Sinus-Milieu-Jugendstudie
Aktuelle Wohnsituation belastet vor allem jüngere Generationen

Eine neue Studie beabsichtigt, mit den pauschalen Jugendzuschreibungen aufzuräumen und beleuchtet, wie optimistisch die Jugend wirklich ist, inwieweit Nachhaltigkeit für sie eine Rolle spielt und was sie am meisten belastet. 

Ein Fluch des Älterwerdens ist es wohl, dass man oftmals den Zugang zur Jugend verliert. Häufig scheinen die Welten so weit auseinanderzudriften, dass keine Brücke sie wieder vereinen kann. Um Alt und Jung zurück in einen Dialog zu bringen und Verständnis füreinander zu schaffen, beschäftigen sich Wissenschaftler:innen zunehmend mit der Generationsforschung. So auch kürzlich, als die aktuelle Sinus-Milieu-Jugendstudie veröffentlicht wurde, die mit den pauschalen Jugendzuschreibungen aufräumen will. 

Verantwortet wird die Studie von Integral. Sie untersucht, welche Haltungen die 16-bis 29-Jährigen prägen und wie stark ihre jeweilige Lebenswelt diese beeinflusst. Deutlich wurde dabei: nicht jedes Klischee beruht auf Wahrheiten.

Bessere Zeiten in Aussicht?

Oft ist zu lesen, dass junge Menschen pessimistisch in die Zukunft blicken – wer sollte ihnen das auch verübeln, angesichts der aktuellen Weltlage? Doch so negativ, wie sie wahrgenommen werden, sind die jüngeren Generationen nach neuesten Erkenntnissen gar nicht. 77 Prozent der Befragten 16- bis 29-Jährigen blicken laut eigenen Angaben nämlich sehr oder eher positiv in die Zukunft. Damit unterscheiden sie sich deutlich von der Gesamtbevölkerung, in der lediglich 62 Prozent noch Licht am Horizont sehen. Das heißt, nach dem Tiefpunkt Ende 2022, der durch Inflation und Energiekrise ausgelöst wurde, ist der Optimismus der jungen Menschen hierzulande wieder deutlich gestiegen.

Allerdings hängt die Zuversicht maßgeblich von der Lebenswelt ab. Integral hat sechs davon herausgearbeitet und als Sinus-Jugendmilieus beschrieben: Performer:innen (15 %) – die globalisierungsbejahenden und fortschrittsoptimistischen Erfolgsorientierten; kosmopolitische Individualist:innen (14 %) – die ambitionierte Lifestyle-Avantgarde; progressive Realist:innen (13 %) – die Treiber:innen gesellschaftlicher Veränderungen; die adaptiv-pragmatische Mitte (21 %) – der flexible und nutzungsorientierte Mainstream; konservativ Nostalgische (15 %) – die familien- und heimatorientierten Bodenständigen und die Hedonist:innen (22 %) – die Mainstreamverweigerer:innen auf der Suche nach Spaß und Konsum. "Die leistungsorientierten Performer, die fortschrittsbejahend das eigene Glück gern selbst in die Hand nehmen, sind besonders positiv gestimmt: 93 Prozent sehen eine rosige Zukunft. Deutlich düsterer fällt der Blick der Konservativ-Nostalgischen aus. Sie fühlen sich vielfach von der Gesellschaft alleingelassen, und nur 59 Prozent von ihnen sehen ihre persönliche Zukunft positiv", erklärt Martin Mayr, Mitglied der Geschäftsführung bei Integral. 

© Integral© Integral

Pauschalisierung, nein Danke

Dass die jüngeren Generationen nicht über einen Kamm geschert werden können, zeigt allerdings nicht nur die Studie, sondern wird von den Befragten selbst kommuniziert. Demnach kritisieren 80 Prozent der Studienteilnehmer:innen, dass viel zu oft pauschal über ihre Altersgruppe gesprochen wird. "Viele Lebensbereiche, von Arbeit über Freizeit bis Konsum, sind stärker durch die jeweilige Wertewelt geprägt als durch das Alter", so Mayr.

Auch beim Thema Sorgen und Ängste kann die junge Generation nicht mit den anderen zusammengeworfen werden. Denn auch wenn sie sich allgemeine Sorgen wie jene um Lebensmittelpreise, Energiekosten oder auch die zunehmende gesellschaftliche Spaltung teilen, zeigt sich, dass es spezifische Jugendsorgen gibt. Vor allem die Wohnsituation setzt der Jugend deutlich zu. 72 Prozent von ihnen tragen deswegen mehr Sorgenfalten auf der Stirn als die Gesamtbevölkerung (47 %). Ähnlich verhält es sich übrigens auch mit der beruflichen Zukunft, denn auch hier zeigen sich 56 Prozent der jungen Befragten beunruhigt, während es bei der Gesamtbevölkerung lediglich 31 Prozent sind. 

