Magnus Brunner im Interview
"Europa muss seine Vielfalt als Stärke begreifen"

Im LEADERSNET-Interview skizziert Magnus Brunner seine Vision eines starken Europas im Zeichen von "Recharge Europe". Österreichs EU-Kommissar betont die Notwendigkeit, den europäischen Binnenmarkt zu stärken, Hürden im Handel abzubauen und die Vielfalt der Mitgliedstaaten als Chance zu begreifen. Trotz globaler Herausforderungen blickt er optimistisch auf die Rolle unseres Kontinents in der Welt.

Im Rahmen des European Forum Alpbach 2025, über das LEADERSNET umfassend berichtete, sprach Opinion Leaders Network CEO Paul Leitenmüller mit mehreren hochrangigen Entscheider:innen. In unserer Serie waren bereits Video-Interviews mit Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien (hier geht es zum Bericht), ORF-Generaldirektor Roland Weißmann (hier geht es zum Bericht), sowie der ehemalige deutsche Verteidigungsminister, Unternehmer und Publizist Karl-Theodor zu Guttenberg (hier geht es zum Bericht), zu sehen und lesen. Den Abschluss der Reihe bildet Magnus Brunner.

Der Spitzenpolitiker war in der letzten Regierung Finanzminister und wechselte nach der Nationalratswahl nach Brüssel. Dort verantwortet er als Kommissar als für Inneres und Migration ein äußerst anspruchsvolles Ressort. Im Interview skizziert Brunner seine Vision eines starken Europas. Dabei spricht er sich für einen vertieften Binnenmarkt, den Abbau bürokratischer Hürden und die Nutzung der europäischen Vielfalt als wirtschaftliche Stärke aus. Trotz geopolitischer Spannungen zeigt er sich zuversichtlich, was die Zukunft der EU betrifft. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Brunner, Sie sind Stammgast beim Europäischen Forum Alpbach. Heuer stand alles unter dem Motto "Recharge Europe". Was müssen wir aus Ihrer Sicht tun, um Europa aufzuladen und unseren Wohlstand auch in Zukunft zu sichern?

Magnus Brunner: Wir haben in Europa noch einige Hausaufgaben zu machen. Gleichzeitig sollten wir aber auch anerkennen, was wir bereits erreicht haben. Österreich ist seit 30 Jahren Mitglied der Europäischen Union und hat, wie viele unserer Nachbarstaaten, enorm profitiert – wirtschaftlich und gesellschaftlich. Darauf dürfen wir uns allerdings nicht ausruhen. Wir müssen den europäischen Binnenmarkt weiterentwickeln und bestehende Hürden abbauen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Innerhalb Europas gibt es beim Handel quasi "Zölle" von rund 45 Prozent und bei Dienstleistungen sogar über 100 Prozent – das gehört dringend reformiert. Gleichzeitig sollten wir selbstbewusst genug sein, unsere Stärken zu betonen. Viele Regionen der Welt blicken derzeit auf Europa, vor allem angesichts der Unsicherheiten in den USA. Das ist unsere Chance, die wir aktiv nutzen müssen.

LEADERSNET: Das bedeutet, Europa muss näher zusammenrücken. Ist das in der Zusammenarbeit mit Ihren Kolleg:innen in Brüssel überhaupt möglich?

Brunner: Es ist nicht nur möglich, sondern absolut notwendig. Gerade in Bereichen wie innere Sicherheit und Migration hat sich die Zusammenarbeit in den letzten Monaten stark verbessert. Ich habe den Eindruck, dass alle Mitgliedstaaten sehr daran interessiert sind, gemeinsame Lösungen zu finden. Das ist auch die einzige Chance, die Europa hat. Natürlich sind wir divers – mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Perspektiven. Diese Vielfalt ist eine Stärke, aber sie erfordert auch intensives Management. Das ist letztlich unser täglicher Auftrag.

LEADERSNET: Viele Menschen in Österreich blicken mit Sorge in die Zukunft. Dürfen wir uns trotzdem auf die kommenden Jahre freuen – oder müssen wir sie mit großem Respekt erwarten?

Brunner: Ich denke, beides ist richtig – wir sollten der Zukunft mit Respekt, aber auch mit Zuversicht begegnen. Herausforderungen wird es immer geben, aber Europa hat bereits viel erreicht: den größten freien Personenverkehr der Welt, den größten Binnenmarkt und die Rolle als führender Auslandsinvestor. Wir sind vielleicht nicht immer die Schnellsten oder Aufregendsten, aber gerade unsere Stabilität und Verlässlichkeit machen Europa stark. Das erkennen auch andere Regionen, die zunehmend den Schulterschluss mit uns suchen.

Was Magnus Brunner im Gespräch mit Paul Leitenmüller noch gesagt hat, sehen Sie im LEADERSNET.tv-Video.

www.alpbach.org

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