LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Bekirovski, Sie kommen ursprünglich aus der Sportevent-Branche und haben während der Pandemie in die Außenwerbung gewechselt. Wie hat die Kombination aus DOOH und Großsportereignissen Ihr Geschäftsmodell nachhaltig verändert?
Vergim Bekirovski: Die Pandemie hat mich gezwungen, mein Geschäftsmodell komplett zu verändern. Dadurch konnten wir etwas aufbauen, das es so vorher nicht gab: Ein Fußballfan in der Außenwerbung – kombiniert mit echter Sportevent-Expertise. Statt im Sommer 2020 das Stadt Wien Marketing bei der UEFA Euro am Rathausplatz zu unterstützen, haben wir unsere erste Fassadenprojektion am SO/Vienna mit UEFA- und ÖFB-Sponsoren wie Heineken, Coca-Cola und Magenta umgesetzt. Die Leidenschaft und die Dramaturgie großer Sportevents sowie die Denkweise und Medienlogik von DOOH habe ich in den letzten Jahren studiert.
LEADERSNET: Sie arbeiten bereits intensiv mit FIFA-Sponsoren, dem ÖFB und mehreren Standorten zusammen. Welche Rolle spielen solche Partnerschaften für den Erfolg der geplanten WM-Fanzonen 2026?
Bekirovski: Mir fehlen in der Aufzählung die Fußballfans. Wir können planen, konzipieren und visualisieren, aber dürfen die Fußballfans und ihre Stimmung nicht vergessen. Personen, die mich kennen, wissen, ich bin selbst ein leidenschaftlicher Fußballfan. Ich gebe mir Mühe, dass man das bei allen Umsetzungen spürt. Bei der Arbeit mit den FIFA-Sponsoren und ÖFB-Partnern ist es wichtig, die FIFA-Regeln zu kennen, zu respektieren und gleichzeitig die Erwartungen der Sponsoren und Fans im Blick zu haben. Eine Fanzone ist keine normale Party oder ein Lokalbesuch. Verständnis für das Spiel, den Ablauf, höchste technische Anforderungen und perfekte gastronomische Abläufe sind wichtig.
LEADERSNET: Mit der WM-Gruppen-Auslosung ist für Sie quasi der "Startschuss" gefallen. Was passiert jetzt hinter den Kulissen, und wie beeinflussen die Spielansetzungen Ihre Standortstrategie?
Bekirovski: Der eigentliche Startschuss ist in der 77. Minute beim 1:1 von Michael Gregoritsch gefallen. Das war ein Herzschlagfinale! Unfassbar: Ich habe die Gesichter einiger ÖFB-Mitarbeiter:innen und FIFA-Sponsor:innen gesehen, die förmlich dachten: "Bitte nicht bis März 2026 auf die Play-offs warten." Das wäre ein absolutes Chaos gewesen. Jetzt haben wir Sicherheit: Österreich ist fix bei der FIFA-WM 2026 dabei.
Wir haben uns auf die verschiedenen Zeiten bestmöglich eingestellt und bieten für die Österreich-Spiele maßgeschneiderte Aktivierungsformate an:
- Mittwoch, 17. Juni, 06:00 Uhr - Frühstücks-Event zum ÖFB-Länderspiel
- Montag, 22. Juni, 19:00 Uhr - Beste Zeit für ein Top-Spiel Argentinien – Österreich
- Sonntag, 28. Juni, 04:00 Uhr - Samstags-ÖFB-Vorrunden-Party inkl. Gruppenfinale um 04:00 Uhr.
Die Spielzeiten sind aktuell ein großes Diskussionsthema europaweit, aber besonders in Österreich. Im direkten Vergleich haben wir tatsächlich die ungünstigsten Anstoßzeiten erwischt. Trotzdem haben wir für alle Spiele attraktive Formate entwickelt, um ein starkes Publikumserlebnis sicherzustellen.
Gemeinsam mit unserem Gastro-Partner, der Litus Gruppe, sind wir bestens vorbereitet. Auf der Blumenwiese, im Alten AKH und im Freiherz (ehem. Stiegl-Ambulanz) können wir die Spiele unter besten Bedingungen zeigen. In Wien – unter anderem in der Millennium City – kann jeder Fußballfan kurz stehen bleiben, durchatmen und ein FIFA-WM-Spiel genießen.
LEADERSNET: Aktuell planen Sie Fanzonen an prominenten Orten wie Wien Mitte, Millennium City, dem Alten AKH und möglicherweise dem Rathausplatz. Nach welchen Kriterien wählen Sie Standorte aus, und welche Rolle spielt DOOH für Reichweite und Besucherlenkung?
