Raus aus dem Gas
Wien setzt mit "ImWind"-Übernahme nächsten Schritt in der Energiewende

| Janet Teplik 
| 06.11.2025

Mit dem Erwerb des großen Windstromerzeugers möchte die Stadt einen Befreiungsschlag von der Gas-Abhängigkeit erzielen.

Wie LEADERSNET berichtete, plante Wien Energie die vollständige Übernahme von "ImWind", um so ein Zeichen für eine nachhaltige und unabhängige Energiezukunft in Österreich zu setzen. Gesagt – getan. Denn wie nun bekannt wurde, ist der Erwerb nach Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörde vonstattengegangen. 

Meilenstein für Wien Energie

Damit setzt Wien Energie einen historischen Meilenstein für die Energiewende in der Stadt und erweitert das Ökostrom-Portfolio unmittelbar um 52 Windkraftanlagen und vier Photovoltaik-Großanlagen. Bis 2030 wird Wien Energie mit ImWind Wind-, Sonnen- und Wasserkraft-Anlagen an bis zu 200 Standorten in Österreich die Erneuerbaren-Leistung auf bis zu 1.800 Megawatt mehr als verdoppeln und damit bereits alle Wiener Haushalte mit Ökostrom versorgen können. Bis 2040 ist zudem ein Ausbau an bis zu weiteren 100 Standorten mit einer Gesamt-Ökostrom-Leistung von 2.800 Megawatt geplant. Auf diese Weise will die Stadt dafür sorgen, dass jede Bim, jeder Elektrobus, jede U-Bahn und jedes E-Auto 2040 mit erneuerbarem Strom versorgt sind. Wind-, Wasser- und Sonnenkraft sowie flexible Kraftwerke auf Grüngas-Basis werden so in Zukunft die 40 Jahre alten, fossilen Wiener Gaskraftwerke in Simmering und Donaustadt ersetzen.

"Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns drastisch vor Augen geführt, wie wichtig es für Wien ist, rasch eine vollständige Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, dem volatilen Markt und den Preisschwankungen zu erreichen. Mit dem Kauf des Ökostrom-Pioniers 'ImWind' durch Wien Energie setzen wir einen historischen Schritt für eine stabile und saubere Energieversorgung in unserer Stadt", so Bürgermeister Michael Ludwig. "Je früher wir aus fossiler Energie aussteigen, umso früher sind wir unabhängig von Preisschwankungen auf den Energiemärkten. So erhalten die Wienerinnen und Wiener noch früher stabile und langfristig leistbare Energiepreise. Niedrige Energiepreise kann es nur durch Unabhängigkeit vom Gas geben. Heute sind wir diesem Ziel einen großen Schritt nähergekommen. Das wird im internationalen Wettbewerb ein wichtiges Asset für unseren Wirtschaftsstandort sein. Stabilität und Planungssicherheit werden die Unternehmensansiedlungen in unserer Stadt langfristig steigern."

Strategische Bedeutung

Für den Wirtschaftsstandort Wien hat das Investment in Photovoltaik und Windkraft eine strategische Bedeutung. So reduziere die Eigenproduktion von Strom durch PV und Wind langfristig die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und stabilisiere die Energiekosten für Unternehmen, heißt es. Zudem würden sich Unternehmen eher dort ansiedeln, wo eine nachhaltige Energieversorgung gewährleistet ist – das soll Wien als attraktiven Standort für zukunftsorientierte Branchen stärken. Gleichzeitig diene die massiven Investitionen als Wirtschaftsmotor – allein die Investitionen von Wien Energie der letzten fünf Jahre sichern laut WIFO-Analysen 10.000 Arbeitsplätze.

"Die Investition ist ein echter Big Bang, um unabhängig von Gas zu werden und damit leistbare Preise für die Wienerinnen und Wiener zu sichern. Der Erwerb der ImWind Gruppe ist ein echter Befreiungsschlag und leistet mit den großen Kapazitäten der schon genehmigten Projekte einen maßgeblichen Beitrag am Weg zur Unabhängigkeit von Gas", erklärt Stadträtin Ulli Sima. "Vor allem in den Wintermonaten wird die gesteigerte Stromproduktion aus der Windkraft uns unabhängiger machen. Anstatt in veraltete Technologien wie Gastkraftwerke zu investieren, setzen wir auf Wind und Sonne. Je mehr Strom wir regional erzeugen, desto besser fürs Geldbörsl: denn nur so kommen wir raus aus der Abhängigkeit von Gas und sichern langfristig stabile, leistbare Preise für alle Wiener:innen."

