Transgourmet-Geschäftsführer Thomas Panholzer im Gespräch
"Die Konkurrenz hat sich verschärft, weil die Rahmenbedingungen herausfordernder geworden sind"

| Wolfgang Zechner 
| 02.03.2025

Österreichs größter Gastro-Großhändler präsentierte sein Jahresergebnis für 2024.  Aus diesem Anlass bat KEYaccount-Herausgeber Wolfgang Zechner den Geschäftsführer von Transgourmet Österreich, Thomas Panholzer, zum Interview.

KEYaccount: Transgourmet hat im Vorjahr in Österreich 896 Millionen Euro umgesetzt. Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahrs?

Thomas Panholzer: Im Normalfall kann man mit einem Plus von 2,7 Prozent zufrieden sein. Unsere Erwartung war aber eine andere gewesen. Wir hatten ursprünglich damit gerechnet, dass die Inflation im Jahr 2024 mehr als vier Prozent betragen wird. Sie lag dann deutlich darunter. Hinzu kam, dass die Kollektivverträge nach oben geschossen sind. Dadurch hat sich nicht nur für uns, sondern für den gesamten Handel eine wirtschaftlich herausfordernde Situation ergeben.

KEYaccount: Die Inflation hat sich im Laufe des Vorjahres deutlich abgeschwächt und ist zu Jahresbeginn wieder angestiegen. Wie beurteilen Sie die aktuelle Preissituation?

Panholzer: Im Vergleich zum Jahr davor haben wir 2024 eine niedrige Inflation gehabt. Bei Lebensmitteln gab es zeitweise sogar eine Deflation. Erst in den vergangenen zwei, drei hat die Teuerungsrate wieder an Fahrt aufgenommen. Die wichtigen Fragen lauten nun: Wie geht es auf den Rohstoffmärkten weiter? Wie entwickelt sich die Situation in den USA – Stichwort Zölle. Und wie geht es in der Ukraine weiter? Natürlich kann vieles passieren, aber normalerweise gehe ich von einer normalen Preisentwicklung aus.

KEYaccount: Sie haben im Vorjahr einen neuen Markt am ehemaligen AGM-Areal im Osten von Klagenfurt eröffnet. Wie hat sich dieser entwickelt?

Panholzer: Klagenfurt hat sich zwar ganz gut entwickelt, trotzdem ist der Markt in der Abholung hinter unseren Erwartungen geblieben ist. Man darf nicht vergessen, dass der Markt fast eineinhalb Jahre geschlossen war. Die ehemalige AGM-Kundschaft hat sich in der Zwischenzeit leider verlaufen. Im Prinzip war Klagenfurt ein echter Neustart. Wir mussten also von null wieder anfangen. Und man darf nicht vergessen: Es dauert im Schnitt fünf Jahre, bis sich ein neuer Markt rechnet.

KEYaccount: Was planen Sie für heuer? Wird es auch 2025 einen neuen Markt geben?

Panholzer: Mit Jahresbeginn haben wir in Graz von Unimarkt die an unseren Standort angrenzende Lagerhalle erworben. Dort errichten wir auf mehr als 14.000 m² ein neues Zentrallager. Bereits ab März 2025 wird es zum zentralen Verteil-Hub für Obst und Gemüse sowie Teile des Trockensortiments für die Transgourmet-Standorte. Das neue Zentrallager punktet durch seine Lage im Herzen Österreichs, die eine besonders effiziente Warenverteilung ermöglicht. Mit diesem Zukunftskonzept gelingt es uns, uns auf unsere Kernkompetenz zu fokussieren und dabei die Verfügbarkeit und die Qualität von Obst und Gemüse nochmals zu toppen.

KEYaccount: Wird das heuer der einzige Neubau bleiben?

Panholzer: Nein, in Kematen, also westlich von Innsbruck, werden wir wahrscheinlich noch heuer mit dem Bau eines neuen Lagers beginnen. Eigentlich wollten wir dort einen Abholmarkt errichten, aber dafür haben wir keine Genehmigung erhalten. Zum Glück haben wir bereits einen schönen, großen Abholmarkt in Wörgl.

KEYaccount: Kommen wir zum Sortiment. Wo sehen Sie die größten Wachstumschancen für die Zukunft?

Panholzer: Bio-Produkte haben sich auch im Vorjahr erstaunlich gut entwickelt. Regionale und lokale Produkte sind nach wie vor sehr gefragt. Auch ein ausgewogenes Nebeneinander von Preiseinstiegsprodukten, Convenience-Lösungen und Premium-Produkten wird kundenseitig goutiert.

KEYaccount: Wie sieht es mit der Umsatzentwicklung von pflanzlichen Ersatzprodukten aus?

Panholzer: Vegane Produkte haben sich im Vorjahr gut, aber nicht sprunghaft entwickelt.

KEYaccount: Die Gastronomie hat unter Corona sehr gelitten. Später hieß es, die Gastronomie und Hotellerie seien ein Inflationstreiber. Wie beurteilen sie den aktuellen Zustand der österreichischen Gastronomie?

Panholzer: Die Gastronomie hat auf all diese Entwicklungen reagiert – und zwar mit weniger Öffnungstagen und verkürzten Öffnungszeiten. Es gibt eine Fokussierung auf umsatzstarke Zeiten. Und: Es trennt sich der Spreu vom Weizen. Wenn ein Gastronom nichts Besonderes bietet, kann es in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten leicht passieren, dass er untergeht.

KEYaccount: Wie beurteilen Sie eigentlich die aktuelle Situation im Gastro-Großhandel? Hat sich die Konkurrenzsituation verschärft?

Panholzer: Die Konkurrenz hat sich verschärft, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herausfordernder geworden sind und weil es kein großes natürliches Wachstum gibt. Darum wird um jeden einzelnen Kunden sehr hart gekämpft. Das drückt die Spanne und damit das Ergebnis.

KEYaccount: Österreich hat noch immer keine Regierung. Die Verhandlungen zwischen ÖVP und SPÖ biegen aber gerade in die Zielgerade ein. Was wünschen Sie sich denn von der nächsten Regierung?

Panholzer: Ich glaube, das Wichtigste wäre, auf die EU einzuwirken, damit sich diese wieder um die wichtigen Themen kümmert. Solange wir mit Bürokratie zugemüllt werden, haben vor allem mittelständische Betriebe keine Chance. Ich denke da zum Beispiel an Themen wie die Entwaldungsverordnung. In den USA oder in China kümmert sich niemand um solche Themen. Wir riskieren damit unsere Wettbewerbsfähigkeit. Auch beim Thema Ukraine hat man das Gefühl, dass Europa nicht mehr ernst genommen wird.

www.transgourmet.at

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