"Krisenzeiten sind Medienzeiten"

"Corona Special" der Moving Forward Eventreihe: Positive Aspekte, bleibende Vorteile für die Regionalwirtschaft und wie Influencer zu "Sinn-Fluencern" werden.

Der tiefgreifende Impact der Coronakrise beeinflusst alle Bereiche unseres Lebens, und vor allem den Medien kommt in Krisenzeiten noch mehr Verantwortung und Wertschätzung entgegen, als selten zuvor. Zudem verändert die Mediennutzung auch unsere Wirtschaft: ausgehend von diesen Key Facts diskutierten Kommunikationsexperten beim Moving Forward Round Table über die Verantwortung der Medien während der COVID-19-Maßnahmen und den Impact der Mediennutzung in der neuen Normalität auf die Wirtschaft. Dabei ergab sich ein durchaus positiver (Aus-)Blick auf eine "Gesellschaft mit Bodenhaftung".

"Die Mediennutzung hat einen enormen Einfluss auf die Wiederauferstehung der Wirtschaft", leitete Josef Mantl von JMC vergangene Woche in die Digital-Round-Table-Diskussion von Moving Forward – Shaping the Future" mit Richard Peer von der Holding Graz, Markus Mair von der Styria Media Group, Sandra Thier von den diego5 studios und Influencer Philipp Knefz ein. Sie widmet sich der Frage, wie die COVID-19-Maßnahmen die Mediennutzung verändert haben und welche Rückschlüsse die Wirtschaft daraus ziehen sollte, um in die Recovery-Phase zu starten.

Medien tragen große Verantwortung

In der Holding Graz sind diverse systemrelevante Infrastruktur-Dienstleister wie der öffentliche Verkehr, die Wasser- und Stromversorgung, die Abfallwirtschaft, der Flughafen Graz oder Medienunternehmen vereint. Für Marketingleiter Richard Peer stellen die COVID-19-Maßnahmen den historisch größten Digitalisierungsschub dar. Er sieht eine massive Verlagerung auf den mobilen Contentkonsum, die auf das steigende Informationsbedürfnis der Bevölkerung an kommunalen Dienstleistungen zurürckzuführen ist. Die Holding Graz beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Information von Bürgern, Mitarbeitern und Medien.
"Seriöser Journalismus ist in der Ausnahmesituation besonders wichtig. Die Menschen informieren sich vorrangig über den ORF und die Printmedien und deren Digitalplattformen, die eine große Verantwortung tragen", so Peer.

Etablierte Medienmarken haben für ihn eine Schlüsselrolle in der Information der Bürger. Zudem setzt er auf Bewegtbild und Kurzvideos, um Informationen verständlich und ansprechend zu streuen und dabei große Reichweiten zu erzielen, Mitarbeiter werden bestmöglich ausgestattet und unterstützt. In die Zukunft blickend meint Peer, dass die Unternehmen der Graz Holding während der COVID-19-Maßnahmen ihre Stärken ausspielen konnten. Mit diesen Werten werden sie die Kommunikationsinhalte der Zukunft aufladen und dabei verstärkt auf Digitalisierung und Interaktion mit den Bürgern setzen.

"Krisenzeiten sind Medienzeiten"

"Krisenzeiten sind Medienzeiten", weiß Styria-Media-Group-CEO Markus Mair. Die Umsatzrückgänge in der Medienbranche bewegen sich zwischen zehn und 50 Prozent und verlangen nach schlagkräftigen Strategien. Im Gegensatz zu Hotellerie und Handel sind die Medien zwar nicht so stark im Tagesgeschäft betroffen, leiden jedoch unter sinkenden Werbeumsätzen. Die Journalisten stehen vor neuen Herausforderungen durch die massive Informationsflut und individuelle Standpunkte aller Stakeholder.

Die Styria Media Group ist durch ihre multinationale Aktivität mit den unterschiedlichen Richtlinien in den jeweiligen Ländern konfrontiert und konnte durch hohen Digitalisierungsgrad schnell dezentralisierte Newsrooms einrichten. Der enorme Zuwachs beim Digital-Traffic – jener der Kleinen Zeitung hat sich verdreifacht – hat das Medienunternehmen auch in technischer Hinischt vor laufend neue Herausforderungen gestellt.

Mair glaubt nicht daran, eine Gruppe mit 3.000 Mitarbeitern ausschließlich über digitale Tools führen zu können. Sie waren früher an fünf Standorten versammelt, alein in der Zentrale in Graz arbeiten rund 1.100 Mitarbeiter, von denen nur mehr maximal 40 vor Ort anwesend sind. "Die Mitarbeiter brauchen Transparenz und Perspektive", berichtet Mair aus dem digitalen Führungsalltag. Den persönlichen Kontakt werden Videokonferenzen trotz einiger Vorteile nicht ersetzen können. "Die COVID-19-Maßnahmen beflügeln die regionale Wertschöpfung, was langfristig zu positiven Effekten führen kann. Die Gesellschaft ist etwas bodenständiger geworden. Im Idealfall wird es bleibende Werte geben", so Mair.

Globales Umdenken: Influencer werden zu "Sinn-Fluencern"

Die Video-Produktionslandschaft hat es laut Sandra Diego5- Agenturchefin und Co-Founderin Thier "kalt erwischt". Im Influencermarketing habe sich jedoch wenig geändert, da die Mulitplikatoren das Homeoffice gewöhnt sind. Viele Unternehmen schätzen die bereitstehenden Ressourcen für rasche Umsetzungen, wodurch sie steigende Anfragen in den letzten Wochen verzeichnen konnte. "Die Unternehmen entwickeln eine höhere Bereitschaft, neue Wege zu gehen, um die Menschen in ihrer neuen Normalität zu erreichen", ist Thier überzeugt. "Viele Influencer gehen mit gutem Vorbild voran." Auch Thier erkennt ein Umdenken in der Gesellschaft: "Schneller, höher und weiter ist nicht mehr die Maxime".

Der Trend zu "Mobile First" und die verstärkte Mediennutzung begünstigen das Geschäftsmodell der Influencer, meint Ex-Mister-Austria Philipp Knefz. Bei den digitalen Multiplikatoren verortet er ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein abseits von Beauty- und Lifestyletrends. Wahrnehmung und Reichweiten seien durch die veränderte Lebenssituation gestiegen, Budgets folgen der Mediennutzung jedoch nicht unmittelbar. Zahlreiche Aktivitäten wurden verschoben. Während der Ausnahmesituation könnten Influencer die Beziehung zu ihren Followern intensivieren und damit an der kommerziellen Zukunft arbeiten. Content werde durch mangelnde Ressourcen einfacher und weniger professionell, dadurch aber nahbarer und relevanter, so Knefz. (red)

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