Am Mittwoch veröffentlichte die UniCredit Bank Austria ihre Bundesländeranalyse 2024 und warf auch gleich einen Ausblick auf das heurige Jahr. Die Ökonomen analysierten dabei die Wirtschaftsentwicklung der neun Bundesländer. Laut dem Bericht war die wirtschaftliche Lage 2024 in Österreich stark von konjunkturellen und strukturellen Herausforderungen geprägt. "Wie schon 2023 erlebten die Industrieregionen erneut einen Dämpfer, ohne signifikante positive Impulse aus dem Dienstleistungsbereich", sagte UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer.
Wien als einziges Bundesland mit Wachstum
2024 konnte nur die Bundeshauptstadt Wien als einziges Bundesland mit einem realen Wachstum von 0,4 Prozent punkten, während die Tourismushochburgen Tirol und Salzburg mit -0,5 Prozent bzw. -0,7 Prozent zumindest deutlich besser als der bundesweite Durchschnitt mit -1,2 Prozent abschnitten. Schlusslicht im Bundesländervergleich ist Oberösterreich mit -2,7 Prozent und Kärnten mit -2,4 Prozent, deren Industrie besonders unter der internationalen Nachfrageschwäche litt. Die Entwicklung in Vorarlberg (-1,8 Prozent) und Niederösterreich (-1,7 Prozent) war ebenfalls unterdurchschnittlich. Im Burgenland (-1 Prozent) und etwas überraschend im Industrieland Steiermark (-0,8 Prozent) fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung 2024 etwas schwächer aus als der Bundesschnitt.
Industrie und Bauwirtschaft weiterhin in der Rezession
Vor allem in der Industrie setzte sich im letzten Jahr die negative Entwicklung fort. "Mit einem österreichweiten Rückgang der industriellen Produktion um über fünf Prozent war die Branche erneut die konjunkturelle Bremse", sagte Robert Schwarz, Ökonom bei der UniCredit Bank Austria. Im Speziellen in Oberösterreich, Kärnten und Niederösterreich war die Lage angespannt. In Wien und Tirol zeigte sich vor allem die Pharmaindustrie als Wachstumsstütze. Herausfordernd blieb die Lage aber auch in der Bauwirtschaft. "Die gedämpfte Nachfrage im Wohnbau aufgrund hoher Baukosten und höherer Zinsen belastete die Baukonjunktur massiv", ergänzte Schwarz.
Die schwache globale Nachfrage spiegelte sich in der Exportstatistik wider. 2024 gingen insgesamt die österreichischen Warenausfuhren um fast fünf Prozent auf 191 Milliarden Euro zurück. Den stärksten Einbruch gab es im wichtigsten Exportland Oberösterreich im Bereich Maschinen, Stahl und Kfz-Teile. In Tirol und Wien hingegen war die Entwicklung aufgrund der Pharmaindustrie relativ robust.

Wirtschaftswachstum in den Bundesländern und regionale Arbeitslosenquote © UniCredit Bank Austria
Licht und Schatten
In den meisten Bundesländern konnten der öffentliche Sektor, die Finanzdienstleister:innen, das Immobilienwesen und der Bereich Informationstechnologie positiv zum Wirtschaftswachstum beitragen. Im Tourismus gab es 2024 zwar ein Plus auf 154,3 Millionen Nächtigungen, vor allem die Bundeshauptstadt konnte mit einem Nächtigungsplus von über neun Prozent hervorstechen, aufgrund der stark gestiegenen Kosten ging die Wertschöpfung in diesem Bereich aber trotzdem zurück, was vor allem für die westlichen Bundesländer einen starken Dämpfer darstellte, so die UniCredit Bank Austria Ökonomen. Im Handel und bei den wirtschaftsnahen Dienstleistungen, die vor allem unter der schwachen Konsumlaune bzw. der schwachen Industriekonjunktur litten, schrumpfte die Wirtschaftsleistung und das in allen Regionen.
Arbeitslosenquote gestiegen
Die Arbeitslosenquoten stiegen 2024 gegenüber 2023 in allen Bundesländern an. "Am stärksten war der prozentuelle Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich. Dort war der Druck in allen konjunktursensitiven Branchen besonders hoch", erklärt Bruckbauer. Die niedrigste Quote mit durchschnittlich 4,2 Prozent verzeichnete erneut Salzburg. Mit 11,4 Prozent wies Wien zwar die höchste Arbeitslosenquote auf, aber auch das stärkste Beschäftigungsplus.
US-Zölle wirken sich unterschiedlich aus
Die von US-Präsident Donald Trump im Mai angedrohten Strafzölle von 50 Prozent auf alle EU-Importe würden die Wirtschaft in den Bundesländern unterschiedlich stark betreffen. Die österreichische Wirtschaft würde bei US-Zöllen von 50 Prozent insgesamt etwa um 0,6 Prozent schrumpfen und es wären etwa 25.000 Arbeitsplätze gefährdet. "Am stärksten betroffen wären die Industrieregionen Oberösterreich und die Steiermark mit einem zollbedingten Rückgang der Wirtschaftsleistung von jeweils über einem Prozent und jeweils über 7.000 gefährdeten Arbeitsplätzen", so Schwarz. Am meisten glimpflich wären die Auswirkungen auf die Regionalwirtschaft in Kärnten und im Burgenland.
Ausblick auf 2025
Nach einem insgesamt schwierigen Jahr 2024, setzen sich die wirtschaftlichen Herausforderungen in den Regionen fort. Aktuell befinden sich die Bundesländer weiterhin in einer Rezession oder nur schwachen Erholung. Wien und das Burgenland sollten mit jeweils 0,4 Prozent das größte Wachstum erzielen. Sie sollten von der weiterhin robusten Entwicklung des öffentlichen Sektors profitieren. Voraussichtlich sollten Oberösterreich und Kärnten aufgrund der Probleme ihrer Leitbetriebe deutlich schrumpfen. Laut den Experten sollten alle Bundesländer heuer einen weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote verzeichnen – im Speziellen Oberösterreich, Steiermark und Salzburg.
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