Schattenseite der sozialen Medien
Millionenumsätze mit Glücksspiel: Wie Casino-Streamer aus Österreich im rechtlichen Graubereich agieren

| Redaktion 
| 27.05.2025

Immer mehr Streamer verlagern ihren Wohnsitz ins Ausland, um von dort Casino-Inhalte zu senden. Prominente Beispiele wie der Wiener gTasty zeigen, wie im rechtlichen Graubereich Millionen fließen – Experten warnen vor Suchtgefahren und fordern strengere Regulierungen.

Sie nennen sich Casino-Streamer, und sie sind die neuen Stars der Internet-Unterhaltung: Influencer, die live vor laufender Kamera in Online-Casinos spielen und dabei tausende Zuschauer fesseln. Während die Spielautomaten auf dem Bildschirm rotieren, fließen Geld, Emotionen und Werbedeals. Die Szene boomt, insbesondere seit der Pandemie – und mit ihr wachsen die Bedenken von Expert

Vom Wiener Wohnzimmer nach Madeira

Ein typisches Beispiel für dieses Phänomen ist der Wiener Elyas, besser bekannt unter seinem Streamer-Namen gTasty. Der junge Mann mit türkisch-arabischen Wurzeln hat Wien bereits 2021 verlassen und ist nach Madeira gezogen – eine Insel, die mittlerweile als "Insel der Streamer" bekannt ist. Mit rund 146.000 Followern auf Twitch und über 22.600 auf der Plattform Kick.com präsentiert er regelmäßig Glücksspielinhalte.

"Glücksspiel-Streaming ist ein lukratives Geschäft geworden", erklärt Karol Slotov von Automatenspieler. "Die Streamer erhalten nicht nur Einnahmen durch Abonnements und Spenden ihrer Zuschauer, sondern auch durch Sponsorenverträge mit den Online-Casinos, die oft im sechsstelligen Bereich liegen können."

gTasty kooperiert etwa exklusiv mit dem Online-Casino Stake, für das er regelmäßig Spielautomaten wie "Zeus vs. Hades" oder "Big Bass Amazon Extreme" spielt. Während seiner Streams benutzt er Begriffe wie "jetzt wird Massari gemacht" – arabisch für "Geld machen" – und inszeniert sich als erfolgreicher Zocker.

Rechtliche Grauzone und Steuerfragen

Der Umzug auf die portugiesische Insel Madeira ist kein Zufall. Viele Casino-Streamer verlassen Österreich und Deutschland, um rechtlichen Einschränkungen zu entgehen. In Österreich ist die Bewerbung von nicht-lizenzierten Online-Casinos verboten.

Neben gTasty sind auch andere bekannte deutschsprachige Streamer wie Scurrows und OrangeMorange nach Madeira gezogen. Die steuerlichen Vorteile der Insel spielen dabei ebenfalls eine Rolle. Portugal bietet für sogenannte “Non-habitual Residents” Steuervorteile, die gerade für Personen mit hohen Online-Einkünften attraktiv sind.

Millionenumsätze im Stream

Die Dimensionen des Casino-Streamings sind beachtlich. Internationale Top-Streamer wie Roshtein setzen pro Monat oft mehrere Millionen Euro in Online-Casinos um. Während der deutsche Streamer Knossi sich inzwischen vom Glücksspiel distanziert hat und in TV-Formaten wie "Let's Dance" zu sehen ist, bleiben andere der Szene treu.

Der genaue Vermögensstand von gTasty ist nicht bekannt, aber Experten schätzen, dass erfolgreiche Casino-Streamer seiner Größenordnung monatliche Einnahmen im mittleren fünfstelligen Bereich erzielen können. "Die Casinos zahlen für die Reichweite. Ein Streamer mit 20.000 bis 30.000 Zuschauern kann leicht 30.000 bis 50.000 Euro monatlich allein durch Sponsoring verdienen", schätzt Slotov.

Suchtgefahr und fehlender Jugendschutz

Kritiker sehen die wachsende Casino-Streaming-Szene mit großer Sorge. Diese Streams glorifizieren das Glücksspiel und stellen es als harmlosen Zeitvertreib dar. Die Streamer zeigen oft nur ihre Gewinne oder erhalten vom Casino Spielgeld, was ein völlig verzerrtes Bild der Realität vermittelt.

Besonders problematisch ist der leichte Zugang für Minderjährige. Zwar gibt es auf Plattformen wie Twitch Altersbeschränkungen, diese lassen sich jedoch leicht umgehen. Die frühe Konfrontation mit Glücksspielinhalten kann laut Suchtpräventionsexperten problematische Verhaltensmuster fördern.

Plattformen reagieren unterschiedlich

Die Streaming-Plattformen gehen unterschiedlich mit dem Thema um. Twitch hat die Regeln für Glücksspiel-Content bereits verschärft und verbietet die direkte Bewerbung von Online-Casinos ohne gültige Lizenz. Dies hat dazu geführt, dass viele Streamer wie gTasty auf alternative Plattformen wie Kick.com ausgewichen sind, die weniger strenge Regeln haben.

Kick wurde praktisch als Antwort auf die Twitch-Restriktionen gegründet und wird teilweise von Glücksspielunternehmen finanziert. Dort können die Streamer weiterhin uneingeschränkt Casino-Inhalte präsentieren.

Forderung nach strengerer Regulierung

Angesichts der wachsenden Problematik fordern Experten eine strengere Regulierung des Casino-Streamings. Es brauche einheitliche europäische Regeln, die auch für Streamer gelten, die von anderen EU-Ländern aus senden. Zudem müssten die Plattformen wirksame Altersverifikationsmechanismen einführen.

Auch die Glücksspielaufsichtsbehörden haben das Thema zunehmend im Blick. Das österreichische Finanzministerium beobachtet den Markt und prüft rechtliche Schritte gegen Streamer, die illegal für nicht lizenzierte Casinos werben.

Trotz wachsender Kritik scheint der Boom des Casino-Streamings ungebrochen. Für Persönlichkeiten wie gTasty bietet das Format weiterhin ein lukratives Geschäftsmodell. Auf seinem Discord-Kanal kündigt er regelmäßig neue Streams an und seine Community wächst stetig.

Ein Ende dieser problematischen Entwicklung ist nicht in Sicht – solange die rechtlichen Rahmenbedingungen nicht angepasst werden und Streamer wie gTasty weiterhin von ihren Inselparadiesen aus ungestört "Massari machen" können.

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