Am Mittwochabend stand Wien ganz im Zeichen der aktuellen Herausforderungen am Medienmarkt. Die ProSiebenSat.1 Puls 4-Gruppe inklusive Joyn lud nämlich zum "4Gamechangers Next". Dieses neue Format ist quasi die abgespeckte Variante des mehrtägigen "4Gamechanger Festivals", das heuer aus Kostengründen nicht mehr umgesetzt werden konnte. Doch auch die kleinere Variante konnte sich inhaltlich und in Bezug auf die Teilnehmer:innen sehen lassen. Denn 4Gamechangers Next versammelte im ORF Radiokulturhaus hochkarätige Vertreter:innen aus Politik, Medien und Wirtschaft, um Perspektiven für den österreichischen Medienstandort zu diskutieren. Kooperation, Medienkompetenz und europäische Handlungsfähigkeit bildeten die zentralen Themen des Abends. Zum Abschluss gab es noch eine Auszeichnung für eine Person, die in dieser Woche besonders im Rampenlicht steht: ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick.
Plattform für vielschichtigen Austausch
Doch zunächst zum Programmablauf. Mit großem Publikumsinteresse und einem breiten inhaltlichen Spektrum präsentierte sich das Format als Plattform für einen vielschichtigen Austausch. Nationale und internationale Expert:innen beleuchteten unter der Moderation von Corinna Milborn und Arabella Kiesbauer aktuelle Herausforderungen des Informationsraums sowie die Rolle von Allianzen im digitalen Wandel.
Zu Beginn verwies Thomas Gruber, Co-CEO von ProSiebenSat.1 Puls 4, auf die Relevanz starker Partnerschaften. Unter Druck entstünden häufig die besten Lösungen; es liege an der Branche, "hinzuschauen, Dinge voranzutreiben, den Willen zu haben, Dinge zu verändern".
Alexander Pröll, Staatssekretär für Digitalisierung, hob die Notwendigkeit europäischer medienpolitischer Resilienz hervor. Die Zukunft entscheide sich dort, "wo wir europäische Stärke bündeln und Innovation gemeinsam vorantreiben". Joyn demonstriere das Potenzial gemeinsamer Technologie, Inhalte und eines klaren Standortbekenntnisses. Ein geschlossener österreichischer Markt sei wesentlich, um internationalen Tech-Konzernen standhalten zu können.
Auch Andreas Babler, Vizekanzler und Medienminister, betonte die politische Verantwortung für unabhängigen Journalismus. Kooperationen wie jene von ORF, Puls 4 und ServusTV im Rahmen von Joyn müssten unterstützt und durch geeignete Rahmenbedingungen abgesichert werden.
Kooperation als Zukunftsmodell
Joyn verzeichnet laut Veranstalter:innen rund 1,4 Millionen monatlich aktive Nutzer:innen. Innerhalb des MFE-Konzerns entstünden zusätzliche Synergien, ab 2026 soll die Medienkompetenz-Initiative "Breaking Media" starten. "Wir leben hier gemeinsam das Motto 'The Power of Cooperation'", so Bernhard Albrecht, Co-CEO von ProSiebenSat.1 PULS 4.
Ein starkes Ökosystem, kreative Inhalte und leistungsfähige Plattformen seien vorhanden, doch brauche es politische Unterstützung für ein klares Kooperationssignal. "Mit der neuen #OneSales-Struktur bündeln wir TV- und Digitalvermarktung zu einem einzigen Ansprechpartner", erklärte Peter Strutz, Commercial Director. Dadurch sei ein effizienterer Zugang zum Markt möglich.
Streamingplattform und Programmvorschau
Mit Blick auf einen volatilen Streamingmarkt erklärte Fabian Knauseder-Wöhrer, Joyn Österreich-Chef, Joyn sei seit eintausend Tagen stabil positioniert: Lineares Fernsehen und Streaming würden sich zunehmend ergänzen, Formate wie "Bauer sucht Frau" zeigten dies deutlich.
