geht es dabei?

Petra Stolba: Die Datenallianz beinhaltet mehrere konkrete Projekte, bei denen Landestourismusorganisationen und Tourismusverbände ihre Datenbasis bündeln, von Strukturdaten bis zu Verhaltensdaten der Gäste. Voneinander und miteinander lernen ist das Ziel. Die Innovationszyklen werden kürzer, neue Spieler betreten auch die Tourismusbranche. Daten sind in allen Bereichen des Tourismus – natürlich auch im Tourismusmarketing – die Grundlage für eine erfolgreiche Vermarktung von Produkten. Betriebe und Tourismusmarketingorganisationen sind damit viel näher am Gast und können Produktentwicklung, Live-Marketing und Stammkundenpflege betreiben.

LEADERSNET:  Stichwort „Verhaltensdaten der Gäste“ – die Menschen reagieren immer sensibler auf die Nutzung ihrer Daten…

Petra Stolba: Zu Recht, wie ich meine! Datenschutz ist uns auch ein großes Anliegen. Wir stellen bei all unseren Projekten sicher, dass der Datenschutz gewährleistet ist; wir machen bei unseren Projekten kein Profiling. Uns geht es immer um anonymisierte Verhaltensdaten, aus denen wir Erkenntnisse für unsere Marketingaktivitäten ableiten.

LEADERSNET:  Was sind aus Ihrer Sicht die großen Digitalisierungs-Trends 2019?

Petra Stolba: Alles rund um Smart Data, Data Driven Marketing et cetera. Aktuell sind wir zum Beispiel in der Testphase eines spannenden Projekts in Zusammenarbeit mit dem Softwareanbieter easybooking. Im Rahmen dieses Projekts sehen wir tatsächlich in Echtzeit, wo – bis auf die Postleitzahlebene im Herkunftsmarkt – und über welche Kanäle gerade ein Urlaub in Österreich gebucht wird. Lage, Anfragen und Buchungen können mit den Umsätzen kumuliert in Echtzeit dargestellt werden. Das ist insofern höchst spannend, weil wir damit erstmals de facto „live“ Trends mitverfolgen und sofort im Marketing reagieren können. Auf dem „alten“ klassischen Weg bekommen wir Nächtigungszahlen erst mit einem Monat Verspätung im Nachhinein von der Statistik Austria. Daten möglichst umfangreich und zeitnah zu erheben, wird in Zukunft einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren sein.

LEADERSNET:  Was sehen Sie 2019 als größte Herausforderung?

Petra Stolba: Persönlich fasziniert mich die Veränderung hervorgerufen durch die digitale Transformation. Nicht nur in den Lebenswelten unserer Gäste, sondern auch in der Arbeitswelt direkt bei uns im Unternehmen. Und dabei ist der „technological turn“ die einfachste Übung. Innovationskraft und Leidenschaft zum Gestalten kommt aus dem „cultural shift“ – und ich finde, wir sind da gut unterwegs.

(red)

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