Manchmal sollte man sich lieber Nudeln statt Sorgen machen: Wer sich, wie es KEYaccount gerade getan hat, bei den Herstellern von Teigwaren umhört, erfährt von – trotz Krise – guten Geschäftszahlen zum Beispiel vom Tiroler Hersteller Recheis: "Recheis hat einen Markanteil von 31,5 Prozent und ist damit auf einem stabilen hohen Niveau", berichtet Verkaufsleiter Peter Dellemann. Umsatz und Absatz haben sich zuletzt um jeweils einen Prozent verbessert. Er rechnet deshalb 2025 mit einem leichten Wachstum. Die angespannte Gesamtsituation war zuletzt mit einem leichten Rückgang der Nachfrage von (Marken)-Teigwaren sichtbar, aber gänzlich gestillt ist der Heißhunger auf Pasta der Corona-Jahre immer noch nicht. Der Nudelkonsum liegt laut Dellemann nämlich noch immer deutlich über dem Niveau vor der Pandemie. So haben sich bei Recheis insbesondere die Familienpackungen (plus sieben Prozent) und das Vollkornsortiment (plus vier Prozent) sehr gut entwickelt. Lediglich bei Dinkelwaren habe es zuletzt leichte Rückgänge geben. Jedoch räumt der Verkaufsleiter ein, dass ebenso in Hall Konjunkturschwäche, Konsumzurückhaltung, der steigende Eigenmarkenanteil sowie die Kosten unter anderem bei Personal und Energie die Firma vor Herausforderungen stellen. Trotzdem sieht Dellemann sein Unternehmen gewappnet, u.a. weil man die steigende Nachfrage der Kund:innen von regionalen und nachhaltigen Produkten bediene: "Für unsere Goldmarke-Produkte verwenden wir zu hundert Prozent österreichische Zutaten. Dafür setzen wir auf den Ausbau der Vertragslandwirtschaft und auf herkunftsgesicherte Eier aus Österreich. Als Tiroler Familienunternehmen schätzen wir die natürliche Umgebung, in der wir leben. Wir sind uns bewusst, dass wir damit sorgsam umgehen und auch etwas zurückgeben müssen." Die Regionalität sei dabei ein wichtiger Baustein, der sich positiv auf den ökologischen Fußabdruck auswirke. Ohnehin ist man schon seit einer Weile recht nachhaltig unterwegs: "Wir setzen seit vielen Jahren auf alternative Energiegewinnung mit einer großen Photovoltaikanlage am Dach unseres Unternehmens in Hall und engagieren uns in mehreren Partnerschaften wie beim Klimabündnis Tirol." Seit bereits sieben Jahren ist das Unternehmen klimaneutral. Zudem habe man im Verpackungsbereich Fortschritte in Sachen Recyclingfähigkeit gemacht. Aber nicht nur auf das Wohlergehen werde vermehrt geachtet, auch die eigene Gesundheit haben die Konsument:innen verstärkt im Blick: Recheis entwicklete draufhin das Sortiment mit glutenfreien oder Low-Carb-Produkten weiter. Das stößt auf entsprechende Resonanz: "Unser Glutenfrei-Sortiment wird besonders stark nachgefragt." Mit acht Prozent wuchs diese Kategorie am stärksten. Darauf reagiere man mit Sortimentserweiterungen.
Diät statt Abstinenz
Lowcarb und Glutenfrei – von diesen insbesondere die Nudelbranche durchrüttelnden Trends hält man bei Mitbewerber Wolf Nudeln hingegen wenig bis gar nichts und setzt stattdessen auf Bewährtes. Eigentümer Joachim Wolf führt aus: "Mit Glutenfrei habe ich mich schon vor dreißig Jahren beschäftigt, weil es in ganz Europa 0,5 Prozent wirklich Zöliakie-Kranke gibt. Da wäre es eine Idee, solche Produkte auf dem ganzen europäischen Markt zu einem erschwinglichen Preis zu vertreiben." Dafür brauche man aber eine komplett eigene, komplett von der üblichen Fertigung getrennte Produktion. Somit habe er davon wieder Abstand genommen. Und den Low-Carb-Trend betrachtet Wolf ohnehin als eine bloße Modeerscheinung: "Davon halte ich nicht sehr viel. Und wenn man selbst nicht von etwas überzeugt ist, sollte man die Finger davon lassen. Man muss immer selbst von seinem Produkt überzeugt sein und das authentisch rüberbringen, anstatt nur nach dem Markt zu gehen." Wer auf seine Figur achten möchte, solle seiner Meinung nicht auf Kohlenhydrate verzichten, sondern einfach ein bisschen weniger essen.
