Währenddessen scharren große Anbieter schon mit den Hufen. Österreich mischt nun kräftig mit in einem Markt, der ohnehin für Reizüberflutung bekannt ist und mittendrin befindet sich eine Regierung, die auf das schnelle Geld hofft und dabei mehr entfesselt, als sie vielleicht geplant hat.
Neue Regeln bringen neue Einnahmen – was die Regierung mit der Glücksspielreform wirklich bezweckt
Seit dem ersten April ist die Wettgebühr Geschichte, wie man sie bisher kannte. Statt zwei Prozent werden nun fünf Prozent fällig und das ist nicht die einzige Stellschraube, an der gerade gedreht wird. Auch bei der Glücksspielabgabe liegt ein Vorschlag auf dem Tisch, der eine Erhöhung um zehn Prozent vorsieht. Noch ist das nicht durch den Gesetzgeber gewunken, aber die Richtung ist eindeutig. Der Staat will mitverdienen und das ordentlich.
Im Jahr 2023 kamen über 340 Millionen Euro durch die Glücksspielabgabe zusammen. Die Wettgebühr steuerte zusätzliche 70 Millionen bei. Kein Wunder also, dass man sich hier weiteres Potenzial erhofft. Zwischen 50 und 100 Millionen Euro zusätzlich könnten es laut Berechnungen pro Jahr sein. Das klingt nach einer sicheren Bank, doch auffällig ist, dass die Diskussion auffallend einseitig geführt wird. Von Spielerschutz, Prävention oder einer sozialen Rückverteilung der Mehreinnahmen ist kaum die Rede. Es geht um Einnahmen, um fiskalische Schlagkraft, um Zahlen, die sich gut in Pressekonferenzen machen. Was fehlt, ist eine Idee, wie diese Gelder gesellschaftlich sinnvoll eingesetzt werden könnten.
Die Staatskasse wird voller – doch auf wessen Kosten?
Höhere Abgaben klingen abstrakt, aber in der Realität sind sie ganz konkret spürbar. Anbieter, wie sie auf Casino Groups rezensiert werden, können die Mehrbelastung kaum aus eigener Tasche zahlen. Stattdessen reagieren sie meist mit angepassten Quoten, Bearbeitungsgebühren oder eingeschränkten Serviceleistungen und genau das trifft diejenigen, die ohnehin schon zu viel riskieren. Vor allem Menschen mit wenig Einkommen sind betroffen, denn sie setzen häufiger auf den großen Gewinn, der vieles verändern soll.
Der viel beschworene Spielerschutz bleibt dabei auf der Strecke. Zwar wird gerne betont, dass reguliertes Glücksspiel sicherer sei als unkontrolliertes. Doch konkrete Maßnahmen, die diesen Anspruch untermauern, sucht man in der Reform vergeblich. Weder Kampagnen zur Aufklärung noch Initiativen zur Suchtprävention sind Teil des Maßnahmenpakets und damit bleibt eine zentrale Frage, wie verantwortungsvoll eine Politik ist, die auf Einnahmen aus einem potenziell suchtfördernden Bereich setzt, ohne gleichzeitig die Risiken einzudämmen?
Die Auswirkungen treffen auch die Branche selbst, allerdings nicht gleichmäßig. Große Anbieter mit finanziellen Rücklagen können die Reform besser verkraften. Kleinere Betriebe hingegen, vor allem lokale Wettbüros, geraten ins Straucheln. Die Folge ist ein Markt, der sich zunehmend zugunsten finanzstarker Konzerne verschiebt. Wettbewerb und Vielfalt geraten unter Druck, während sich ein monopolartiges Gefüge herausbildet.
Der Schattenmarkt wächst – wie Österreich gegen illegales Glücksspiel ankämpfen will
Parallel zum legalen Glücksspiel boomt ein Markt, den offizielle Stellen nur schwer im Griff haben. Online-Plattformen mit Sitz in steuerfreundlichen Regionen bieten ihre Dienste in Österreich an, ohne sich an die heimischen Regeln zu halten. Die Seiten wirken professionell, werben aggressiv und sind für Laien kaum von legalen Angeboten zu unterscheiden.
