Schwerpunkt Brot & Gebäck
Breite Brust trotz Brösel

| Johannes Lau 
| 11.06.2025

KEYaccount hat sich in der österreichischen Backbranche umgehört. Tenor: Die Lage bleibt angespannt, aber diese Widrigkeiten fördern auch die Weiterentwicklung.

So manches österreichische Bäckereiunternehmen muss mancher derzeit krisenbedingt in den Sauerteig beißen. Auch der Marktführer Ölz musste zuletzt Federn lassen, wie Geschäftsführer Paul Steyrer einräumt: "In Österreich war 2024 ein forderndes Jahr, das mit einem Umsatzrückgang einherging." So konnte man zwar im Export leichte Zugewinne erzielen – Steyrer freut sich vor allem über eine positive Entwicklung in Deutschland, Tschechien, Slowenien und der Slowakei. Aber um die Einbußen im Heimatland zu kompensieren, reichte es dann doch nicht: "In Summe bedeutet das für uns einen leichten Gesamtrückgang, der zwar nicht unserem Anspruch entspricht, angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen jedoch nachvollziehbar ist." Dabei bleiben soll es ohnehin nicht: Ölz hat sich heuer zum Ziel gesetzt, international wie zu Hause wieder auf einen nachhaltigen Wachstumskurs zu kommen. Schließlich habe sich das Unternehmen aus Dornbirn bislang als krisenresistent erwiesen: "Neben unserer starken Marke und langjährigen Erfahrung sehe ich vor allem eines als zentral: die Fähigkeit, gemeinsam mit unseren Handelspartner:innen lösungsorientierte und wertsteigernde Konzepte zu entwickeln und erfolgreich umzusetzen." Nachhaltiger Erfolg sei nur dann möglich, wenn beide Seiten – Handel und Hersteller – gleichermaßen profitieren. "Genau darauf wollen wir in der Zukunft setzen: partnerschaftlich zu denken, Mehrwert zu schaffen und diesen kontinuierlich in Markterfolg zu übersetzen." Dem steht aktuell dennoch das zurückhaltende Konsumverhalten im Weg.

Neue Preisrekorde

Steyrer lässt sich davon nicht unterkriegen: "Wir arbeiten daran, Ölz zukunftsfit aufzustellen und investieren gezielt in wichtige Bereiche wie Innovation, Marke, Internationalisierung und Produktionskapazitäten." Da kommt es gelegen, dass sich die angespannte Rohstoffsituation derzeit ein wenig beruhigt – aber nur langsam: "Bei den meisten unserer Hauptrohstoffe hat sich die Lage zuletzt stabilisiert – sie bewegen sich aktuell seitwärts, allerdings weiterhin auf einem historisch hohen Niveau." Herausfordernd bleiben einzelne Rohstoffe wie Butter, Rosinen, Kakao und aktuell Eier, die jeweils neue Preisrekorde erreichen. "Diese Entwicklungen erschweren die Kalkulation deutlich, zumal die allgemeinen Produktions- und Logistikkosten weiter steigen. Insgesamt bleibt das Umfeld volatil, weshalb wir weiterhin "auf Sicht fahren müssen"." Großes Wachstumspotenzial sieht Steyrer vor allem im Bereich der veganen Ernährung, in dem man auf innovative Produkte setze. "Der Proteinbereich bleibt für Ölz ein spannendes Segment, in welchem wir zeitnah mit Neuheiten auf den Markt kommen werden. Im Brot- und Hefeteigsortiment setzten wir zudem auf die Anreicherung unserer Backwaren mit wertvollen Ballastoffen." Zudem reagiere man auf neue Konsumgewohnheiten wie Snacking und dem Griff zu kleineren Haushaltsgrößen mit entsprechenden Convenience-Formaten. Die Bestseller bleiben vorerst weiter die Klassiker des Hauses wie Milchbrötle, Butterzopf und –toast.

