Interview mit Olivier Scherlofsky
"Wir arbeiten an Win-Win-Lösungen, um politisch-rechtliche Blockaden zu lösen"

| Redaktion 
| 26.05.2025

Olivier Scherlofsky ist Sanktions-Experte und Partner bei RSB International. Im LEADERSNET-Interview spricht er über US-Sanktionen, Kontakte in Washington und über die Unterschiede im Lobbying zwischen den USA und Österreich.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Scherlofsky, wer sind Ihre Mandant:innen – und aus welchem Grund wenden sie sich an Sie?

Olivier Scherlofsky: Wir sind ein Netzwerk US-amerikanischer und europäischer Berater:innen und Anwält:innen, die auf geopolitische Markt- und Rechtsfragen spezialisiert sind – insbesondere, wenn die US-Rolle entscheidend ist. Unsere Mandant:innen sind KMU, Konzerne, HNWIs, Family Offices sowie Regierungen. Im Rahmen einer internen Due Diligence prüfen wir dabei schon sehr früh, ob wir ein Mandat übernehmen können und wollen.

LEADERSNET: Ein Beispiel ist der Bereich der US-Sanktionen – welche Rolle übernehmen Sie hierbei konkret?

Scherlofsky: Gerade in diesem Bereich nehmen wir ausschließlich Mandate an, bei denen wir überzeugt sind, einen klaren Mehrwert schaffen zu können. Geht es um Ausnahmeregelungen oder die Aufhebung von US-Sanktionen, ermitteln wir zunächst die maßgeblichen Interessen der amerikanischen Seite. Anschließend entwickeln wir Strategien, die schlüssig darlegen, warum etwa eine Aufhebung der Sanktionen im nationalen Interesse der Vereinigten Staaten liegt – wir arbeiten gewissermaßen an einem Deal, der sowohl den USA als auch den Betroffenen weiterhilft. Damit fungieren wir faktisch als inoffizieller Vermittlungskanal und ermöglichen Win-Win-Lösungen, wo sonst politische Blockaden bestehen. Solche Lösungen sind häufiger möglich, als vielfach angenommen – sie werden lediglich selten öffentlich gemacht.

LEADERSNET: Wie bedeutend sind Ihre Kontakte in Washington für Ihre Arbeit?

Scherlofsky: Die US-Bundesregierung ist für geschäftliche Vorhaben aller Art von zunehmender Bedeutung. Fast ein Jahrhundert lang haben staatliche Eingriffe und Regulierungen mit extraterritorialer Reichweite eine anspruchsvolle Realität geschaffen. Deren Navigation erfordert Expertise, Erfahrung und Entschlossenheit. Ob es um einen strategischen Markteintritt oder um diplomatisches Reputationsmanagement geht – unsere Verbindungen in Washington sind entscheidend. Wichtig ist dabei ein Team, das

1. langjährige Erfahrung, einschließlich relevanter Dienstjahre bei US-Behörden,
2. Zugang und Glaubwürdigkeit bei maßgeblichen Stellen und Entscheidungsträgern auf höchster Ebene besitzt und
3. die Compliance-Vorgaben bis ins Detail versteht.

Wir sind überzeugt, ein einzigartiges Team aufgebaut zu haben, das diese kritische Kombination aus Erfahrung, Fachwissen und belastbaren Beziehungen zu Entscheidern bietet. So umfasst unser Team frühere hochrangige US-Sanktionsbeamte sowie Lobbyist:innen mit außergewöhnlich großen Erfolgen. Zwei davon wurden vom Wall Street Journal und Politico als Lobbyisten mit besonders gutem Zugang zur Trump-Administration hervorgehoben – heute in vielen Fällen ein strategischer Schlüssel.

LEADERSNET: Was kann Europa vom US-amerikanischen Ansatz lernen?

Scherlofsky: In den USA ist Lobbying nicht nur erlaubt, sondern verfassungsrechtlich geschützt – durch das Petitionsrecht und die Meinungsfreiheit. Unternehmen oder NGOs, aber auch zum Beispiel US-Tochtergesellschaften ausländischer Konzerne, haben somit einen klar geregelten Anspruch, Entscheidungsträger direkt anzusprechen. Dieses System schafft erstens Transparenz darüber, wer welche Interessen vertritt, und stellt zweitens sicher, dass Politiker:innen und Staatsstellen eine breite Informationsbasis erhalten – ein echter Gewinn für den demokratischen Prozess. In vielen anderen Ländern findet Interessenvertretung hingegen verdeckt oder in rechtlichen Grauzonen statt – was Risiken und Unsicherheiten erhöht.

LEADERSNET: Vielen Dank!

www.rsb-international.com

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