Fotos vom "Future Insight Event"
Reformen als Schlüssel für Österreichs wirtschaftliche Zukunft

| Redaktion 
| 22.10.2025

Beim "Future Insight-Event" der WKS Sparte Information und Consulting sprach Ökonomin Monika Köppl-Turyna über die zentralen Herausforderungen der heimischen Wirtschaft. Ihr Fazit: Das Land braucht tiefgreifende Strukturreformen.

Vor Kurzem lud die Sparte Information und Consulting der Wirtschaftskammer Salzburg zum "Future Insight-Event" ins Kavalierhaus Klessheim. Im Mittelpunkt stand ein Vortrag der Ökonomin Monika Köppl-Turyna, die über die aktuelle Lage am Arbeitsmarkt, das Pensionssystem und die Chancen der Digitalisierung sprach.

"Die Prognose zeigt uns für 2026/2027 ein Wachstum zwischen 0,8 Prozent und 1,1 Prozent bei einer weiterhin recht hohen Inflation von 0,7 Prozent. Man merkt aber deutlich, dass die Wirtschaft noch schwächelt – vor allem die Industrie", sagte Marco Riebler, Leiter der Lokalredaktion der Salzburger Nachrichten, in seiner Einleitung.

Strukturelle Probleme statt Konjunkturflaute

Auf die Frage, wie Österreich wieder auf Wachstumskurs kommen könne, antwortete Köppl-Turyna klar: "Wir haben kein Konjunkturproblem, sondern ein strukturelles." Die Expertin verwies auf den demografischen Wandel: Während die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen, rücken zu wenige junge Arbeitskräfte nach. Gleichzeitig verzeichnet Österreich die höchste Quote an offenen Stellen in Europa – ein deutliches Zeichen für den Arbeitskräftemangel.
Köppl-Turyna plädierte dafür, ältere Arbeitnehmer:innen stärker einzubinden: "Es macht Sinn, nicht nur länger zu arbeiten, sondern auch mehr – gerade zwischen 50 und 60 Jahren."

Reformbedarf im Pensionssystem

Laut der Expertin führt kein Weg an einer Pensionsreform vorbei. "Da ist es nicht fünf vor, sondern nach zwölf", so Köppl-Turyna. Laut Prognosen sollen die Pensionsausgaben des Bundes bis 2027 auf 35,2 Milliarden Euro steigen. Die bisherige Reformpolitik bezeichnete sie als unzureichend und sprach sich für eine schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters sowie für kapitalgedeckte Komponenten aus. Nur so könne die Nachhaltigkeit des Systems langfristig gewährleistet werden. Als Beispiel nannte sie Schweden und Dänemark.

Teilzeit als Wachstumsbremse

Ein weiteres zentrales Thema war die hohe Teilzeitquote in Österreich. Diese wirke, so Köppl-Turyna, wie eine Bremse für das wirtschaftliche Wachstum. "Die Anreize in Österreich sind schlicht falsch gesetzt", erklärte sie. Steuerprogression, einkommensabhängige Leistungen und unzureichende Kinderbetreuung führten dazu, dass viele Eltern keine Vollzeitbeschäftigung anstreben könnten.

"Wenn man ein ganzes Leben in Teilzeit gearbeitet hat, endet das oft in Altersarmut", warnte die Expertin. Eine Ausweitung der Kinderbetreuungsangebote sei daher nicht nur familienpolitisch, sondern auch wirtschaftlich dringend notwendig.

Digitalisierung und KI als Wachstumsmotor

Laut einer aktuellen Studie von EcoAustria kann die Digitalisierung ein zusätzliches Wachstumspotenzial von rund 100 Milliarden Euro beim Bruttoinlandsprodukt freisetzen – vorausgesetzt, Österreich setzt auf eine offene und dynamische Digitalstrategie.

Besonders die Künstliche Intelligenz spiele eine Schlüsselrolle: "Im Vergleich zu führenden Ländern wie Dänemark, USA und Schweden hat Österreich ein Aufholpotenzial von rund 22 Prozent", so Köppl-Turyna. KI beeinflusst zunehmend alle Wirtschaftsbereiche – von der Industrie über den Finanzsektor bis zu wissensintensiven Dienstleistungen. Dabei gilt: je höher der Bildungsabschluss, desto stärker die Betroffenheit durch Automatisierung.

Österreich müsse die Chancen gezielt nutzen, betonte die Ökonomin: "Unterstützungsangebote für Unternehmen, der Ausbau digitaler Kompetenzen in Bildung und Weiterbildung, leichterer Zugang zu Risikokapital und eine stärkere europäische Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung sind zentrale Hebel."

Auch der EU-AI-Act wurde thematisiert: Zwar könne Regulierung Vertrauen schaffen, sie berge jedoch auch das Risiko von Bürokratie und Wettbewerbsnachteilen gegenüber außereuropäischen Unternehmen. "Österreich muss die Chancen der KI nutzen – aber gleichzeitig für ein innovationsfreundliches Umfeld sorgen, sonst verlieren wir gegenüber internationalen Wettbewerbern", warnte Köppl-Turyna.

Bildung als Fundament

Eine moderne Bildungslandschaft ist für Köppl-Turyna die Grundlage, um junge Menschen auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Nur so könne Österreich Fachkräfte ausbilden, die das volle Potenzial neuer Technologien ausschöpfen und die Wettbewerbsfähigkeit des Landes sichern.

Fazit der Expertin 

Für die Ökonomin steht fest: Österreich braucht eine strategische Verbindung von Strukturreformen, Arbeitsmarktpolitik, Pensionsanpassung und Digitalisierung. "Es geht nicht um mehr Tempo, sondern um mehr Richtung", fasste sie zusammen. Nur mit klaren Strukturen könne Österreich langfristig wirtschaftlich erfolgreich bleiben – Struktur statt Stillstand.

Einen Eindruck von der Veranstaltung können Sie sich hier machen. 

www.wko.at

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