Das Ministerium für Finanzen kennt das Problem und hat Gegenmaßnahmen angekündigt. Dabei ist von technischen Sperren, Kooperationen mit Zahlungsdienstleistern und juristischen Schritten die Rede. Nur fehlt bislang die konkrete Umsetzung. Während die Einnahmen aus dem legalen Sektor steigen sollen, versiegt ein nicht unerheblicher Teil im Schattenmarkt.
Hinzu kommt ein weiteres Problem, denn die Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Anbietern ist für viele Nutzer nicht nachvollziehbar. Wer sich durch bunte Webseiten klickt und dort deutschsprachige Kundenbetreuung findet, geht oft davon aus, dass alles seine Ordnung hat, doch der Staat investiert kaum in Aufklärung. Ohne gezielte Informationskampagnen bleibt der Verbraucher im Dunkeln und das spielt den illegalen Plattformen in die Karten.
Große Namen, große Vorteile – wie Glücksspielkonzerne ihre Position ausbauen
Kaum jemand steht in Österreich so symbolisch für das Glücksspiel wie Novomatic. Der Konzern aus Niederösterreich ist europaweit aktiv, entwickelt Automaten, betreibt Casinos und Onlineplattformen. Seine politische Vernetzung ist ebenso bekannt wie umstritten. Die sogenannte Casinos-Affäre brachte ein System zutage, in dem wirtschaftliche Macht und politischer Einfluss eng verwoben sind.
Auch wenn es keine juristischen Konsequenzen für die Verantwortlichen gab, blieb der öffentliche Eindruck hängen. Die Lizenzenvergabe scheint bis heute nicht frei von Interessenkonflikten. Wer viel Einfluss besitzt, sichert sich Vorteile und genau das macht die aktuelle Reform so brisant. Denn je höher die Belastung, desto eher können große Konzerne sie schultern. Kleine Anbieter hingegen geraten ins Hintertreffen.
Die politische Rhetorik spricht von Gleichheit und Regulierung, doch in der Praxis sorgt das neue Steuerregime für eine ungleiche Verteilung der Lasten. Die einen bauen ihre Marktstellung aus, die anderen kämpfen ums Überleben. Was fehlt, ist ein klares Signal, dass politische Entscheidungen nicht durch wirtschaftliche Machtverhältnisse beeinflusst werden.
Glücksspiel als Haushaltsstütze – eine Rechnung mit unbekannten Variablen
Auf den ersten Blick klingt es clever, der Staat nutzt eine lukrative Branche, um Löcher im Budget zu stopfen, doch hinter der pragmatischen Fassade lauern Risiken. Glücksspiel ist keine verlässliche Einnahmequelle, sie hängt von Konsumverhalten, wirtschaftlicher Stimmung und gesellschaftlicher Akzeptanz ab. Gerät eines dieser Zahnräder ins Stocken, droht ein Kollaps im Einnahmesystem.
Dazu kommt die moralische Frage. Ist es legitim, staatliche Ausgaben mit Einnahmen zu decken, die aus einem Bereich stammen, in dem Spielsucht ein realer Faktor ist? Die möglichen Folgekosten, etwa im Gesundheitswesen oder im Bereich der Schuldenberatung, bleiben in der politischen Rechnung meist unberücksichtigt.
Andere Länder gehen einen vorsichtigeren Weg. Deutschland etwa setzt auf zentralisierte Aufsicht, klare Regeln und stärkere Kontrolle. In der Schweiz stehen Spielerschutz und Transparenz im Vordergrund. Österreich hingegen scheint den kurzfristigen Ertrag zu priorisieren und riskiert damit, langfristig den Anschluss an eine moderne, verantwortungsvolle Glücksspielpolitik zu verlieren.
Wer beim Glücksspiel auf Risiko spielt, muss mit Verlusten rechnen. Gilt das auch für Staaten? Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich Österreichs Kurs auszahlt oder ob er nur ein teures Intermezzo im Ringen um Haushalt und Haltung bleibt. Das letzte Blatt ist jedenfalls noch nicht gefallen.