Vergangene Woche trafen sich Vertreter:innen der österreichischen Landeshauptstädte und Wien zur Tagung der Arbeitsgemeinschaft Städtetourismus (ARGE). Diese ging dieses Mal in Innsbruck über die Bühne. Anlässlich dessen lud man Medienvertreter:innen aus ganz Österreich zum Pressefrühstück, bei dem Norbert Kettner (WienTourismus), Marie-Louise Schnurpfeil (Linz Tourismus) und Barbara Plattner (Innsbruck Tourismus) neue Strategien für den urbanen Tourismus präsentierten.
Bedeutung von Städtetourismus in Österreich
Laut WienTourismus-Geschäftsführer Norbert Kettner, Vorsitzender der ARGE Städte, würden die Kennzahlen der acht Landeshauptstädte und Wiens deutlich zeigen, wie wichtig der Städtetourismus für Österreich ist: So verzeichneten die neun Städte 2024 insgesamt 12,93 Millionen Ankünfte (+ 8 % zum Vorjahr) und 27,49 Millionen Nächtigungen (+ 7 %). Eine beachtliche Anzahl, wenn man bedenkt, dass die Gesamtzahl aller Nächtigungen im Land bei 154,15 Millionen (+ 2 %) lag, wobei der Zuwachs ohne die Städte nur bei einem Prozent liegen würde.
Und auch im heurigen Jahr entwickelt sich die Nachfrage in den Städten gut: Zusammen erreichten die neun Städte zwischen Jänner und April 2025 7.548.000 Nächtigungen, ein Plus von sechs Prozent zum Vorjahreszeitraum. "Städte bieten ganzjährig Arbeitsplätze, ein breites Kulturangebot und sind wichtige Mobilitätsknotenpunkte. Damit sie weiterhin Wachstumsmotoren bleiben, müssen sie stärker denn je auf die Tourismusakzeptanz der eigenen Bevölkerung setzen. Die Ausgewogenheit zwischen Tourismus und Lebensqualität für die Bevölkerung ist entscheidend", so Kettner
Wien: Visitor Economy im "Sweet Spot"
Dementsprechend setzt die Bundeshauptstadt in ihrer 2019 präsentierten und 2025 überarbeiteten Visitor Economy Strategie auf Interessenbalance zwischen Einheimischen und Gästen. "Neun von zehn Wiener:innen sind mit dem Tourismus in der Stadt zufrieden. Auch Wien-Gäste äußern sich mit derselben Zustimmungsrate. Doch damit die Tourismuszustimmung so bleibt, müssen wir an einigen Schrauben drehen", erklärt Kettner.
Insgesamt sei Wachstum das Ziel, ohne dass sich die Qualitäten der Stadt abnutzen. Dementsprechend wolle man erreichen, dass zwei Drittel der Gäste in Wien künftig einem der drei Gäste-Idealbilder entsprechen: als Freizeitgäste Kunst und Kultur nachfragen, als Geschäftsreisende Kongresse oder Firmentagungen besuchen oder als Luxusgäste im High-End-Bereich konsumieren. Dabei soll mindestens eine von zehn Nächtigungen – langfristig stabil – aus dem Tagungssegment kommen. Um die Tourismusentwicklungen laufend zu analysieren und Nachhaltigkeitsmaßnahmen gemeinsam zu forcieren, ist Wien seit April 2025 Mitglied des "UN Tourism International Network of Sustainable Tourism Observatories" (INSTO).
