Der Gewinner des Staatspreis Innovation 2020 ist die Lenzing AG aus Oberösterreich. Ausgezeichnet wird das Unternehmen für das Projekt "Lenzing Web Technology". Der Markt für Vliesstoffe umfasst etwa 280 verschiedene Anwendungen. Für all seine biologisch abbaubaren Produkte galt jedoch bisher: Zuerst mussten die Fasern hergestellt, gelagert und transportiert werden. Erst in einem zweiten Produktionsschritt konnte ein Vlies hergestellt werden.
Ein elfköpfiges Kernteam der oberösterreichischen Lenzing AG erforschte daher mit der neuen patentierten "Lenzing Web Technology" die Kombination von Faser- und Vliesherstellung in einem Schritt. Dieses Verfahren basiert auf der Lyocell-Technologie. Das Ergebnis sind voll biologisch abbaubare und kompostierbare Vliesstoffe, die in Wischtüchern, Hygieneartikeln und Gesichtsmasken eingesetzt werden können. Produktionsreste wie der Randbeschnitt lassen sich als Rohstoffe in dem Verfahren weiterverwenden.
Diesjährige Auszeichnung von besonderer Bedeutung
"Mit dem Staatspreis Innovation werden jährlich die herausragendsten Leistungen von Unternehmen ausgezeichnet. Heuer ist diese Auszeichnung aber von ganz besonderer Bedeutung. Denn eindrucksvoll zeigt sich, auf welches hervorragende Innovationspotenzial der Standort verweisen kann. Diese Projekte stärken unsere Wirtschaft nachhaltig und sind der nötige Impuls, um die aktuelle Krise zu meistern", betonte Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Margarete Schramböck bei der Verleihung. "Die ausgezeichneten Unternehmen erbringen genau die Leistungen, mit denen Österreich in die Gruppe der Innovation Leader vorrücken kann. Mit der Verleihung des Staatspreis Innovation möchten wir diesen Initiativen eine zusätzliche Bühne geben und die österreichischen Unternehmen einladen, noch mehr auf innovative Produkte und Services zu setzen. Unterstützung für Innovationen gibt es durch eine Vielzahl von aws Förderungen, von Garantien und Krediten bis hin zur aws Investitionsprämie."
Neben der Lenzing AG wurden weitere fünf Unternehmen mit einer Nominierung ausgezeichnet:
- Frequentis DFS Aerosense GmbH (Wien)
Projekt "Digitale Flugsicherung": Der Flughafen-Tower und die dort arbeitenden Lotsinnen und Lotsen erfahren durch ein digitales System zur automatisierten digitalen Flugsicherung eine deutliche Entlastung.
- Ares Genetics GmbH (Wien)
Projekt "ARESupa – Molekulare Antibiotikaresistenzdiagnostik mittels Künstlicher Intelligenz": Mit einem universellen Erregertest kann Antibiotikaresistenz von Keimen schnell und genau vorhergesagt werden.
- BHS Technologies GmbH (Innsbruck)
Projekt "RoboticScope": Ergonomischer und präziser operieren: Ein Mikroskoproboter der OP Livebilder mittels Kameras an Mikrodisplays für jedes Auge überträgt.
- AT & S Austria Technologie & Systemtechnik AG (Leoben)
Projekt "Neues Substratcore als Kernstück der Digitalisierung – Brückenschlag zwischen Mikro- und Nanowelt": Um immer kleiner werdende Halbleiterbauteile auf Leiterplatten platzieren zu können, hat AT & S als eines der wenigen Unternehmen weltweit feingliedrige Adapter aus Silizium entwickelt.
- ZKW Lichtsysteme GmbH, Wieselburg
Projekt "[HD] mirrorZ": Ein neuartiges System in Fahrzeugen speist sich aus Echtzeitdaten zum Verkehrsgeschehen und passt das Scheinwerferlicht subtil an, ohne die Verkehrsteilnehmerinnen und Teilnehmer abzulenken.
Sonderpreis "Econovius 2020" an für "Frachtvermessung 4.0"
Im Rahmen des Staatspreises Innovation verleiht die Wirtschaftskammer Österreich den Sonderpreis "Econovius" an ein KMU, das sich durch besonders innovative Leistungen auszeichnet. WKÖ-Präsident Harald Mahrer überreichte den diesjährigen Econovius an die Cargometer GmbH für das Projekt "Frachtvermessung 4.0". Jede Palette mit Fracht muss durch das Verladetor des jeweiligen Umschlagplatzes. Hier setzt Cargometer an, eine innovative Lösung des gleichnamigen Wiener Unternehmens zur umfassenden Frachtvermessung.
