Video der Roundtable-Diskussion
Expert:innen plädieren für Drei-Säulen-Modell bei Pensionsvorsorge

Das österreichische Pensionssystem gilt grundlegend als stabil und verlässlich, steht jedoch angesichts demografischer Entwicklungen vor neuen Herausforderungen. In einem Roundtable diskutierten führende Expert:innen, wie staatliche Absicherung, betriebliche Vorsorge und private Initiative zusammenspielen müssen, um den Lebensstandard im Alter langfristig zu sichern. 

Wie lässt sich das österreichische Sozialsystem langfristig absichern – und welche Rolle spielt dabei die persönliche Verantwortung? Diese Fragen standen im Zentrum eines TV-Roundtable-Talks zum Thema "Persönliche Vorsorge", zu dem Helmut Mojescick, Obmann der Fachgruppe Versicherungsmakler der WK Wien, kürzlich ins Kurier.tv-Studio eingeladen hatte. Unter der Moderation von Kurier-Herausgeberin Martina Salomon diskutierten mit Mojescick Bundesministerin Korinna Schumann, Sozialversicherungsexperte Jan Pazourek und Generali-CEO Gregor Pilgram über die Zukunft des staatlichen Pensionssystems und die Bedeutung privater Vorsorgelösungen.

Staatliche Pension sei gute Grundlage, jedoch nicht ausreichend

Grundlegend waren sich alle Diskutant:innen einig, dass die staatliche Pension auch künftig das stabile Fundament der Altersvorsorge in Österreich bildet – die entscheidende Frage sei daher nicht, ob das System hält, sondern wie die Lebensqualität im Alter langfristig gesichert werden kann. Bundesministerin Korinna Schumann brachte es auf den Punkt: "Wir haben ein ausgezeichnetes, sehr sicheres Pensionssystem". Diese Einschätzung teilten auch alle anderen Gesprächsteilnehmer:innen. Jan Pazourek vom Dachverband der Sozialversicherung verwies darauf, dass das umlagefinanzierte System häufig unterschätzt werde, während Generali-CEO Gregor Pilgram ergänzte: "Die erste Säule bildet das Fundament unseres sozialen Systems und sorgt für Stabilität und Sicherheit im Land."

Gleichzeitig herrschte Einigkeit darüber, dass die demografische Entwicklung zunehmend die Rahmenbedingungen verändert. So hob WKW-Fachgruppenobmann Helmut Mojescick hervor: "Das System ist dem Grunde nach sehr gut, weil es eine Grundabsicherung sicherstellt." Da jedoch immer weniger Beitragszahler:innen für immer mehr Pensionist:innen aufkommen müssen, sei zusätzliche Vorsorge unverzichtbar.

Das Drei-Säulen-Modell

Vor diesem Hintergrund widmete sich die Diskussion in weiterer Folge dem sogenannten Drei-Säulen-Modell, wie es etwa in der Schweiz und in Skandinavien etabliert ist. Dieses kombiniert die staatliche Pension (1. Säule) mit der betrieblichen Altersvorsorge (2. Säule) sowie der privaten Vorsorge (3. Säule). Laut den Expert:innen stellen die drei Säulen keine Konkurrenz zueinander dar, sondern ergänzen sich: "Es ist keine Diskussion von entweder oder – zweite und dritte Säule entlasten die erste", so Pilgram.

Passend dazu ergänzte Pazourek die Debatte um einen volkswirtschaftlichen Wunsch: Das Kapital aus zweiter und dritter Säule solle künftig stärker in Österreich investiert werden. Dabei betonte BM Schumann erneut: "Niemand muss sich in Österreich Sorgen machen. Wir haben ein ausgezeichnetes, sehr sicheres Pensionssystem."

Private Vorsorge gewinnt an Relevanz

Warum private Vorsorge zunehmend an Bedeutung gewinnt, erklärten die Expert:innen mit den Vorteilen eines kapitalgedeckten Systems: Es eröffne langfristige Ertragschancen, stärke die finanzielle Unabhängigkeit und helfe, die Lücke zwischen staatlicher Grundversorgung und dem gewünschten Lebensstandard im Alter zu schließen. Ein zentrales Anliegen aller Diskutant:innen war dementsprechend die frühe Finanzbildung – idealerweise bereits in der Schule –, denn nur wer früh beginnt, kann die Wirkung des Zinseszinses voll ausschöpfen. Pilgram brachte es pragmatisch auf den Punkt: Mit 25 könne man offensiver investieren, mit 45 solle man die Strategie konservativer gestalten.

Darüber hinaus verwies Schumann auf die aktive Nutzung des Pensionskontos als wichtiges Instrument für die persönliche Vorsorgeplanung. Pazourek betonte ergänzend die Bedeutung der neuen Teilpensionsregelungen, die den Übergang zwischen Erwerbsleben und Pension flexibler gestalten. Diese Flexibilisierung sei ein wesentlicher Schritt, um Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit zu schaffen und gleichzeitig einen gleitenden, individuell anpassbaren Übergang in den Ruhestand zu ermöglichen.

Fazit

Zusammenfassend verdeutlichte die Diskussion, dass das österreichische Pensionssystem auf einem sicheren Fundament steht. Schumann brachte diese Einschätzung auf den Punkt: "Zusätzliche private Vorsorge ist eine persönliche Entscheidung, aber das Wichtigste ist ein starkes staatliches System, das allen ein würdevolles Leben im Alter garantiert." Einigkeit herrschte darüber, dass sich durch das Zusammenspiel von staatlicher Absicherung, betrieblicher Vorsorge und privater Initiative auch in Zukunft ein guter Lebensstandard im Alter erreichen lässt.

Abschließend sprach sich Mojescick noch für eine gesetzliche Pflicht zur Privathaftpflichtversicherung aus. Eine solche Regelung würde seiner Ansicht nach nicht nur Geschädigte und Verursacher im Schadensfall entlasten, sondern auch das Sozialsystem insgesamt, da bei Unfällen ohne entsprechende Absicherung häufig die Allgemeinheit für die entstehenden Kosten aufkommen müsse.

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