Die Finanzmärkte der größten Börsenplätze der Welt stehen im Bann eines so genannten zyklischen Bärenmarktes. Die Kennzeichen dieser Phase sind Gewinnwarnungen, steigende Zinsen und ein deutlicher Wirtschaftsabschwung. Gründe dafür sind unter anderem der Krieg in der Ukraine sowie die hohe Inflation.
Trügerische Gegenbewegung
Seit Juni 2022 sind die wichtigsten Aktienindizes wie der Standard & Poors 500 (S&P 500), der Nasdaq 100 und der Deutsche Aktienindex DAX, ausgehend von ihren Niveaus zu Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent gesunken. Beim global weniger bedeutenden ATX sieht es ähnlich aus. Zuletzt kam es jedoch zu einer Gegenbewegung mit wieder steigenden Kursen. Ist die Talsohle damit erreicht? Geht es nach Expert:innen der Steiermärkischen Sparkasse Private Banking sollten sich Anleger:innen nicht zu früh freuen. Laut ihrer Einschätzung würden dieser kurzfristige Anstieg nichts am Gesamtbild ändern. Laut ihnen handelt es sich um eine Bärenmarkt-Rallye, bei der die Kurse kurz steigen und dann wieder ins Minus drehen.
"Holprige Fahrt über eine Forststraße"
Die Marktbewegungen in den USA und an den europäischen Märkten seien aktuell vergleichbar. Ein zyklischer Bärenmarkt sei wie eine Fahrt über eine sehr holprige Forststraße, so die Steiermärkischen Sparkasse Private Banking. Doch eine der wichtigsten Botschaften der Expert:innen lautet: Bärenmärkte seien normal und in der Regel nicht von allzu langer Dauer. Der S&P 500 durchschritt zum Beispiel seit 1970 einige Bärenmärkte, keiner dauerte aber länger als 343 Tage, also ein knappes Jahr. Dem gegenüber stehen Bullenmärkte, die an den Finanzmärkten im selben Zeitraum zwischen 2,5 Monaten bis zu elf Jahren anhielten. Seit 1970 herrschte an der Börse im Schnitt knapp vier Jahre lang ein Bärenmarkt – zumindest was den S&P 500 Index angeht. Dem gegenüber stehen wiederum über 40 Jahre Bullenmarkt. Das heißt, dass die Aktien seitdem in über 80 Prozent der gesamten Zeitspanne eine positive Entwicklung aufweisen.
Die Bärenmarkt-Strategie
Sieglinde Klapsch, Leiterin Private Banking Graz Steiermärkische Sparkasse, und Alexander Eberan, Leiter Private Banking Wien Steiermärkische Sparkasse, gehen davon aus, dass die aktuelle Marktphase noch einige Zeit benötigen werde, um sich wieder zu normalisieren. Angesichts der anhaltenden Konjunktursorgen, dem bisher nicht an Schrecken verlierenden Inflationsgespenst, den Aktivitäten der Notenbanken und der Gasversorgung in Europa sei es aus ihrer Sicht noch zu früh, das jetzige Marktniveau als Talsohle bei den Aktien zu bezeichnen.
Vor dem Hintergrund des bisher turbulenten Börsenjahres findet derzeit die Berichtssaison der Unternehmen statt. Knapp zwei Drittel der Unternehmen melden zwar ein geringeres Gewinnwachstum als im Vorjahr, allerdings höher als es durchschnittlich erwartet wurde. Auch der Ausblick und die Prognosen der meisten Unternehmen sind positiver als bis vor kurzem angenommen wurde.
Tipps für Anleger:innen
Dennoch könnten die Märkte im Bärenmarkt-Umfeld noch um bis zu 10 Prozent nachgeben, die Abwärtsdynamik sollte sich laut den Expert:innen aber deutlich verlangsamen. Für Anleger:innen mit einem längeren Zeithorizont sei es jetzt sinnvoll, die tiefen Kurse zu nützen und ihr Portfolio in Tranchen mit Aktien aufzustocken, da die Bewertungen deutlich attraktiver geworden seien, so die Expert:innen. Es sei weiterhin damit zu rechnen, dass große Aktiengesellschaften Dividendenzahlungen leisten werden und die Aktienkurse im Laufe der Zeit steigen würden. Aktien könnten auch dabei helfen, sich gegen eine moderate Inflation abzusichern. Andererseits sollte man auch einen guten Teil des Vermögens in Cash halten, um das niedrige Kursniveau stets durch Zukäufe nützen zu können.
Fazit der Steiermärkischen Sparkasse Private Banking: "Aktien bleiben auch im Angesicht des Bären des Jahres 2022 eine attraktive Anlageklasse."
www.sparkasse.at
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