Altersarmut ist weiblich – und das hat eine Vielzahl von Gründen. Neben dem Fakt, dass Frauen hierzulande noch immer weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen und somit dem "Gender Pay Gap" ausgesetzt sind (LEADERSNET berichtete u. a. hier und hier), müssen sie auch die Auswirkungen des "Gender Care Gaps" (LEADERSNET berichtete) und des "Gender Spar Gaps" (LEADERSNET berichtete) tragen.
Doch was meinen all diese sogenannten "Gaps" überhaupt? Kurzum gesagt, dass Frauen bei gleicher Arbeit weniger Geld verdienen aufgrund ihres Geschlechtes und da sie zurückzuführen auf unbezahlte Care-Arbeit des Öfteren nur in Teilzeit arbeiten können und somit auch die finanziellen Mittel zum Sparen nicht gegeben sind, sind die insbesondere im hohen Alter die Leidtragenden und müssen nicht selten ihren Lebensabend in Armut verbringen – einen Umstand, den nicht zuletzt auch die Caritas Österreich mit Blick auf dem Equal Pension Day kritisierte.
Fast 40 Prozent weniger Pension als Männer
Der Equal Pensions Day ist am 7. August 2025 und markiert den Tag, an dem Männer in Österreich statistisch bereits so viel Pension bezogen haben, wie Frauen erst bis zum Jahresende erhalten werden. Die Differenz ist nicht zu verachten, denn durchschnittlich erhalten Männer pro Monat 2.535 Euro brutto, während Frauen lediglich 1.527 Euro beziehen – eine Differenz von 39,7 Prozent und somit eine Pensionslücke, die zu einem Ungleichgewicht führt. "Frauen, die ihr Leben lang gearbeitet und Verantwortung übernommen haben, dürfen im Alter nicht in Armut enden", betont Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. "Pensionen müssen existenzsichernd sein – und zwar für alle."
Das bedeutet, die durchschnittliche Pension von Frauen reicht kaum für ein Leben über die Armutsgefährdungsschwelle von 1.661 Euro. Und selbst die Ausgleichszulage, die eigentlich das Notwendigste sichern sollte, liegt noch gut 200 Euro darunter. Die Folgen sind dramatisch: Jede dritte alleinlebende Pensionistin (32 %) ist armutsgefährdet. Fünf Prozent und somit 18.000 alleinlebende Pensionistinnen, leben sogar in Armut und können sich Grundbedürfnisse wie Wohnen, Heizen und auch Essen schlichtweg nicht mehr leisten – und das, obwohl viele von ihnen ihr ganzes Leben lang gearbeitet oder die Kinder aufgezogen haben.
Strukturelle Benachteiligung von Frauen
Die Zahlen verdeutlichen: Weibliche Armut ist kein Einzelschicksal. Sie ist ein strukturelles Problem und das Ergebnis eines patriarchalen Ungleichgewichts, das über Jahrzehnte nicht beachtet wurde. So übernehmen Frauen noch immer den überwiegenden Teil unbezahlter Sorgearbeit und arbeiten dementsprechend nicht in Vollzeit, unterbrechen ihre Erwerbstätigkeit und verdienen obendrein auch noch weniger. All das führt zu geringeren Pensionsansprüchen, die im Endeffekt Altersarmut begünstigen.
"In der aktuellen Debatte wird Teilzeitarbeit oft herabgewürdigt und als Zeichen von Bequemlichkeit gewertet. Das verkennt die tatsächlichen Lebensrealitäten. Teilzeit ist für Frauen oft kein Privileg, sondern die einzige Option", so Tödtling-Musenbichler. "Gleichstellung muss endlich Realität werden! Dafür brauchen wir Reformen, die über den gesamten Lebenslauf von Frauen greifen und sie vor Altersarmut schützen."
Forderungen der Caritas
Mit Blick auf den Equal Pensions Day und mit dem Wissen, dass Altersarmut vor allem Frauen betrifft, hat die Caritas zentrale Forderungen an die Bundesregierung formuliert:
1. Mindestpension armutsfest machen, d. h. die Ausgleichszulage muss über die Armutsgefährdungsschwelle gehoben werden und es bedarf eine bessere Anrechnung von Sorgearbeit.
2. Kein Sparen bei den Mindestpensionistinnen, denn die Krankenversicherungsbeiträge steigen ab 2026 auch für Bezieher:innen einer Ausgleichszulage auf sechs Prozent. Die Caritas fordert daher hier Ausnahmen für Mindestpensionistinnen zu schaffen.
3. Faire Verteilung der Sorgearbeit. Frauen werden nach wie vor systematisch in Teilzeit gedrängt, dafür verurteilt und abgestraft. Dabei hat die ungleiche Verteilung der Sorgearbeit langfristige Auswirkungen auf Einkommen, Pensionen und das Armutsrisiko der Frauen. Das heißt, es braucht Maßnahmen für eine stärkere Beteiligung der Väter, partnerschaftliche Modelle sowie gesellschaftliche und rechtliche Anreize für eine 50:50-Aufteilung.
4. Ausbau einer flächendeckenden Kinderbetreuung. Sprich ein dichtes Netz an qualitativ hochwertigen, kostenfreien und ganztägigen Kinderbildungs- und -Betreuungseinrichtungen ist Voraussetzung für Wahlfreiheit und gerechte Teilhabe am Arbeitsmarkt und muss vor allem auch im ländlichen Raum geschaffen werden.
5. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – das Ende des Gender Pay Gaps, der derzeit bei 18,3 Prozent liegt. Es braucht eine faire Bezahlung, insbesondere in jenen Branchen, in denen überwiegend Frauen tätig sind.
6. Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Um die Erwerbs- und Sorgearbeit gemeinsam zu ermöglichen, ist es notwendig, ein Familienarbeitszeitmodell zu implementieren. Beiden Elternteile sollte ermöglicht werden, Arbeitszeit zu reduzieren und Kinderbetreuung zu übernehmen.
"Wer Altersarmut bekämpfen will, muss an den Ursachen ansetzen und gleichzeitig auch Frauen unterstützen, die heute bereits betroffen sind. Pension darf kein Risiko sein. Schon gar nicht für Frauen", so Tödtling-Musenbichler abschließend.
www.caritas.at
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