Vor inzwischen 70 Jahren – genauer gesagt am 14. Juni 1955 – wurde mit dem Ringturm das erste Hochhaus Wiens feierlich eröffnet. Erbaut wurde der historische, 73 Meter und 20 Stockwerke hohe Büroturm auf Initiative des damaligen Wiener Städtischen Generaldirektors Norbert Liebermann, der für sein Unternehmen eine moderne Zentrale nach amerikanischem Vorbild im ersten Wiener Gemeindebezirk schaffen wollte. Heute arbeiten im von Architekt Erich Boltenstern entworfenen Ringturm an der Ecke Schottenring/Kai rund 700 Mitarbeiter:innen.
Und auch sieben Jahrzehnte nach seiner Eröffnung sorgt der Ringturm noch jedes Jahr aufs Neue für Aufmerksamkeit. Grund dafür ist die sogenannte Ringturmverhüllung – eine Kunstinitiative des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, in dessen Rahmen jährlich ein:e Künstler:in mit dem künstlerischen "Einkleiden" des Turms beauftragt wird. Heuer, in der bereits 17. Ausgabe wurde diese Ehre Marcin Maciejowski zuteil (LEADERSNET berichtete). Der Krakauer Künstler schuf ein über 4.200 Quadratmeter großes Kunstwerk unter dem Titel "Verbindende Geschichten", in das er den Ringturm in Zusammenarbeit mit dem Wiener Unternehmen Movelight hüllte. Verwendet wurden dafür insgesamt 30 Netzbahnen mit einer Breite von je drei Metern und einer Länge von bis zu 63 Metern – Stück für Stück auf allen vier Seiten mit 15.000 Kabelbindern befestigt.
Feierliche Eröffnung
Offiziell der Öffentlichkeit präsentiert wurde die heurige Kunstinstallation am Montagvormittag unter Anwesenheit zahlreicher prominenter Gäste. Begrüßt wurden diese durch Jolanta Miśkowiec, Direktorin des Polnischen Instituts Wien, sowie Thomas Zehetner, Botschafter und außenpolitischer Berater des Vizekanzlers im Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport der Republik Österreich.
"Marcin Maciejowski beobachtet aufmerksam und präzise. Seine Werke sind Ausschnitte der Realität, die, obwohl aus dem Zusammenhang gerissen, durch ihre Nähe und emotionale Kraft berühren. Dass 'Verbindende Geschichten' gerade hier, im Herzen Wiens, entstanden ist, hat eine symbolische Bedeutung. Wien ist seit Jahrzehnten eine Stadt, in der die polnische Kultur präsent ist – und auf lebendige Resonanz stößt. Durch diese Realisierung gewinnt die zeitgenössische polnische Kunst nicht nur an Sichtbarkeit, sondern wird auch Teil der urbanen und kulturellen Landschaft Wiens – und damit Teil des europäischen Dialogs und der europäischen Geschichte", erklärt Miśkowiec.
Und Zehetner fügt hinzu: "Die Ringturmverhüllung ist lebendiges Symbol unserer internationalen Freundschaft und des kulturellen Austauschs. Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Kunst im öffentlichen Raum unsere Stadtkultur bereichert. Sie verbindet uns nicht nur mit Polen, sondern macht Wien auch reicher."
Symbol für gute Beziehungen mit Polen
Sein Werk erklärt Künstler Marcin Maciejowski wie folgt: "Bücher sind das Fenster zur Welt. Dieser Gedanke begleitet mich schon eine lange Zeit. In meinem Werk streckt sich ein Mann nach einem besonderen Buch – nicht für sich allein, sondern um es zu teilen. Die stille, persönliche Atmosphäre einer Hausbibliothek überführe ich ins große Format des Ringturms, mitten in Wien. So wird mein Werk zur Verbindung von innerer Welt und öffentlichem Raum. Dass mein Werk im Herzen Wiens so sichtbar wird, erfüllt mich mit großer Freude. Mein aufrichtiger Dank dafür." Der Pole ist bereits der neunte Künstler aus der Region Zentral,- Ost- und Südeuropa, der vom Wiener Städtischen Versicherungsverein mit der künstlerischen Verhüllung des Ringturms betraut wurde. Mehr Informationen zu Marcin Maciejowski sowie eine Liste der Künstler:innen, die in der Vergangenheit den Ringturm verhüllen durften, finden Sie in unseren beiden Infoboxen.
Dass der Ringturm im 70. Jahr seines Bestehens die künstlerische Handschrift Polens trägt, freue das Unternehmen besonders, wie Robert Lasshofer, Vorstandsvorsitzender des Wiener Städtischen Versicherungsvereins, Hauptaktionär der Vienna Insurance Group (VIG), meint. Immerhin ist die VIG bereits seit 1998 am polnischen Markt aktiv und zählt diesen heute zu den wichtigsten Kernmärkten der gesamten Unternehmensgruppe. "Die heurige Ringturmverhüllung symbolisiert nicht nur die sehr guten Beziehungen unserer Gruppe mit Polen, sie ist eine Hommage an unsere polnischen Kolleg:innen und an unsere dortigen Kund:innen. Mit der offiziellen Enthüllung schreiben wir 'Verbindende Geschichten' nicht nur im geschäftlichen und kulturellen Miteinander weiter, sondern schlagen ein neues Kapitel auf", so Lasshofer abschließend.
