Am 7. August ist heuer der sogenannte Equal Pension Day, einer von vielen Tagen, die das gesellschaftliche Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen markieren. So zeigt das Datum die Schere zwischen den Pensionen der beiden Geschlechter. Denn am 7. August haben Männer bereits so viele finanzielle Mittel bezogen, wie Frauen sie erst bis zum Jahresende erhalten werden (LEADERSNET berichtete). Diese Schieflage befeuerte nicht zuletzt die Teilzeitdebatte (LEADERSNET berichtete), bei der Frauen im Fokus stehen. Immerhin sind sie es, die großteils ihre Arbeit in Teilzeit verrichten. Nicht etwa, weil es ihnen so gefällt, sondern weil sie aufgrund von unbezahlter Care-Arbeit oftmals nicht anders können.
Keine rosigen Aussichten
Im Durchschnitt erhalten Frauen fast 40 Prozent weniger Pension als Männer. Und wie eine neue Umfrage vom Marktforschungsinstitut Spectra im Auftrag von Valida Vorsorge Management nun zeigte, ist es ihnen bewusst, denn sie fürchten die staatlichen Bezüge im Alter. So gehen neun von zehn der befragten Frauen davon aus, dass sie von den künftigen staatlichen Pensionen nicht gut leben können. Das heißt, Frauen im Erwerbsalter machen sich mehrheitlich Sorgen um ihre Situation im Ruhestand und haben zudem nur wenig Vertrauen in die Unterstützung des Staates.
Die Studie zeigte weiters, dass nur zwölf Prozent der Befragten optimistisch in die Zukunft blicken - 88 Prozent haben hingegen Bedenken. Laut Valida schätzen Frauen ihre künftige Pension auf eine Höhe von 1.669 Euro pro Monat – was zwar das Portemonnaie nicht unbedingt füllt, aber dennoch noch immer zu hochgegriffen ist. Denn die Realität schaut anders aus. Laut Statistik Austria beträgt die durchschnittliche Pension von Frauen in Österreich gerade einmal 1.409 Euro pro Monat. Zur Erinnerung: Die Armutsgrenze in Österreich liegt für einen Einpersonenhaushalt bei 1.611 Euro pro Monat. Männer beziehen hingegen monatlich durchschnittlich 2.374 Euro Pension und liegen somit über der sogenannten "Armtusgefährderschwelle".
Elisabeth Radocha, Mitglied des Vorstands der Valida Vorsorge Management, zu den Umfrageergebnissen: "Der Equal Pension Day markiert jenen Tag, an dem männliche Pensionisten bereits so viel Einkommen bezogen haben, wie Pensionistinnen das ganze Jahr. Dass dieser Tag heuer auf den 7. August fällt, zeigt, dass viele Frauen im Ruhestand vor großen finanziellen Herausforderungen stehen. Um die Situation künftiger Pensionistinnen zu verbessern, ist finanzielle Vorsorge – und hier insbesondere die Betrieblichen Vorsorge – von hoher Relevanz. Denn eine Zusatzpension aus der zweiten Säule ermöglicht Frauen ein selbstbestimmtes Leben im Alter."
Wie Frauen zu den Reformvorschlägen stehen
Laut Umfrage begrüßen sieben von zehn Frauen, die bereits beschlossene Teilpension (mehr zum Thema lesen Sie in diesem LEADERSNET-Beitrag). Allerdings wird eine Anhebung des Pensionsantrittsalters von zwei Dritteln der Befragten abgelehnt. Maßnahmen zur Förderung der betrieblichen Vorsorge finden hingegen bei 88 Prozent der Frauen Zustimmung und 75 Prozent fordern laut Umfrage sogar eine verpflichtende betriebliche Vorsorgelösung. Für Mütter oder Väter in Karenz steht das sogenannte Pensionsplitting offen. Dabei kann ein erwerbstätiger Elternteil seine Ansprüche auf staatliche Pensionsleistungen an jene:n Partner:in übertragen, die:der sich über einen längeren Zeitraum der Kindererziehung widmet. 51 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen begrüßen diese Lösung.
Gender Pension Gap als Systemfehler
Zu einem ähnlichen Ergebnis ist auch das Generationencafé Vollpension im Rahmen einer von marketagent durchgeführten Erhebung gekommen. Laut dieser erkennen 74 Prozent den Gender Pension Gap und schätzen Frauen stärker von Altersarmut betroffen ein. Dennoch gibt es natürlich auch ein Fünftel, das den belegbaren Unterschied zwischen den Geschlechtern weiterhin verneint. Dabei ist die emotionale Betroffenheit hoch, denn 86 Prozent der Teilnehmerinnen fürchten finanzielle Engpässe in der Pension.
"Altersarmut ist weiblich – und das ist kein Frauenproblem, sondern ein Systemfehler", so Karin Hermann-Arnold, Vereinsobfrau der Vollpension. "Wir tun oft so, als wären Teilzeit oder unbezahlte Care-Arbeit 'freiwillige' Entscheidungen von Frauen. Doch solange es nicht ausreichend Kinderbetreuung gibt, Frauen den Großteil der Angehörigenpflege übernehmen und sich beim Gender Pay Gap kaum etwas bewegt, ist Altersarmut bei Frauen vorprogrammiert – und das wird sich auch in Zukunft nicht von selbst ändern." Weiters heißt es: "Die meisten unserer Seniorinnen sind geringfügig angestellt – viele würden gerne mehr arbeiten. Eine höhere steuerfreie Zuverdienstgrenze bei der Mindestpension wäre ein entscheidender Schritt, damit mehr ältere Frauen finanziell besser – oder überhaupt – über die Runden kommen."
Ursachen für das finanzielle Ungleichgewicht
Für 71,9 Prozent der durch marketagent durchgeführten Erhebung ist klar, der Gender Pension Gap wird durch von Frauen geleistete, unbezahlte Arbeit verursacht, die in der Pension nicht berücksichtigt wird. 71,2 Prozent sehen die häufige Teilzeitbeschäftigung als Ursache und 61 Prozent führen die schlechtere Bezahlung bei gleicher Arbeit – sprich den Gender Pay Gap – an.
Maßnahmen wie Pensionssplittung oder die Anhebung der steuerfreien Zuverdienstgrenze könnten gegensteuern – jedoch schätzen bislang nur zehn Prozent der im Auftrag von Vollpension Befragten diese Maßnahmen als wirksam gegen Altersarmut ein. Und auch Arbeiten im Alter wird von nur 23,9 Prozent als potenzieller Lösungsansatz genannt.
www.valida.at
Kommentar veröffentlichen