Das Weltmuseum Wien unternimmt in seiner großen Sonderausstellung 2025 einen Streifzug durch 3.000 Jahre Hosen-Geschichte(n) aus aller Welt und stellt anhand dieses symbolbehafteten Kleidungsstücks die Frage: "Wer hat die Hosen an?" Viele Geschichten sind da eingenäht worden: vom Herrschen und vom Aufbegehren, von Triumph und Verlustängsten, von Provokation und intimen Details.
Kostbarkeiten und so manch skurriles Fundstück aus den Sammlungen des Weltmuseums Wien, des Kunsthistorischen Museums und des Theatermuseums treffen dabei auf Leihgaben österreichischer Museen und internationaler Sammlungen. Die Ausstellung erstreckt sich über fünf Säle, in denen historische Objekte in Dialog mit zeitgenössischer Kunst treten.
Insgesamt 120 Exponate, darunter rund 60 Hosen unterschiedlicher Herkunft und Materialität, berichten von ausgereifter Funktionalität und Handwerksdesign und geben Zeugnis von den Lebensumständen der Menschen – in Luxus und Armut, im Arbeitsalltag und im Festtagsgewand.

tunbān - Hersteller:in unbekannt, Bagdad, Irak, vor 1886, Weltmuseum Wien, Sammlung Josef Troll © KHM-Museumsverband
Die Ausstellung geht der Konstruktion und De-Konstruktion der Hose nach – einerseits ganz konkret anhand von Schnittformen, Zuschneideplänen und Tragegewohnheiten, andererseits im übertragenen Sinn anhand von sprachlichen und symbolischen Bedeutungen, die diesem Kleidungsstück zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Kulturen zugemessen wurden. Dabei geht es um Hosenrollen und Hosenwörter ebenso wie um die Hose als Symbol für männlichen Machtanspruch und weibliche Emanzipation.
Von den ältesten Hosentypen der Bronzezeit spannt sich ein Erzählfaden zu den mythischen Amazonen und führt vom antiken Griechenland bis zu selbstbewussten Frauentypen der jüngeren Geschichte. Die Entwicklung der Hose in der europäischen Männermode, wo sportlicher Wettkampf, Repräsentationsbedürfnis und Entwicklungen der Kriegstechnik Impulsgeber waren, wird ebenso thematisiert. Auch Habsburgs Hosen werden gezeigt: Neben Kaiser Franz Josephs bekannten militärischen Uniformhosen für den Alltag und Kniehosen aus Loden für die Jagd, wartet die Ausstellung mit überraschenden kaiserlichen Reitbeinkleidern aus Ziegenfell auf – eine Hommage von Franz Josephs Bruder Maximilian an die Volkstrachten Mexikos.
Nicht zuletzt erhalten die Unterhosen Spielraum: Von der ältesten erhaltenen mittelalterlichen "Bruch" über (tangaähnliche) japanische fundoshi bis zu zeitgenössischen Kunstwerken gibt es viel Unbekanntes zu entdecken. Mit einem nachdenklichen Blick auf die aktuellen Herausforderungen der Jeans- und Textilproduktion im Zeitalter der "Ultrafast Fashion" und einem ermutigenden Ausblick auf die "Hosen für das 21. Jahrhundert" als Symbol für Veränderung endet diese Entdeckungsreise durch die Welt der Hosen.
Videos, Filme und interaktive Medien- und Mitmachstationen laden dazu ein, unterschiedlichste Stoffe und Funktionsdetails zu entdecken, virtuelle Hosen anzuprobieren und über die Schattenseiten der Textilproduktion, KI-unterstützte Produktion on demand oder auch Greenwashing und Upcycling zu reflektieren. Junge Besucher:innen entdecken "Wer hat die Hosen an?" mittels eigener Ausstellungstexte in kindgerechter Sprache.
Wer hat die Hosen an?
Bis 1. Februar 2026
Weltmuseum Wien
www.weltmuseumwien.at/hosen