Best Practice
Wenn aus 400.000 plötzlich 516.000 Euro werden

| Redaktion 
| 30.10.2025

Zwei Geschwister, ein geerbtes Haus – und die Frage nach dem echten Wert. Wie ein Wiener Immobilienmakler durch eine unkonventionelle Idee nicht nur einen Familienkonflikt löste, sondern auch zeigte, dass der Wert einer Immobilie manchmal eine Frage der Perspektive ist. 

Zwei Geschwister haben ein Einfamilienhaus aus den 1980er-Jahren geerbt: rund 100 Quadratmeter Wohnfläche, Garage, Pool, 1.300 Quadratmeter Grund. So weit, so gut.

Die Situation kennen viele Makler: Ein Haus im Wiener Speckgürtel, geerbt von zwei Geschwistern, die sich über den Wert nicht einig werden. Das Gutachten sagt 400.000 Euro. Die eine Partei glaubt fest an mehr. Die Stimmung? Eisig. Ein klassischer Fall für einen raschen Verkauf zum Gutachterpreis – könnte man meinen.

Raoul-Arthur Billan sah das anders. Als er das Objekt begutachtete, ein typischer 80er-Jahre-Bungalow mit Pool, Garage und beachtlichen 1.300 Quadratmetern Grund erkannte er das eigentliche Potenzial. "Der Schlüssel lag im Grundstück", erinnert er sich. Seine Idee: Was wäre, wenn man aus einer Immobilie zwei machen würde?

Das Problem: Bauvorschriften sagen Nein

Auf dem Papier war die Sache klar: Eine Teilung war laut Bauordnung nicht möglich. Hier hätten viele aufgegeben. Billan nicht. Gemeinsam mit Gutachter, Baumeister und Geometer suchte er das Gespräch mit der Gemeinde. Nach einer Neuvermessung und unter bestimmten Auflagen kam die Überraschung: Die Behörde genehmigte die Teilung. Was dann folgte, war ein bemerkenswertes Beispiel für strategische Vermarktung. Billan bot das Haus mit kleinerem Grundstücksteil für marktübliche 350.000 Euro an. Den größeren Grundstücksteil – ein seltenes, unbebautes Areal in gefragter Lage – für 200.000 Euro. Damit war es das günstigste verfügbare Grundstück in der gesamten Gemeinde.

Vermarktung vor Vollzug

Es wurde nicht gewartet bis die Teilung rechtlich vollzogen war. Billan vermarktete beide Parzellen bereits vorher – was die Verkäufer vor unnötigen Vorabinvestitionen bewahrte, falls sich keine Käufer finden sollten. Gemeinsam mit einem Anwalt entwickelte er eine rechtssichere Konstruktion für verbindliche Kaufangebote über etwas, das offiziell noch gar nicht existierte.

Nach sechs Monaten war alles verkauft. An zwei unterschiedliche Käufer, die beide ein faires Geschäft machten. Gesamterlös: 516.000 Euro. Das sind 116.000 Euro mehr als der Gutachterwert – ein Plus von rund 25 Prozent.

Transparenz als Erfolgsfaktor

Die Käufer erhielten ein detailliertes Gutachten über den Zustand des Hauses, inklusive aller notwendigen Sanierungen. Keine Überraschungen, keine versteckten Mängel. "Die Käufer wussten genau, worauf sie sich einließen", betont Billan.Das Beispiel zeigt: Der Wert einer Immobilie ist nicht immer das, was ein Gutachten besagt.

Manchmal braucht es einen anderen Blickwinkel, etwas Kreativität und die Bereitschaft, sich durch bürokratische Hürden zu arbeiten. Am Ende entstand nicht nur ein finanzieller Mehrwert, sondern auch neuer Wohnraum auf bereits erschlossener Fläche.

Und die beiden Geschwister? Die waren sich am Ende einig: Die zweite Meinung hatte sich gelohnt.

www.arthur-real.at

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