Doris Golpashin kündigte eine Neuauflage von "Kommissar Rex" an, die ab Frühjahr 2026 bei Joyn und im ORF zu sehen sein wird. Sie übernimmt die Leitung des Ermittlerteams – ein Déjà-vu, nachdem sie 2006 bereits eine Nebenrolle innehatte. Am Set herrsche gewohnte tierische Energie: Der Polizeihund könne "alles" und wirke laut Golpashin beinahe wie ein "Tom-Cruise-Superhund". Die Produktion entsteht in Zusammenarbeit von Joyn, Sat.1 und ORF. Schauspieler Manuel Rubey ("Zuagroast - Ein Gartenkrimi") und Unternehmerin Eveline Steinberger (Investorin bei der Start-up-Show "2 Minuten 2 Millionen") gaben ebenfalls Einblicke in ihre TV-Aufgaben.
Satirischer Blick und Lagebild des Journalismus
Für einen humorvoll-sarkastischen Kontrapunkt sorgte Kabarettistin Aida Loos, die unter dem Titel "Under PRESSure" den digitalen Alltag pointiert kommentierte und auf die zunehmende Macht algorithmischer Systeme anspielte. Mit einem nicht ganz jugendfreien Beispiel anhand von TikTok sorgte sie für Lacher und Nachdenklichkeit gleichermaßen.
Im anschließenden Panel "Journalismus in Zeiten von Krieg" schilderte Olga Rudenko, Chefredakteurin des The Kyiv Independent, eindrücklich die Bedingungen für Reporter:innen im Kriegsgebiet. Unabhängigkeit, sorgfältige Faktenprüfung und kritische Distanz seien essenziell, zugleich aber gefährlicher geworden. Journalist:innen dürften "niemals im selben Boot wie die Regierung sitzen", erklärte sie. Rudenko nahm für ihre Teilnahme am 4Gamechangers Next eine 19-stündige Zugreise aus Kiew auf sich. Paul Ronzheimer, Podcaster, Joyn-Moderator und stellvertretender Bild-Chefredakteur, betonte, dass nicht der Preis, sondern der Journalismus selbst im Mittelpunkt stehe. In Zeiten, in denen Kritik schnell als Propaganda abgetan werde, brauche es objektive Informationen und intensiven Austausch mit der Community, um Vertrauen zu sichern.
ORF-Programmchefin mit Joyn-Mikrofon
4Gamechangers Next unterstrich die enge Verbindung zwischen Medienentwicklung und gesellschaftlicher Verantwortung. Kooperationen, so Stefanie Groiss-Horowitz, ORF-Programmdirektorin, seien kein Muss, aber ein klarer Vorteil: Wer Ideen, Perspektiven und Wissen bündle, könne die Medienzukunft auf Augenhöhe gestalten. Wie stark Medienkooperationen hierzulande in den letzten Jahren gewachsen sind, verdeutlicht sie mit folgenden Worten: "Vor einigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass eine ORF-Programmchefin, mit einem Joyn-Mikrofon in der Hand vor großem Publikum über den Medienstandort Österreich spricht."
Emotionaler Höhepunkt zum Abschluss
Zum Abschluss gab es noch einen emotionalen Höhepunkt. Ralf Rangnick war nämlich ebenfalls geladen. Und als der ÖFB-Teamchef nur einen Tag nach dem WM-Qualifikations-Showdown die Bühne betrat, gab es Standing Ovations. Mit dem 1:1 gegen Bosnien-Herzegowina am Dienstagabend qualifizierte sich das Fußball-Nationalteam nach 28 Jahren wieder für eine Weltmeisterschaft. Nach dem im Publikum Ruhe einkehrte, sprach Rangnick im Talk mit Arabella Kiesbauer über den verantwortungsvollen Umgang von Kindern und Jugendlichen mit Social-Media-Plattformen und verwies auf die Bedeutung klarer Regeln sowie medienpädagogischer Begleitung. Zudem hob er sein Engagement für Bewegungsförderung hervor: Drei von zehn Kindern könnten mit acht Jahren weder Radfahren noch Schwimmen; er sehe sich verpflichtet, an Verbesserungen mitzuwirken.
Im Anschluss wurde der ÖFB-Teamchef als "Gamechanger des Jahres 2025" ausgezeichnet. Corinna Milborn und Arabella Kiesbauer überreichten ihm eine "Goldene Leberkässemmel" – gestaltet vom Künstler Martin Grandits. Der Preis würdigt seinen Beitrag zu Teamgeist, Integration, Sportinfrastruktur und seiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Rangnick erklärte zum WM-Ausblick, "froh zu sein, überhaupt dabei zu sein", da viele Spieler 1998 noch nicht geboren gewesen seien.