Wirtschaftliche Stabilität und Unabhängigkeit

Schon im März dieses Jahres hat die Stadt Wien die Sonnenstrom-Leistung in nicht einmal fünf Jahren mehr als verfünffacht und damit das selbst gesteckte Ziel von 250 Megawatt bereits zehn Monate früher erreicht als geplant. Das Wiener Ziel der Senkung des Energieverbrauchs war ebenso erst für 2030 vorgesehen, konnte aber bereits im Frühjahr 2025 erreicht werden. Damit ist der Energieverbrauch pro Kopf in Wien derzeit so hoch, wie er zuletzt 1993 war. Nun soll ein weiterer Rekord im Ökostrom-Portfolio angesteuert werden: Zusammen mit den in Bau befindlichen Windparks Ebreichsdorf und Loidesthal II verdoppelt Wien Energie noch 2026 ihre bisherige Windkraft-Leistung in Österreich auf insgesamt 520 Megawatt.

"Seit mehr als 100 Jahren sichern die Wiener Stadtwerke mit Wien Energie die Energieversorgung von Millionen Menschen. Damit das auch in Zukunft so bleibt, stecken wir unsere gesamte Kraft in die Transformation des Energiesystems. Dass wir die nötige Ausdauer dafür haben, haben wir bereits mehrfach bewiesen. Zusammen mit ImWind erhöhen wir nun unsere Ausbaugeschwindigkeit deutlich", so Generaldirektor Peter Weinelt

Großes Entwicklungspotenzial

Bereits heute betreiben Wien Energie und ImWind zusammen 526 Photovoltaikanlagen sowie 26 Wasserkraftwerke und 145 Windkraftanlagen. Mit einer gemeinsamen Leistung von 800 Megawatt in Österreich können Wien Energie und ImWind gemeinsam auf diese Weise schon jetzt den Strombedarf von umgerechnet mehr als 900.000 Wiener Durchschnittshaushalten decken. Durch neue Projekte soll das Leistungspotenzial bis 2030 rund 1.800 Megawatt an Wind-, Sonnen- und Wasserkraft an bis zu 200 Standorten erreichen. Mit weiteren 100 Projekten in der Entwicklungspipeline haben ImWind und Wien Energie bis 2040 eine Leistung von insgesamt 2.800 Megawatt.

"Wir nehmen unsere Verantwortung ernst und gehen den Weg der Energiewende konsequent. Schon vor der Übernahme 2025 haben Wien Energie und ImWind zusammen mit dem Bau eines neuen Windparks begonnen, rund 60 Photovoltaikanlagen errichtet und den Spatenstich für ein neues Wasserkraftwerk gesetzt. Mit unserer gebündelten Kraft werden wir noch schneller, noch besser und bringen als noch stärkeres Team neue Dynamik in den heimischen Erneuerbaren-Ausbau", betont Geschäftsführer Karl Gruber

Georg Waldner, ImWind-Ceo, ergänzt: "Die Energiewende ist Sprint und Marathon zugleich – zusammen mit Wien Energie bestreiten wir langfristig alle Disziplinen gemeinsam und agieren dennoch weiter als ImWind eigenständig am Markt. Mit Wien Energie haben wir bei unserem Wachstumsprozess unsere absolute Wunschpartnerin an unserer Seite. Wir bleiben zwei Unternehmen mit individuellen Stärken – setzen uns aber zusammen für ein gemeinsames Ziel ein: die Energiewende."

Ausblick

Wien Energie und ImWind beabsichtigen künftig, den Ökostrom-Ausbau weiter voranzutreiben. Derzeit errichten die beiden Unternehmen die Windparks Loidesthal II und Ebreichsdorf, die ab 2026 Ökostrom für die Region erzeugen sollen. Das Wasserkraft-Portfolio ergänzt ab 2027 ein neues Kleinwasserkraftwerk im steirischen Oppenberg. Noch im Jahr 2026 soll die 1.000 Megawatt-Ökostrom-Leistung erreicht werden – und damit vier Jahre früher als ursprünglich geplant.

www.wienerstadtwerke.at

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