Wenn Bilder Geschichten erzählen
Eine Reise durch die narrative Kunst der Renaissance

| Gerhard Krispl / LEADERSNET-ART Herausgeber 
| 25.09.2025

Die Alte Pinakothek München präsentiert mit "Wie Bilder erzählen" bis 5. Juli 2026 eine außergewöhnliche Sammlungspräsentation.

Was macht ein Gemälde zu einem Geschichtenerzähler? Diese zentrale Frage stellt die neue Sammlungspräsentation der Alten Pinakothek in München, die Werke der Altdeutschen, Altniederländischen und Flämischen Malerei des 16. und frühen 17. Jahrhunderts in völlig neuem Kontext zeigt. Kuratiert von Gabriel Dette und Mirjam Neumeister, verspricht die Ausstellung ein "Wiedersehen mit alten Bekannten" und "aufregende Entdeckungen" – doch diesmal mit einem besonderen Fokus auf die narrative Kraft der Malerei.

Der Rundgang beginnt glanzvoll mit den flämischen Gemälden des 16. und 17. Jahrhunderts. Hier wird deutlich, wie komplex und vielschichtig bildnerisches Erzählen sein kann. Ein Porträt aus dem 16. Jahrhundert entpuppt sich als Werk von Peter Paul Rubens. Jan Brueghels "Johannispredigt" fordert die Betrachter heraus – den Täufer muss man buchstäblich suchen. Was auf den ersten Blick wie eine vielfigurige Genreszene aussieht, erweist sich bei genauerer Betrachtung als Historienbild mit der Berufung des Evangelisten Matthäus. Diese bewussten Mehrdeutigkeiten sind kein Zufall. Sie zeigen, wie Künstler und Auftraggeber verschiedene Botschaften in ihre Werke einwebten – manchmal offen, manchmal versteckt, und gelegentlich führten sie ihre Betrachter sogar bewusst in die Irre.

Alte Pinakothek
Raumansicht "Wie Bilder erzählen" © BStGS, Haydar Koyupinar

Die Kunst des visuellen Storytellings

Ein eigenes Kabinett würdigt die berühmte Brueghel-Dynastie. Pieter Bruegel der Ältere, von dem die Alte Pinakothek das weltberühmte "Schlaraffenland" besitzt, prägte seine Söhne nachhaltig. Während Pieter Brueghel der Jüngere noch im 17. Jahrhundert Kopien nach Werken seines Vaters schuf und damit der hohen Nachfrage des damaligen Publikums entsprach, suchte sein Bruder Jan Brueghel der Ältere die Eigenständigkeit und wurde für seine detailreichen Landschaftsbilder und Stillleben berühmt.

Alte Pinakothek
Michael Pacher (1435-1498) Kirchenväteraltar: Der Teufel weist dem hl. Augustinus das Buch der Laster vor, um 1480 © Bayerische Staatsgemäldesammlungen – Alte Pinakothek München

Altargemälde als Bilderzählzyklen

Ein eigener Raum versammelt großformatige Altargemälde vom Spätmittelalter bis zur Reformation von Künstlern wie Hans Pleydenwurff, Hans Holbein dem Älteren, Joos van Cleve und Martin Schaffner. Diese meist vielteiligen, szenisch aufeinander bezogenen Bilderserien illustrieren zentrale Inhalte des christlichen Glaubens. Die Ausstellung stellt dabei zentrale Fragen: Worauf wird fokussiert? Was passiert im Hintergrund? Welche Rolle spielen Architektur und Landschaft? Welche Bedeutung kommt scheinbar nebensächlichen Details zu?

Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, dass manchmal nichts ist, wie es auf den ersten Blick scheint – eine Erkenntnis, die nicht nur für die Kunstbetrachtung, sondern auch für unseren heutigen Umgang mit visuellen Medien von großer Relevanz ist.

Wie Bilder erzählen:
Storytelling von Albrecht Altdorfer bis Peter Paul Rubens
bis 5. Juli 2026
Alte Pinakothek
www.pinakothek.de

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Herausgeber von LEADERSNET-ART ist Gerhard Krispl.

 

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