Nach dem Sieg von JJ beim Eurovision Song Contest (ESC) 2025 dürfte der größte Musikwettbewerb der Welt zum dritten Mal in Österreich stattfinden – zuletzt war das vor zehn Jahren nach dem Sieg von "Conchita" der Fall. Davon könnte auch die Wirtschaft profitieren. Vor allem in der Tourismusbranche macht man sich große Hoffnungen. Die zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehetner sieht durch eine mögliche Austragung großes Potenzial für Tourismus, Kultur und den gesamten Standort. "JJ hat Europa verzaubert. Wenn der ESC 2026 tatsächlich in Österreich ausgetragen wird, könnten wir ein neues Kapitel schreiben – für Musik, für Tourismus und für das internationale Image unseres Landes", so die Tourismus-Staatssekretärin am Sonntag.
Wo in Österreich die Veranstaltung im kommenden Jahr stattfinden wird, steht noch nicht fest. Denn am Sonntag haben sich bereits mehrere Städte als Austragungsort ins Spiel gebracht. Neben Wien wollen sich unter anderem Innsbruck, Oberwart und Wels bewerben. Laut ORF-Generaldirektor Roland Weißmann spielen dabei mehrere Faktoren wie etwa die Anbindung an einen Flughafen oder die Größe der verfügbaren Halle eine wichtige Rolle. Gleichzeitig versicherte Weißmann, dass der ORF trotz Sparvorgaben für eine tolle Show sorgen werde. "Es ist natürlich eine große finanzielle Herausforderung für den ORF, aber die werden wir stemmen", so der Generaldirektor.
Wirtschaftliche Chancen für ganz Österreich
Der Eurovision Song Contest 2015 in Wien habe gezeigt, welches wirtschaftliche Potenzial in einer solchen Großveranstaltung stecke: "Knapp 30 Millionen Euro Umsatz in Wien, über 100.000 Gäste, internationale Berichterstattung und ein Werbewert in dreistelliger Millionenhöhe – das sind Größenordnungen, die auch 2026 wieder möglich wären", sagte Zehetner.
Wie lukrativ ein ESC sein kann, zeige das heurige Beispiel aus Basel: Der Eurovision Song Contest 2025 brachte der Stadt demnach eine geschätzte wirtschaftliche Wertschöpfung von rund 60 Millionen Schweizer Franken (etwa 64 Millionen Euro). Diese Einnahmen resultierten hauptsächlich aus dem Tourismus, der Hotellerie, der Gastronomie sowie aus infrastrukturellen Investitionen und einem massiv gesteigerten internationalen Bekanntheitsgrad, heißt es aus dem Staatssekretariat. Während der ESC-Woche habe Basel eine Hotelbelegungsrate von 95 Prozent verzeichnet – die Buchungen seien um 280 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Trotz öffentlicher Ausgaben von rund 35 Millionen Franken sei ein Nettoeffekt von etwa 25 Millionen Franken zugunsten der lokalen Wirtschaft verblieben Zehetner dazu: "Solche Zahlen zeigen: Der ESC ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern ein echter Wirtschaftsmotor."
Laut früheren Studien könnten durch ein derartiges Event auch in Österreich mehrere Hundert Arbeitsplätze entstehen, tausende zusätzliche Nächtigungen generiert und Investitionen in die Infrastruktur angestoßen werden. "Wir hätten die Möglichkeit, uns erneut als professioneller, weltoffener Gastgeber zu präsentieren – mit einem modernen, kreativen Bild von Österreich, das weit über Europa hinausstrahlt", zeigt sich die Staatssekretärin überzeugt.
Synergien zwischen Tourismus und Kultur
"Eine starke mediale Präsenz könnte nicht nur dem Tourismus, sondern auch dem Musikexport und der heimischen Kreativwirtschaft einen kräftigen Schub geben", sagt Zehetner und weiter: "Wenn internationale Aufmerksamkeit auf unsere Talente gelenkt wird, profitieren viele Branchen gleichermaßen."
Der ESC 2015 war Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit: Als erstes Großevent mit bewusst reduziertem ökologischem Fußabdruck habe er Maßstäbe gesetzt. "Wenn es uns gelänge, auch 2026 einen solchen Green Event auf die Beine zu stellen, könnten wir zeigen, dass Österreich nicht nur musikalisch, sondern auch ökologisch ganz vorne mitspielt", betont die Staatssekretärin. Zehetner abschließend: "Der ESC 2026 wäre mehr als eine Musikshow – er könnte ein Impuls für Nächtigungen, Wertschöpfung und Standortentwicklung sein. Wir sollten diese Chance klug nutzen – als Bühne für unser Land in seiner ganzen Vielfalt."
Top-Quote im ORF
Beim ORF herrscht ebenfalls Freude. Denn am Samstagabend wollte sich ein Millionenpublikum JJs Triumph nicht entgehen lassen: Bis zu 1,3 Millionen (bei JJs Auftritt) und durchschnittlich 896.000 Zuseher:innen (vorläufige Gewichtung) bei einem Marktanteil von 46 Prozent (12+) haben demnach die Übertragung der diesjährigen Ausgabe des Gesangswettbewerbs der öffentlich-rechtlichen Sender Europas live in ORF 1. Auch das Voting von Fachjury und Publikum war laut ORF ein Quotenbringer: Die Punktevergabe zur mitternächtlichen Stunde, bei der Österreich bereits auf den ersten Rang gereiht wurde, ließen sich im Durchschnitt 731.000 nicht entgehen. Das Voting habe damit einen Marktanteil von 52 Prozent (12+) erzielt. Die anschließende Entscheidung kam auf durchschnittlich 787.000 Zuseher:innen bei 63 Prozent Marktanteil.
Insgesamt verfolgten den Angaben zufolge 2,631 Millionen Zuschauer:innen, das sind 35 Prozent der heimischen TV-Bevölkerung ab zwölf Jahren (weitester Seherkreis), den ESC-Finalabend in ORF 1. Die gesamte ESC-Woche mit den ESC-Abenden am 13., 15. und 17. Mai sahen insgesamt 3,362 Millionen Zuschauer:innen, teilte der Öffentlich-Rechtliche am Sonntag mit.
www.eurovision.tv
www.bmwet.gv.at
www.orf.at
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