Bis Ende September zu sehen
Zu bestaunen ist "Verbindende Geschichten" voraussichtlich noch bis Ende September. Anschließend soll die Ringturmverhüllung – in Handarbeit des sozialintegrativen Betriebes und Wiener Labels "gabarage upcycling design" – in rund 500 modische Shopper verwandelt werden. Diese Taschen sollen schließlich sowohl an Mitarbeiter:innen als auch an Interessierte verlost werden.
Hochkarätige Gäste
Neben den hochrangigen politischen Vertreter:innen folgten auch zahlreiche prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur der Einladung von Robert Lasshofer zur feierlichen Eröffnung, unter anderem Markus Figl (Bezirksvorsteher Wien-Innere Stadt), Przemyslaw Gembiak (1. Botschaftsrat der Botschaft der Republik Polen in Österreich), Hans-Peter Wipplinger (Direktor Leopold Museum), Johanna Schwanberg (Direktorin des Dom Museum Wien), Günter Geyer (Aufsichtsratspräsident des Wiener Städtischen Versicherungsvereins), Rudolf Ertl (Aufsichtsratspräsident der Vienna Insurance Group) und Ralph Müller (Generaldirektor Wiener Städtische Versicherung). Des Weiteren waren Harald Riener (Vorstandsdirektor der VIG und länderverantwortlich für Polen), Anna Wl̸odarczyk–Moczkowska (CEO Compensa Towarzystwo Ubezpieczeń), Tomasz Borowski (CEO Vienna Life Towarzystwo Ubezpieczeń na Życie), Piotr Narloch (CEO InterRisk Towarzystwo Ubezpieczeń), Dorota Dziugiel̸l̸ (CEO Vienna Powszechne Towarzystwo Emerytalne Spól̸ka Akcyjna) und Michal̸ Szymański (CEO VIG / C-Quadrat Towarzystwo Funduszy Inwestycyjnych S.A.) vertreten.
LEADERSNET war bei der Eröffnung der Ringturmverhüllung dabei und hat Eindrücke für Sie in der Galerie gesammelt.
www.wienerstaedtische.at
www.group.vig
Über Marcin Maciejowski
Maciejowski wurde 1974 geboren und studierte Architektur in Krakau, danach Grafik an der Akademie der Bildenden Künste. Mit Rafal̸ Bujnowski und Wilhelm Sasnal gründete er die Künstlergruppe L̸adnie, ein prägendes Phänomen der polnischen Kunst der frühen 2000er, die neue Impulse, Perspektiven und Bildsprachen einbrachte. Bis heute arbeitet Maciejowski dabei medienübergreifend – mit Malerei, Zeichnung, Plakaten, Comics und Kunst im öffentlichen Raum. Seine Werke verbinden Alltagsbeobachtung, Popkultur und Kunstgeschichte, besonders die Malerei alter Meister. Stilistisch kombiniert er plakative Vereinfachung mit malerischer Präzision. Seine Arbeiten sind in internationalen Museen und Sammlungen vertreten. 2010 widmete ihm das Nationalmuseum Krakau eine Einzelausstellung. 2025 erschien ein Künstlerbuch in Zusammenarbeit mit dem Königsschloss Wawel.
Einen Eindruck von ihm können Sie sich mittels seines Instagram-Accounts verschaffen.
Wer bereits den Ringturm gestalten durfte
2025: Marcin Maciejowski – "Verbindende Geschichten" – Polen
2024: Johanna Kandl – "Mit den besten Zutaten" – Österreich
2023: Gottfried Helnwein – "My Sister" – Österreich
2023: Vanja Bućan – "Wandernde Eisberge" – Slowenien
2022: Dóra Maurer – "Miteinander" – Ungarn
2019: Daniela Kostova – "Zukunftsträume" – Bulgarien
2018: Gottfried Helnwein – "I Saw This" – Österreich
2017: Mihael Milunović – "Weitblick" – Serbien
2016: Ivan Exner – "Sorgenfrei" – Tschechien
2015: Tanja Deman – "Sommerfreuden" – Kroatien
2014: Arnulf Rainer – "Schleier der Agnes" – Österreich
2013: Dorota Sadovská – "Verbundenheit" – Slowakei
2012: László Fehér – "Gesellschaft" – Ungarn
2011: Xenia Hausner – "Familiensinn" – Österreich
2008: Hubert Schmalix – "Turm in Blüte" – Österreich
2007: Robert Hammerstiel – "Turm des Lebens" – Österreich
2006: Christian Ludwig Attersee – "Don Giovanni" – Österreich
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