Innsbruck: Vielfalt zwischen Stadt und Berg
Und auch Innsbruck ist Mitglied des INSTO. Da die Stadt in Österreichs Westen nicht nur ein begehrtes Reiseziel für Gäste aus aller Welt, sondern auch Zuhause von rund einem Drittel der Tiroler Bevölkerung ist, wolle man Innsbruck nachhaltig weiterentwickeln, erklärt Barbara Plattner, Geschäftsführerin Innsbruck Tourismus. Mit der Strategie "Region Innsbruck erLebenswert" verstehe man sich als Mitgestalter des Lebensraums, weswegen drei Viertel des Budgets am Standort investiert werden und bereits in Projekte fließen, die der Region und ihren Bewohner:innen langfristig zugutekommen. Dementsprechend sollen in den nächsten zehn Jahren rund 25 Millionen Euro in die Freizeitqualität in und rund um Innsbruck gesteckt werden. Das Interview zu dem Thema mit dem Obmann von Innsbruck Tourismus, Peter Paul Mölk, lesen Sie hier.
Damit das für seinen Wintertourismus bekannte Bundesland auch im Sommer eine höhere Auslastung erreicht, investiert man zudem allein im aktuellen Sommerhalbjahr rund 1,4 Millionen Euro in ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm und stärkt damit die Erlebnisqualität sowie die Infrastruktur der gesamten Region. Laut Plattner sind Mobilität und Besucher:innenlenkung jedenfalls der Schlüssel für lebenswerte städtische Räume und ausbalancierten Tourismus. Rund 15 Millionen Euro wolle man in den kommenden fünf Jahren in nachhaltige Lösungen investieren: "Wir wollen nicht nur die Stadt der kurzen Wege sein, sondern die Region der kurzen Wege werden!"
Linz: Innovation und Nachhaltigkeit als Leitmotiv
"Tourismus steht nicht still – er entwickelt sich mit der Zeit. Mit der Destinationsstrategie 2030 und unserer neuen Marke 'Take a risk' (Anm.: LEADERSNET berichtete) richten wir uns zukunftsorientiert aus: flexibel, mutig und ganzheitlich gedacht – für Gäste ebenso wie für die Menschen, die in der Destination leben", so Linz-Tourismus-Geschäftsführerin Marie-Louise Schnurpfeil, die bei der Pressekonferenz live zugeschaltet wurde. Linz verfolge demnach eine Strategie, die ökologische, ökonomische und soziale Ziele vereint und dabei auf nachhaltige sowie widerstandsfähige Entwicklung setzt. Durch die enge Verknüpfung von Innovation, Digitalisierung und Nachhaltigkeit positioniere sich die Stadt als international wettbewerbsfähige Destination mit Mehrwert für Gäste, Unternehmen und Bewohner:innen.
Im Zentrum steht das Ökosystem:Destination:Linz, das alle relevanten Akteur:innen einbindet und durch Kooperation gezielt Innovationen fördert. "Die Kooperation zwischen Kunst, Kultur, Wirtschaft, Bildung und Verwaltung schafft Synergien, ermöglicht Erneuerungen und stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber gesellschaftlichen Herausforderungen. Ein besonderes Augenmerk legen wir auf nachhaltige Lösungen für die Stadtentwicklung", so Schnurpfeil.
Kampf um ESC-Austragungsort
Im Eurovision Song Contest (ESC), der im kommenden Jahr in Österreich stattfindet, sehen alle drei Städte-Vertreter:innen große Chancen für den heimischen Tourismus. "Großevents wie der ESC sind zu begrüßen, denn sie bringen globale Präsenz und sorgen für vorzeitige Auslastung und damit Preisdurchsetzung in der Hotellerie", erklärt Kettner. "Die Austragung des weltgrößten Gesangswettbewerbs, der von 170 Millionen Zuschauer:innen weltweit verfolgt wird, ist eine einmalige Chance, internationale Sichtbarkeit zu schaffen und ein neues, vielfältiges Publikum für die Tourismusregion zu begeistern", zeigt sich Plattner überzeugt.
Als Austragungsort haben sich Innsbruck und Wien beworben – welche Stadt letztlich das Rennen macht, wird aktuell vom ORF und der European Broadcasting Union entschieden. Norbert Kettner dazu: "Wir sehen das sportlich. Der ESC ist ein Gewinn und ein Event für ganz Österreich."
www.wien.info
www.innsbruck.info
www.linztourismus.at
Kommentar veröffentlichen