Als ich vor einem Jahr zum ersten Mal mit einer KI diskutiert habe, fühlte es sich an, als würde ich mit einem höflichen, aber überforderten Praktikanten sprechen. Heute diskutieren wir auf Augenhöhe. Was hat sich verändert? Nicht die Technologie – sondern meine Haltung.
KI ist kein Canva für Intelligenz. Kein PowerPoint 2.0. Kein neues Software-Tool, das man schnell durchklickt. Und wer sie so behandelt, bekommt genau das: praktikablen, aber glanzlosen Output. Funktional – aber ohne Strahlkraft.
Die Wahrheit ist: KI ist längst mehr als Technologie. Sie ist dein neuer Teampartner. Aber sie entfaltet ihr volles Potenzial erst dann, wenn du aufhörst, ihr Aufgaben zuzuwerfen – und anfängst, mit ihr zu denken.
Frag nicht nur. Lass dich fragen.
Viele glauben, der Unterschied zwischen gutem und schlechtem Output liege im Prompt. Falsch gedacht. Der wahre Unterschied liegt in der Haltung. Wer KI wie einen Dienstboten behandelt, bekommt formelhafte Antworten. Wer sie als Dialogpartnerin sieht, wird überrascht.
Statt: "Erstell mir ein Konzept für XY."
Versuch mal: "Was brauchst du von mir, um ein starkes Konzept für XY zu entwickeln? Frag mich durch, bis du genug weißt."
Dieser Perspektivwechsel ist nicht nur radikal – er ist produktiv. Denn plötzlich ist KI nicht mehr nur Antwortgeber – sondern Fragesteller, Strukturierer, Impulsgeber.
KI performt so gut wie dein Briefing – und dein Feedback.
Viele erwarten magische Ergebnisse – liefern aber ein Briefing, das kein Praktikant verstehen würde. Dann folgt Enttäuschung statt Dialog. Frust statt Fortschritt.
Dabei funktioniert KI wie jedes neue Teammitglied:
- Je klarer dein Briefing, desto besser die Ergebnisse.
- Je präziser dein Feedback, desto schneller das Lernen.
- Je öfter du nachschärfst, desto stärker wird die Wirkung.
Deshalb: Gib ihr eine Rolle. Eine Identität. Einen Platz in deinem Denken. So entsteht nicht bloß Output. Sondern echter Fortschritt.
6 Tipps für echte Zusammenarbeit mit KI
- Definiere ihre Rolle. Was soll sie für dich sein? Assistentin? Strategin? Texterin? Analystin?
- Lass dich interviewen. Sag einfach: "Frag mich durch, bis du verstehst, wie ich arbeite."
- Gib Kontext statt Kommandos. Zielgruppe, Zweck, Tonalität – je mehr du teilst, desto besser das Ergebnis.
- Feedback ist Pflicht. Wenn du nicht nachschärfst, wird die KI nicht klüger. Punkt.
- Starte da, wo's weh tut. Alles, was dich nervt oder sich wiederholt – ist ein Kandidat für KI-Revolution.
- Simuliere Perspektiven, die dir fehlen. Lass die KI als Investor, Innovationsberater oder Zukunftsforscher auftreten. So entstehen überraschende Einsichten.
Konkrete Beispiele für Führungskräfte
Egal ob Geschäftsführung, Marketing, HR oder Innovation – diese Prompts lohnen sich:
- Für Geschäftsführer:innen: "Du bist mein Innovationsberater. Entwickle drei KI-Initiativen, die unsere Wettbewerbsfähigkeit sichern – eine kurzfristige, eine mittelfristige und eine visionäre. Frag mich, was du dazu wissen musst."
- Für Marketing-Leiter:innen: "Du bist mein Kreativdirektor. Denk dir drei Kampagnenideen aus – eine klassische, eine mutige und eine radikal digitale. Frag mich vorher nach Zielgruppe, Tonalität und Strategie."
- Für HR-Verantwortliche: "Du bist meine HR-Coachin. Hilf mir, ein Konzept für KI-gestütztes Recruiting zu entwickeln. Frag mich nach Unternehmenskultur, offenen Rollen und meinen Werten."
Diese Art von Dialog führt selten zu Belanglosigkeiten. Meistens aber zu Struktur, Relevanz – und überraschend viel Inspiration.
Fazit
Arbeite nicht nur mit KI. Arbeite durch sie. Und vor allem: Arbeite an deinem Umgang mit ihr. Und wenn du noch mehr Tipps brauchst, lass uns gern auf einen Espresso gehen.
www.ahoi.biteme.digital
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