Austrian Standards sieht Milliarden-Effekt
Studie zeigt Wirkungen von Standards auf die Wirtschaft

Die Forschungsergebnisse des Innsbrucker Spezialisten für Wertschöpfungsanalysen erlauben Rückschlüsse auf die wichtigsten Hebel, die aus Normen für die heimische Wirtschaft entstehen. 

Normen beziehungsweise Standards haben für Konsument:innen eine große Bedeutung – auch wenn die meisten es nicht einmal wissen. So nehmen sie etwa Dienstleistungen in Anspruch, die genormt sind. Geordnete Abläufe stehen dabei nicht nur für Qualität, sondern geben auch Vertrauen, denn sie bieten das Mindestmaß an Sicherheit und Gebrauchstauglichkeit. Doch auch für Unternehmen sind Normen von Vorteil. Durch die Standardisierung von Prozessen und Produkten können sie effizienter arbeiten und Kosten senken. Obendrein fördern sie die Interoperabilität, das heißt, sie ermöglichen Kompatibilität und Austauschbarkeit von Produkten und Systemen – ein wichtiger Faktor unter anderem im Bereich der Technologie. 

Heimische Unternehmen nutzen aber auch Standards strategisch, vor allem, um in Exportmärkten rasch und sicher Fuß zu fassen. Zudem bietet eine Norm wichtiges Schwarmwissen aus sogenannten Normierungsgremien, das im eigenen Unternehmen dann als Blaupause verwendet werden kann. Das heißt: Wer internationale Standards für sein Produkt oder seinen Service nutzt, kann rasch lokal, aber auch global produzieren und vermarkten. 

Makroökonomische Effekte von Normen

Erst kürzlich wurde im Auftrag von Austrian Standards eine Studie zu Normen und deren Wirkung auf die heimische Wirtschaft durchgeführt. Die Forschungsergebnisse erlauben dabei einen Rückschluss auf die wichtigsten Hebel, die aus Standards für Österreichs Wirtschaft entstehen. "Standards schaffen nicht nur Sicherheit und Vertrauen für rund neun Millionen Menschen in Österreich, sie funktionieren auch als gemeinsame Sprache. Als einheitliche Rahmenbedingungen zwischen Marktakteur:innen erleichtern sie die Integration von gerade kleinen und mittleren Unternehmen in globale Lieferketten", erklärt Valerie Höllinger, Austrian Standards CEO. "Standards sind Grundlage für effizienten und sicheren globalen Handel. Wer Standards nutzt, arbeitet nicht nur effizienter, sondern auch zukunftssicher. Für ein exportorientiertes Land wie Österreich sind sie der Schlüssel zu Märkten, technischer Kompatibilität und gesichertem Qualitätsniveau – weltweit."

Durchgeführt wurde eine ökonometrische Paneldatenanalyse mit fixen Effekten. Grundlage ist eine modifizierte Cobb-Douglas-Produktionsfunktion, in die die zusätzliche Anzahl gültiger Standards als erklärende Variable eingeführt wurde. Die dafür durchgeführte Regressionsanalyse, welche 2024 startete, ging dabei ein zehnjähriger Beobachtungszeitraum (2013–2023) voran. Sie untersucht für Österreich messbare Effekte der Standardisierung auf wesentliche Indikatoren wie Beschäftigung, Arbeitsproduktivität und vor allem das BIP. 

Ergebnisse der Untersuchung

Dass das BIP jedes Jahr um durchschnittlich fünf Milliarden Euro und damit 1,22 Prozent gewachsen ist, können die Tiroler Forschenden von GAW zu rund einem Fünftel auf Standardisierung zurückführen (0,24 %). Was wiederum deren gesamtwirtschaftliche Bedeutung mit jährlich rund einer Milliarde Euro an realem BIP-Zuwachs bestätige (bewertet zu Preisen von 2023). Weiters belege die Analyse, dass Standardisierung sowohl die Arbeitsproduktivität als auch die Beschäftigung messbar steigert. Während des Betrachtungszeitraums sei ein Beschäftigungswachstum – gemessen an der Anzahl geleisteter Arbeitsstunden – von durchschnittlich 0,53 Prozent pro Jahr zu beobachten. 

© Austrian Standards/ APA

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Etwa ein Dreizehntel des Zuwachses (0,04 Prozentpunkte) sei auf gemeinsame technische Standards zurückzuführen, das entspricht 1.500 Vollzeitäquivalenten. Noch deutlicher zeige sich der Einfluss von Normen auf die Arbeitsproduktivität – der Beitrag zum jährlichen Wachstum von 0,68 Prozent liegt hier bei fast einem Drittel (0,2 %). "Standards bündeln offenbar zahlreiche indirekte Effekte: Sie fördern Interoperabilität, senken Transaktionskosten, ermöglichen Automatisierung und erleichtern Innovation", so Forscher Stefan Haigner

Rolemodels

Als eines der sogenannten Rolemodels führt Austrian Standards Viewpointsystem GmbH aus Wien an, die in der Seestadt Aspern Eyetracking-Systeme bzw. Smartglasses für die ganze Welt produzieren. Maßgeblich entscheidend für die schnelle Entwicklung sowie den raschen Eintritt in globale Märkte seien bereits vorhandene internationale Standards gewesen. "Unsere Technologie macht es möglich, dass Person A am Notebook sitzt und Person B, die zum Beispiel gerade sensible Wartungsarbeiten durchführt, punktgenau über Eyetracking sicher für das Auge instruieren kann. Hier gab es gleich mehrere Standards, die wir direkt anwenden konnten", erklärt Gründer und CEO Nils Berger.

Als weiteres Rolemodel wird das junge steirische Unternehmen Efficiency Energy Technology GmbH aus Graz angeführt, dass als heimischer Experte für sichere Balkonkraftwerke gilt. "Wo es schon einen guten Standard, also eine technische Blaupause gibt, spare ich eigenen Entwicklungsaufwand, der wiederum Geld und Zeit spart. Der Go-to-Market kann beschleunigt werden, was in einem kompetitiven internationalen Umfeld wie dem Bereich PV-Produktion Gold wert ist", betont Jan Senn, CMO. 

www.austrian-standards.at

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