Social Media, Nachhaltigkeit und was ist eigentlich mit Gleichstellung?

Mit Blick auf Social Media zeigt sich, dass jüngere Generationen an ihr Smartphone gebundener sind. 80 Prozent von ihnen gaben an, das Gefühl zu haben, ohne soziale Netzwerke vieles zu verpassen – das führt nicht selten dazu, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen. Ein Gefühl, das nur 39 Prozent der Gesamtbevölkerung teilt. Ein präsentes Thema auf Social Media ist dabei unter anderem der Klimaschutz. Aufgrund von Fridays for Future und Co. wird den 16- bis 29-Jährigen nicht selten angedichtet, sie hätten sich der Rettung des Klimas verschrieben. Die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass in vielen Bereichen das Gegenteil zutrifft. Nur 20 Prozent der jungen Befragten haben angegeben, auf Flugreisen zu verzichten, während es in der Gesamtbevölkerung 28 Prozent sind. Ähnlich verhält es sich auch beim Kauf von Produkten mit langen Transportwegen. Hier liegt die Verzehrbereitschaft jüngerer Menschen bei 33 Prozent – und ist damit unter dem Durchschnitt (45 %). Eine Ausnahme seien hierbei die "Progressiven Realist:innen", da sich jene als treibende Kräfte gesellschaftlicher Veränderungen sehen und in Sachen Verzicht überdurchschnittliches Engagement zeigen. 

Mit Blick auf nachhaltige Mobilität wendet sich das Blatt allerdings erneut – hier haben die jüngeren Generationen die Nase vorn (38 % vs. 31 %). "Zwei Sinus-Jugendmilieus stechen hier besonders hervor: Die Progressiven Realisten, die die Welt zu einem besseren Platz machen wollen und die Performer:innen, die als urbanes Milieu in der Öffi-Nutzung vor allem eine effiziente Form der Mobilität erkennen", meint Mayr. In dieselbe Kerbe schlägt auch die Ernährungsweise. So leben Jüngere mit 20 Prozent vermehrt vegetarisch und vegan – das ist viermal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. 

In puncto Gleichstellung liegt die Wahrnehmung nur gering auseinander. Mit 56 Prozent ist die Mehrheit der jungen Menschen der Ansicht, Frauen hätten die gleichen Rechte wie Männer – bei der Gesamtbevölkerung liegt die Bereitschaft, das zu glauben, bei 61 Prozent. Doch auch hier zeigt die Studie, dass sich die Unterschiede weniger über das Alter als über die jeweilige Lebenswelt erklären lassen. Bei den veränderungswilligen Progressiven Realist:innen etwa teilt nur ein Drittel diese Einschätzung und nehmen die bestehenden Ungleichheiten wie Gender Pay Gap, Gender Spar Gap, Gender Health Gap und Gender Care Gap deutlich kritischer wahr. Zugleich legen sie auch mehr Wert auf genderneutrale bzw. gendergerechte Sprache – wobei dieses Thema jüngeren Generationen insgesamt wichtiger ist als Gesamtbevölkerung (43 % vs. 24 %). 

Mehr zur Methodik der Studie erfahren Sie in der Infobox. 

www.integral.co.at

Integral-Studie

Dies sind Ergebnisse aus der Sinus-Milieu-Jugendstudie 2025. Im September 2025 wurden in einer Online-Stichprobe 1.400 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter von 16 bis 29 Jahren zu den Themen Arbeitswelt & Recruiting, Lebenssituation, Konsumverhalten, Nachhaltigkeit, Mobilität, Ernährung, Finanzen und Mediennutzung befragt. Parallel wurden n=1.000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren, repräsentativ für die Online-Bevölkerung, zu ausgewählten Fragestellungen befragt.

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Dies sind Ergebnisse aus der Sinus-Milieu-Jugendstudie 2025. Im September 2025 wurden in einer Online-Stichprobe 1.400 Personen repräsentativ für die österreichische Bevölkerung im Alter von 16 bis 29 Jahren zu den Themen Arbeitswelt & Recruiting, Lebenssituation, Konsumverhalten, Nachhaltigkeit, Mobilität, Ernährung, Finanzen und Mediennutzung befragt. Parallel wurden n=1.000 Personen im Alter von 16 bis 75 Jahren, repräsentativ für die Online-Bevölkerung, zu ausgewählten Fragestellungen befragt.

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