Der Mann, der expandiert

Auch auf der anderen Seite der Republik – in Wien-Liesing – ging es im Vorjahr wieder turbulent zu, wie Michael Mann, Geschäftsführer von Der Mann berichtet: "2024 war für uns ein Jahr mit vielen bewegenden Entwicklungen." Dennoch sei man gut davon gekommen: "In einem fordernden Umfeld konnten wir in zentralen Bereichen stabile Leistungen erbringen und unsere Position am Markt behaupten." So lag der Jahresumsatz am Ende bei rund 78 Millionen Euro. Mann bilanziert weiter: "Saisonabhängig setzen wir dabei rund 400 verschiedene Rezepte ein. Pro Tag sind das beispielsweise knapp 60.000 Kleingebäcke, 27.000 Brote oder 42.000 Mehlspeisen. Diese Zahlen spiegeln unser Engagement und die Leistungsfähigkeit unseres Teams wider – Faktoren, auf die wir 2024 stolz zurückblicken." In diesem Jahr freut sich Mann auf verschiedene Projekte. Ziel sei es, das Filialnetz, das aktuell über 80 Filialen in Wien und Niederösterreich umfasst, bis zum Jahresende zu erweitern und drei bestehende Standorte zu modernisieren: "Einer davon wird unsere erste Drive-In-Filiale, auf die wir besonders gespannt sind", verrät Mann. Zudem werde einer der Produktionsofen ausgetauscht, was die firmeneigenen Prozesse optimieren und die Effizienz steigern soll. "Wir freuen uns darauf, diese Entwicklungen umzusetzen und unser Unternehmen weiter voranzubringen." Mann verschweigt dabei nicht, dass die derzeitige Lage auch für sein Unternehmen weiterhin sehr kompliziert ist: "Die aktuelle Situation stellt uns vor Hürden, insbesondere durch die Preissteigerungen. Steigende Preise bei Energie, Rohstoffen und Personal sind in der Produktion spürbar – das ist für uns keine Ausnahme. Dennoch blicken wir auf über 160 Jahre Erfahrung zurück und wissen, mit solchen Entwicklungen umzugehen." Trotz notwendiger Preisanpassungen sei es weiterhin sein Ziel, hochwertige Produkte zu einem fairen Preis anzubieten. Dazu trage man einen Teil der Mehrkosten selbst, um den Kund:innen weiterhin ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu bieten.

Der Remix der Zimtschnecke

Neben der Teuerung treibt Mann zudem weiterhin die angespannte Personalsituation um: "Ein zentrales Thema bleibt der Mangel an qualifizierten Fachkräften – eine Entwicklung, die sich quer durch viele Branchen zieht. Die Gewinnung und langfristige Bindung engagierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat für uns oberste Priorität." Doch in all diesen Umständen macht er Potenzial zur Weiterentwicklung aus: "Unsere logistischen Prozesse wurden effizienter gestaltet, das Sortiment gezielt überarbeitet und die Abläufe in den Filialen klarer strukturiert. Jede schwierige Phase bringt die Chance mit sich, neue Wege zu finden – und genau das haben wir getan." So sieht Mann sein Unternehmen weiterhin in einer starken Position. "Doch wir ruhen uns nicht darauf aus. Unsere Produktpalette wird laufend überarbeitet." Insbesondere gesundheitsbewusste Ernährung gewinne immer stärker an Bedeutung – vor allem im Snackbereich: Pflanzliche und vegetarische Alternativen seien stark gefragt, sowohl zum Mitnehmen wie beim sofortigen Konsum in den Filialen. "Wir entwickeln unser Sortiment deshalb laufend weiter, um allen Trends und Ernährungsweisen gerecht zu werden." Wie man etwa im süßen Segment sehen kann: Die klassische Zimtschnecke habe man inzwischen ebenso in modernen Geschackssorten in petto, zum Beispiel als Cheesecake und natürlich – Dubai.

www.oelz.com

www.dermann.at

 

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