Am fahrenden Gabelstapler werden Dimensionen und Volumen jedes Pakets erfasst. Wiegegabeln ermitteln die Masse, und ein QR-Scan mithilfe simpler Kameras dokumentiert das Produkt vollautomatisch. Dadurch wird in erster Linie Zeit und in weiterer Folge mit CO2-Ausstößen gespart. Das Pakettracking, wie es von Kurierdiensten bekannt ist, kommt dadurch auch der Stückgutlogistik zugute: Abrechnungen werden genauer, der bisherige Fehleranteil von etwa 15 Prozent wird eliminiert. Das kann dem europäischen Frachtwesen Umsatzsteigerungen in Milliardenhöhe erbringen.
Für den "Econovius" waren zudem die Autforce Automations GmbH, die Cubes GmbH, die Messfeld GmbH sowie die Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH nominiert.
Easelink und Frauscher Thermal Motors holen sich die "VERENA"
Mit dem von Verbund gestifteten Sonderpreis "VERENA" (Verbund E-Novation Award) werden Unternehmen ausgezeichnet, die in den Bereichen Elektrizitäts- und Energiesysteme, Energieeffizienz/-management, erneuerbare Energien und E-Mobilität innovative Projekte mit Universitäten, Fachhochschulen oder außeruniversitären Forschungseinrichtungen umgesetzt haben.
Den diesjährigen "VERENA"-Preis erhielten unter anderem die Easelink GmbH in Kooperation mit der Technischen Universität Graz für das Projekt "Matrix Charging: Automatisierte konduktive Ladetechnologie für Elektrofahrzeuge". Der Klimaschutz fordert immer mehr den Umstieg auf E-Mobilität, welche sich nur mit dem Ausbau von Ladeinfrastrukturen etablieren kann. Das steirische High-Tech Unternehmen Easelink entwickelt das automatisierte konduktive Ladesystem Matrix Charging.
Die Vision hinter der Technologie ist die Nutzung aller möglichen Parkzeiten von E-Fahrzeugen als Ladezeiten durch eine automatisierte Ladeverbindung am jeweiligen Parkplatz. Das Matrix Charging System besteht aus zwei Komponenten: einer Fahrzeugeinheit am Fahrzeugunterboden und einer Ladeplatte in der Parkplatzoberfläche. Sobald das Fahrzeug auf dem Parkplatz über der Ladeplatte parkt, wird es durch die direkte physische Verbindung automatisch geladen. Das Unternehmen Easelink wurde 2015 gegründet um mit Matrix Charging einen Standard für automatisiertes Laden von E-Autos zu setzen.
Jahrzehntelange Forschungsarbeit
Des Weiteren erhielten den diesjährigen "VERENA"-Preis die Frauscher Thermal Motors GmbH mit der BEST (Bioenergy and Sustainable Technologies GmbH) für das Projekt Verbrennungskraftmaschine für Magergase. Bei dem vor über 200 Jahren erfundenen Stirlingmotor wird das problematische Gas im Gegensatz zu den bekannten Verbrennungskraftmaschinen nicht im Inneren des Motors verbrannt. Damit gelingt es, nicht nur verschmutzte Gase, sondern auch solche mit geringem Energiegehalt sauber zu verbrennen und damit wertvolle elektrische Energie und Niedertemperaturwärme zu erzeugen.
Die Firma Frauscher aus Oberösterreich hat nach jahrzehntelanger Forschungsarbeit eine Methode entwickelt, um die Kolbenkräfte des bekannten Motors drastisch zu verringern und damit eine einfache, wartungsarme und preisgünstige Arbeitsmaschine aufzubauen. Darüber hinaus ist es mit Hilfe eines Spezialbrenners sogar gelungen, Magergase mit äußerst geringem Methangehalt zu verarbeiten. Mit dem neuartigen Motor, der noch bis 2021 in der Versuchsphase ist, können beispielsweise Klärgase, Deponiegase oder Grubengase zum wirtschaftlichen Vorteil eingesetzt werden, anstatt sie ungenutzt abfackeln zu müssen. (red)
www.staatspreis.at
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