Das Mainzer Reinigungsmittelunternehmen Werner & Mertz – vor allem bekannt für seine Marke Frosch – konnte am 23. Juni einen Weltrekord aufstellen: Seit dem Beginn seiner Recyclat-Initiative im Jahr 2012 wurden inzwischen eine Milliarde rPET-Flaschen aus 100 Prozent Post-Consumer-Recyclat in den Handel gebracht.
Mit starken Partner:innen
Als Werner & Mertz die Initiative damals ins Leben gerufen hat, nutzte noch kaum ein Unternehmen Recyclat – Grund dafür war, dass es wesentlich teurer als Plastik aus frischem Rohöl, sogenanntes Virgin Plastic, war. Damit Skaleneffekte wirken, die das Recycling deutlich günstiger machen würden, musste natürlich erstmal jemand den ersten Schritt gehen und in Recyclat investieren. Gemeinsam mit Partner:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette ging Werner & Mertz diesen Schritt, um das mechanische Recycling von Altplastik für die hochwertige Kreislaufführung von Verpackungen voranzutreiben. Zu diesen Partner:innen gehören beispielsweise der Kunststoffspezialist Alpla, der Verpackungskonzern Mondi und das Entsorgungs- und Recyclingunternehmen PreZero, aber auch die NGO Nabu.
"Das Recycling von Kunststoffen reduziert unseren zu großen Rohstoffverbrauch und schont dadurch Klima und Umwelt. Mit der Entscheidung, voll auf den Einsatz von Recyclat aus dem Gelben Sack zu setzen, ist Werner & Mertz innovativ und mutig, mit Pioniergeist vorangeschritten. Der Nabu hat dieses Engagement von Anfang an unterstützt. Wir brauchen wirksame Beispiele, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert", so Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger.
"Erfolge wie diese stillen die Sehnsucht nach positiven Nachrichten. Sie zeigen, dass mit konsequenter Arbeit vieles erreicht werden kann und sind ein Gegengift gegen die weitverbreitete Ohnmacht angesichts aktueller Krisen", meint Psychologin Katharina van Bronswijk, die bei der Feier über das positive Erleben von Selbstwirksamkeit sprach.
Ein weiter Weg
Der Weg bis zum Weltrekord von einer Milliarde Flaschen aus 100 Prozent Post-Consumer-Recyclat, der vor wenigen Tagen im Rahmen einer großangelegten Feier in Berlin zelebriert wurde, war ein langer und von vielen Etappen geprägt. 2014 starteten die ersten Tests, bei denen gerade einmal 20 Prozent des Materials aus dem Gelben Sack stammten. Schritt für Schritt gelang es, den Anteil kontinuierlich zu steigern – etwa mit der Einführung von rHDPE-Flaschen aus reinem Gelber-Sack-Material 2016 und der weltweit ersten Kosmetikverpackung aus 100 Prozent rHDPE im Jahr 2019. 2021 wurde die Hälfte des Materials aus dem Gelben Sack bezogen, 2023 waren es bereits 75 Prozent. Jeder dieser Meilensteine brachte die Vision eines echten Recyclingkreislaufs ein Stück näher. Und nun, mit dem 23. Juni 2025, wurde die Steigerung auf 100 Prozent Gelber Sack Material bei den rPET-Flaschen erreicht, wie Werner & Mertz Inhaber Reinhard Schneider im Rahmen des Events feierlich verkündete.
Die stetige Erhöhung des Anteils an Material aus dem Gelben Sack wurde einerseits durch hochmoderne Sortiertechnologien ermöglicht, andererseits durch das Know-how und die laufende Qualitätskontrolle im Recyclingwerk. Die Verpackungsexpert:innen von Werner & Mertz analysieren vor Ort regelmäßig die Zusammensetzung und Qualität der angelieferten Kunststoff-Ballen. Diese Erkenntnisse aus dem tatsächlichen Abfallstrom fließen direkt in die Weiterentwicklung der Recyclingprozesse ein.