Bekirovski: 2016 waren wir mit meinem damaligen Arbeitgeber und heutigen Geschäftspartner Laola1 in der Grellen Forelle, 2018 im Stadtpark, im heutigen Kleinod Stadtgarten. Wir organisieren auch die UEFA Secret CL Final Party. Wir achten auf außergewöhnliche Locations, weil wir Fußballfans etwas Besonderes bieten wollen.
Fußballspiele im Volksgarten, in den SofienSälen oder sogar im Praterdome – das gehört nicht zum Alltag eines Fans, und genau deshalb bleibt das meistens unvergessen. Für uns zählen höchste technische Voraussetzungen und eine schnelle und höfliche Gastronomie. Gleichzeitig aber auch die perfekte Reichweite für unsere Kund:innen. Zur UEFA Euro 2024 haben wir tagsüber einen DOOH-Standort betrieben und ab Sonnenuntergang die Spiele übertragen. Wenn wir schon eine coole LED-Wall haben, dann nutzen wir sie für beides: DOOH und Fußball. So sind alle zufrieden – der Fußballfan, die FIFA-Partner und die DOOH-Kund:innen.
LEADERSNET: XXL-Media will Emotionen von Sportevents mit digitaler Außenwerbung verbinden. Welche DOOH-Innovationen werden Besucher:innen 2026 erstmals erleben, und wie verändern diese das Fan-Erlebnis?
Bekirovski: Wir haben die Tage Hypergram XXL am Flughafen Wien aufgebaut. Schwebende 3D-Kampagnen ohne 3D-Brille oder im Eck, in einem futuristischen Aquarium-Setup. Meine Vision wäre, das 3D-Aquarium in einem Fußball-Set-up an mehreren Standorten in Österreich umzusetzen. Einige Kolleg:innen der Branche haben einige gute Ideen. Meine Wegbegleiter:innen aus der Eventbranche, Billboard Games, werden für den Sommer 2026 sicher einige gute Ideen umsetzen. Siege des ÖFB-Teams und der Nationen, die wir unterstützen, haben dabei den größten Einfluss auf das Fan-Erlebnis. Wir geben uns große Mühe, den Fan, das Spiel und die Umgebung so angenehm wie möglich zu gestalten.
LEADERSNET: Was sind die größten Herausforderungen in der Planung einer solchen Fanzonen-Serie – und welche strategischen Entscheidungen müssen bereits jetzt fallen?
Bekirovski: Technik, Technik, Technik und das TV-Signal. UEFA Euro 2024, 45 Minuten vor Frankreich – Österreich:
volles Haus, das TV-Signal geht verloren, kein Internet, kein TV, nichts. Die ganze Location in Rot-Weiß-Rot, alle freuen sich auf das Spiel. Ich denke, jede:r, der:die diese Zeile liest, fühlt den Druck, den Stress, die Angst. Mit der Vespa zum nächsten MediaMarkt und neun Minuten vor dem Anpfiff war das technische Problem gelöst. Das Wichtigste bei Fanzonen sind die technischen Voraussetzungen: Signal, Technik, Sichtbarkeit.
LEADERSNET: Was dürfen Marken, Sponsoren und Fans von den XXL-Media-Fanzonen 2026 erwarten?
Wo wollen Sie neue Maßstäbe im Vergleich zu klassischen Public-Viewing-Konzepten setzen?
Bekirovski: Ich freue mich besonders auf die Spiele und die Umsetzung im Alten AKH. Das neue Lokal Freiherz, die Atmosphäre und das viele Grün im Innenhof – das wird ein großartiges Setting. Einige Kolleg:innen planen zudem FIFA-Fanzonen in einer etwas edleren Umgebung: Fußball schauen in einem Palais? Da darf ich allerdings noch nicht zu viel verraten. Auch Event-Kolleg:innen wie Heinrich Drasche und das Strandbar-Herrmann-Team leisten seit Jahren hervorragende Arbeit und schaffen außergewöhnliche Locations mit einer einzigartigen Stimmung.
Die neuen Maßstäbe entstehen aber vor allem deshalb, weil wir zum ersten Mal seit 1998 wieder mit Österreich bei einer FIFA-WM dabei sind. Wir spielen guten und erfolgreichen Fußball. Der 26. Juni 2024, der Tag nach dem 2:3-Sieg gegen die Niederlande, bleibt für mich für immer in Erinnerung. Das ganze Land war gut drauf, Menschen haben gelächelt, Fremde haben sich gegrüßt und überall wurde über Sabitzers Siegtor gesprochen. Genau daran habe ich beim Schlusspfiff gegen Bosnien gedacht. An diese WM-Atmosphäre, die uns im Sommer 2026 erwartet. Mit einigen ÖFB-Siegen und diesem besonderen Gefühl, das ein ganzes Land mitreißt.
LEADERSNET: Vielen Dank!
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