Ökonomischer Ausblick des Bankenverbandes
"Österreich hat deutlich an Wettbewerbsfähigkeit verloren – auch in der EU"

| Tobias Seifried 
| 05.11.2025

Der Bankenverband präsentierte seinen aktuellen "Ökonomischen Ausblick". Während die Weltwirtschaft etwas an Fahrt gewinnen dürfte, kämpft Europa mit verhaltenem Wachstum sowie geopolitischen Spannungen und Österreich mit der zähen Rückkehr zu stabilen Preisen.

Am Donnerstag waren die Augen von europäischen Wirtschaftsvertreter:innen nach Wien gerichtet. Grund dafür war die Präsentation des "Ökonomischen Ausblicks" vom Bankenverband. Laut den Experten dürfte die Weltwirtschaft 2026 etwas an Fahrt gewinnen – trotz fortbestehender Handelskonflikte. "Die Weltkonjunktur wird 2026 voraussichtlich etwas mehr Schwung bekommen, obwohl die Handelskonflikte sie weiterhin belasten", sagte Stefan Schneider, Senior Advisor on German and European Research der Deutschen Bank. Die BIP-Prognose für den Euroraum liege bei 1,2 Prozent für 2025, obwohl das USA-EU-Handelsabkommen das Wachstum um rund einen halben Prozentpunkt dämpfen dürfte. Für Österreich erwartet Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria, nach der Stagnation 2025 "ein Wirtschaftswachstum von rund ein Prozent im Jahr 2026".

USA und Europa

In den USA rechnet Schneider mit einem "Wachstum auf Potenzialrate". Nach einem Rückgang zu Jahresbeginn 2025 infolge des Handelsschocks werde sich die US-Wirtschaft 2026 und 2027 voraussichtlich wieder auf oder über dem Potenzial bewegen. Kurzfristige Risiken seien eine schwache Beschäftigung, handelspolitische Unsicherheiten und geringe Realeinkommen. Positiv wirkten hingegen die lockeren Finanzierungsbedingungen, Zinssenkungen der Fed sowie Produktivitätsgewinne durch Künstliche Intelligenz.

Auch in Europa werde die Konjunktur durch Sondereffekte gestützt, die Wettbewerbsfähigkeit bleibe jedoch "die zentrale Herausforderung", so Schneider. Für Deutschland verbesserten sich die Aussichten trotz anhaltender Unsicherheiten.

Österreich

"Eine leichte Erholung trotz pessimistischer Stimmung", analysierte Bruckbauer die Lage der österreichischen Industrie. Die Schwäche bei Investitionsgütern belaste weiterhin die Exporte, während sich die Konsumentenstimmung leicht erhole. Die Inflation in Österreich soll von 3,5 Prozent im Jahr 2025 auf 2,4 Prozent 2026 sinken. Dennoch liege sie deutlich über dem Niveau Deutschlands und des Euroraums. Haupttreiber seien laut Bruckbauer Wohnungsenergie sowie Gastronomie und Hotellerie. Steigende Lohnstückkosten führten zu einem Rückgang des Gewinnanteils an der Wertschöpfung. Österreich habe "deutlich an Wettbewerbsfähigkeit in der EU verloren – und das in einer Zeit, in der auch die EU international an Boden verliert".

"Die Erholung erfolgt in Zeitlupe", fasste Gerald Resch, Generalsekretär des Bankenverbands, die Lage zusammen. Österreich kämpfe mit hoher Inflation und sinkender Wettbewerbsfähigkeit. Die Sparquote bleibe über dem Vor-Pandemie-Niveau, und obwohl die Löhne inzwischen den Preisanstieg eingeholt hätten, wirke sich das noch nicht spürbar auf den privaten Konsum aus.

Fotos von der Pressekonferenz sehen Sie in der Galerie.

www.bankenverband.at

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