"Eine starke Vision, eine enge Kooperation und der Einsatz von den neuesten Technologien haben es uns ermöglicht, trotz veränderter Rahmenbedingungen im Gelben Sack Strom ein sehr gutes und konstantes Rezyklat-Produkt zu entwickeln", sagt Philipp Lehner, CEO von Alpla. Und Alexander Schau, Leiter der Verpackungsentwicklung bei Werner & Mertz, ergänzt: "Dank jahrelanger Entwicklung mit unseren Partner:innen kann man nun davon sprechen, dass moderne Recyclate als 'Drop-in-Lösungen' gelten. Das heißt, sie können ohne größere Modifikationen an Anlagen zur Substitution von Neuplastik eingesetzt werden."
Große Zukunftsvisionen
Nachdem bei den Kunststoffarten PET und HDPE bereits vollständig auf Altplastik aus dem Gelben Sack umgestellt werden konnte, liegt der Fokus nun auf der Weiterentwicklung von Verpackungslösungen aus PP und LDPE. Ziel sei es, auch hier den Einsatz von Recyclat aus haushaltsnaher Sammlung weiter auszubauen. So brachte Werner & Mertz bereits 2018 den ersten Standbodenbeutel aus Monomaterial auf den Markt, der bis zu 70 Prozent weniger Plastik als herkömmliche Flaschen benötigt. Lange Zeit verhinderte der Mangel an geeignetem Recyclat die Herstellung aus Altmaterial – doch inzwischen besteht der Beutel zu 27 Prozent aus Post-Consumer-Recyclat aus dem Gelben Sack. Auch bei Verschlüssen setzt Werner & Mertz neue Standards: Seit 2022 werden bei Frosch transparente PP-Verschlüsse verwendet, um die Recyclingfähigkeit zu verbessern. Zudem wurde gemeinsam mit einem Partner ein vollständig recyclingfähiger Monomaterial-Trigger entwickelt, dessen Innenleben zu 29 Prozent aus Recyclat besteht – eine Weltneuheit. Im Profibereich folgte 2024 ein nachfüllbares Verpackungssystem mit Dosiermechanismus aus 100 Prozent PP-Recyclat. Ab diesem Jahr werden zudem sukzessive viele Frosch-Verschlüsse auf graues Recyclat umgestellt, um dieses Material erneut in den Wertstoffkreislauf einzubringen.
"Wir stellen uns bei der Entwicklung unserer Produkte immer die Frage: Wie weit können wir gehen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft – ohne dass unsere Konsument:innen auf etwas verzichten müssen? In Bezug auf die Verschlüsse sind unsere Kund:innen inzwischen so weit, auch ein grau zu akzeptieren und trotzdem den Spaß an den Produkten zu behalten – aber der Zwischenschritt der farblosen Verschlüsse war dafür wichtig", erläutert Inhaber Schneider.
Wo die Politik nun handeln muss
Die Recyclat-Initiative zeigt, dass der Einsatz von hochwertigem Recyclat aus dem Gelben Sack – selbst bei kosmetischen Produkten – nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich machbar und skalierbar sei, so das Unternehmen. Dennoch setzen nur wenige Firmen konsequent auf Altplastik aus haushaltsnaher Sammlung. Der Grund liege aber nicht in technologischen Hürden, sondern in fehlenden politischen Rahmenbedingungen, die Recyclat gegenüber billigem Neuplastik aus Erdöl wirtschaftlich wettbewerbsfähig machen würden. Deshalb will sich Werner & Mertz gemeinsam mit Partner:innen, Verbänden und NGOs weiterhin für faire Marktbedingungen und eine zukunftsfähige Kreislaufwirtschaft engagieren – dabei wird unter anderem Folgendes gefordert:
- Verursachergerechte Übernahme der Plastiksteuer
- Abbau von klimaschädlichen Subventionen für fossile Rohstoffe
- Schaffung verbindlicher Rechtsrahmen
- Innovationsförderung und Investitionen in Recyclingtechnologien
- Kontrolle und Zertifizierung importierter Rezyklate
- Green Public Procurement als strategischer Hebel
Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
www.werner-mertz.de
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