Gäste
Rund um die Bühne entwickelte sich ein breites gesellschaftliches Treffen, bei dem Medienbranche, Politik, Wirtschaft und Kultur miteinander in Austausch traten. Neben den bereits benannten Gästen und Speaker:innen fanden sich zahlreiche Persönlichkeiten aus Medien, Unternehmen, Verbänden und Politik ein, darunter Harald Bauer (DM Drogeriemarkt), Nicola Lussana (SevenOne), Jens Brecht (OMG), Charlotte Braunstorfer (Tchibo), Anscanio-Wolfgang Colombo (Publieurope), Michael Dockal (Zgonc), Cornelia Doma (ProSiebenSat.1 PULS 4), Michael Stix (SevenOne), Corinna Drumm (Verband Österreichischer Privatsender), Oliver Ellinger (Publicis), Markus Geyer (BIPA), Ostoja Matic (Lucky Car), Harald Hauke (Altstoff Recycling Austria), Nina Kaiser (4Gamechangers), Arabella Kiesbauer (Moderatorin), Clemens Pig (APA), Barbara Klinser-Kammerzelt (Magenta Telekom), Harald Kräuter (ORF), Tobias Seifried (LEADERSNET), Christian Zsovinecz (LEADERSNET), Thomas Lichtblau (Casinos Austria), Hans Mahr (Medienmanager), Henrike Brandstötter (NEOS), Ernst Mayr (Fussl Modestraße), Markus Messerer (SevenOne), Patrick Minar (Österreichische Lotterien), Luca Noziglia (Publieurope), Lucia Pizzolante (Publieurope), Martin Biedermann (ORF), Markus Raunig (Ottakringer), Andreas Rudas (Arthur D. Little), Olga Rudenko (Kiew Independent), Manuel Rubey (Schauspieler), Eveline Steinberger (The Blue Minds Company), Maimuna Mosser (Google), Wolfgang Stöhr (Ritter Sport), Andreas Vretscha (WPP Media), Matthias Settele (ORF), Georg Wawer (win2day), Gregor Weigerstorfer (Duracell), Christian Ebenbauer (Bundesliga), Sabine Abt (Reichl und Partner) und Melanie Zingl (Woman).
Video-Interviews
LEADERSNET.tv holte Thomas Gruber, Co-CEO ProSiebenSat.1 Puls 4 GmbH, Peter Strutz, Commercial Director ProSiebenSat.1 Puls 4 GmbH, Gregor Peham, Country Manager Austria & Switzerland Lavazza Group, Ostoja "Ossi" Matić, CEO Lucky Car, Bernhard Albrecht, Co-CEO ProSiebenSat.1 Puls 4 GmbH, Clemens Pig, CEO APA Austria Presse Agentur, Michael Stix, Chief Sales Officer DACH & GF Seven.One Media GmbH, Seven.One Entertainment Group, Manuel Rubey, Schauspieler Kabarettist & Sänger, Martin Biedermann, Leiter Marketing & Kommunikation ORF & GF OMC ORF, Corinna Milborn, Informationsdirektorin ProSiebenSat.1 Puls 4 GmbH, Vizekanzler Andreas Babler, Staatssekretär Alexander Pröll, Stefanie Groiss-Horowitz, Programmdirektorin ORF, Florian Danner, Moderator, Fabian Knauseder-Wöhrer, Senior Vice President Joyn International Seven.One Entertainment Group & Geschäftsleitung, Joyn Austria, Olga Rudenko, Chief Editor Kyiv Independent, Eveline Steinberger, Tech-Entrepreneur, Investorin bei "2 Minuten 2 Millionen" & Geschäftsf. Teilhaberin The Blue Minds Company, Moderatorin Arabella Kiesbauer, Kabarettistin Aida Loos, und Cornelia Doma, Geschäftsleitung ProSiebenSat.1 Puls 4 GmbH, vor die Kamera.
Fotos vom 4Gamechangers Next sehen Sie in den Galerien hier und hier.
www.joyn.at
www.prosiebensat1puls4.com
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