KI-Kolumne von Jürgen Bogner
Manus: Chinas nächster DeepSeek-Moment?

| Redaktion 
| 03.06.2025

Im Rahmen unserer KI-Serie, bei der KI-Profi Jürgen Bogner (CEO & Gründer von biteme.digital) regelmäßig einen Beitrag rund um das Thema Künstliche Intelligenz verfasst, erfahren LEADERSNET-Leser:innen dieses Mal alles über "Manus" – ein autonomer KI-Agent des chinesischen Startups Monica, der Workflows ohne menschliches Zutun übernimmt. 

Es gibt diese Momente in der Tech-Welt, in denen man spürt: Hier passiert etwas Großes. Der neueste Kandidat? Manus – ein autonomer KI-Agent des chinesischen Startups Monica, der Workflows ohne menschliches Zutun übernimmt.

Was ist Manus?

Manus ist kein einfacher KI-Assistent, sondern ein System, das proaktiv Aufgaben erledigt. Es denkt mit, arbeitet im Hintergrund und optimiert Prozesse – auch wenn der:die Nutzer:in offline ist.

Cherry-Picking aus dem Netz:

  • Manus erstellt ein Computerspiel (threejs Game) mit nur einem Prompt
  • Manus klont die gesamte Apple Website in wenigen Minuten
  • Manus plant einen zweimonatigen Urlaubstrip für die ganze Familie
  • Manus entwickelt Content für vier Wochen in zwei Minuten
  • Manu kann coden, Daten analysieren, Workflows automatisieren und multiple Tasks gleichzeitig handeln – alles ohne menschliche Intervention.

Warum dieser Hype?

Seit seiner Einführung im März 2025 sorgt Manus für Aufsehen. In den GAIA-Benchmarks schnitt es als einer der leistungsfähigsten autonomen KI-Agenten ab. Manche sprechen bereits von einem "DeepSeek-Moment" für China.

GAIA Scale© GAIA

Die Technik dahinter

Manus nutzt eine Multi-Agenten-Architektur mit spezialisierten Sub-Agenten, die parallel arbeiten. Es integriert bestehende KI-Modelle wie Anthropics Claude und Alibabas Qwen, die für mehr Autonomie optimiert wurden.

Der nächste Schritt der KI-Entwicklung – Fortschritt oder neue Abhängigkeit?

Manus wird künftig tief in Alibabas Qwen integriert. Was bedeutet das? Jede:r Nutzer:in könnte einen autonomen KI-Agenten haben, der Prozesse automatisiert – von Büroaufgaben bis zur Kundenkommunikation.

Das eröffnet faszinierende Möglichkeiten: Unternehmen könnten administrative Aufgaben weitgehend KI überlassen, während Privatpersonen einen digitalen Assistenten hätten, der ihren Alltag organisiert. Doch mit wachsender Verbreitung solcher Systeme stellt sich die Frage: Wer steuert den Fluss der Informationen? Wird KI zu einem Werkzeug für Effizienz oder für Kontrolle?

Jede technologische Revolution bringt Abwägungen mit sich. Während die einen den Komfort und die Innovationskraft feiern, könnte eine zunehmende KI-Autonomie dazu führen, dass Nutzer:innen weniger hinterfragen und mehr akzeptieren. Wenn KI Inhalte optimiert, sortiert und priorisiert, geschieht das nach welchen Maßstäben? Sind es Algorithmen, die neutrale Entscheidungen treffen, oder bleibt Raum für subtile Einflussnahme?

Das betrifft nicht nur China. Weltweit stehen Gesellschaften vor der Herausforderung, Balance zwischen Fortschritt und Kontrolle zu finden. Während China sich bemüht, mit den USA in den Dialog zu treten, um gemeinsam an KI-Lösungen zu arbeiten und Risiken zu minimieren, zeigen sich Spannungen: Die USA warnen davor, chinesische KI-Produkte zu verwenden, und erschweren Peking den Zugang zu essenziellen Computerchips. Erst kürzlich mahnte der US-Vizepräsident Vence in Europa, bei der Zusammenarbeit mit China Vorsicht walten zu lassen. Doch sind Handelsbarrieren und technologische Abschottung wirklich die richtige Strategie? Oder droht ein globales KI-Wettrüsten, das genau jene Risiken vergrößert, die man eigentlich minimieren will?

Fazit

Manus zeigt Chinas Vorstoß in autonome KI. Unternehmen weltweit müssen sich auf einen verschärften Wettbewerb einstellen. Doch ebenso wichtig wie die technische Revolution sind die ethischen Fragen: Wem gehört die Kontrolle über diese Systeme – und wie gestalten wir eine Zukunft, in der KI uns dient, anstatt uns zu steuern?

www.ahoi.biteme.digital


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