Dass er auf dieses Pferd nicht gesetzt hat, war ohnehin nicht zu seinem Schaden. "Wir haben bei der Marke jetzt endlich wieder einen Umsatz, wie wir ihn im Jahr 2019 gehabt haben und merken, dass das immer mehr anzieht. Das heißt, wir sind wieder auf einem Level, wo man nicht mehr jeden Tag mit Bauchweh aufstehen muss." Die extremen Jahre zuletzt waren schließlich kein Maßstab: Erst scherte die Kurve bedingt durch den Nudelboom am Anfang der Pandemie in die Höhe, dann folgten massive Einbrüche durch den verstärkten Griff der Konsument:innen zu den günstigeren Handelsmarken unter dem Eindruck der Teuerung. Da sich die Lage jetzt langsam wieder normalisiere, meint Wolf, dass seine Marke heuer vielleicht wieder auf die vor Corona übliche Auslieferung von zwischen 3000 bis 4000 Tonnen kommt. Er, der das Unternehmen in der vierten Generation betreibt, sieht sich daher in seinem Kurs bestätigt, auch in schwierigen Zeiten für sein Unternehmen wie etwa zuletzt im Jahr 2022 keine Abstriche bei der Qualität zu machen. "Wir haben immer gesagt, dass wir an der Qualität kein einziges Schräubchen drehen werden." So wurde weiterhin ausschließlich auf österreichische Rohstoffe von circa 50 Landwirtschaftspartner:innen und aus firmeneigener Produktion gesetzt. Genauso baute er weiter auf die Biogasanlage des Betriebs, obwohl der selbst produzierte Strom nicht billiger ist, um genauso den eigenen ökologischen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. "Wir sind unserer Philosophie treu geblieben, auch als es uns sehr dreckig ging. Und so haben wir, glaube ich, unsere Endkonsumenten wieder zurückgeholt." Daher ist Wolf nun froh darüber, dass sich die Lage langsam wieder etwas beruhige und blickt frohen Mutes in die Zukunft, dass sein Unternehmen weiter besteht – wahrscheinlich auch in der fünften Generation: Wolfs beide Söhne zeigen Bereitschaft, bald von ihm, der seit 43 Jahren im Betrieb tätig ist, das Ruder zu übernehmen.
Der Nudelrubel rollt wieder
Äquivalent zu den von den Produzenten vermeldeten Pegelständen hört man auch im Handel, dass im Bereich der Nudel der Rubel wieder rollt: "Derzeit ist besonders unser breites Sortiment im Bereich Pasta gefragt", erzählt Irmgard Schuhmann-Lucny, Standortverantwortliche von Alnatura Österreich. Das betrifft nicht nur Klassiker wie Spaghetti, sondern genauso asiatische Mie-Nudeln und Alternativen aus Linsen oder Kichererbsen. "Alternative Pasta-Sorten werden vermehrt bevorzugt. Alnatura begegnet dieser Entwicklung mit einem entsprechend vielfältigen Sortiment. Damit tragen wir dem Wunsch nach glutenfreien, proteinreichen und Low-Carb-Optionen ebenso Rechnung wie dem Trend zu bewussterem Konsum. Unsere Produkte stehen für transparente Herkunft, kurze Zutatenlisten und Genuss in Bio-Qualität." Die Nachfrage nach nachhaltigen, gesunden Bio-Produkten sei ungebrochen – insbesondere in Österreich mit einem ohnehin traditionell hohen Bio-Anteil. So sei Alnatura gut durch die Krisen der letzten Zeit gekommen wie auch im Vorjahr: "Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen konnte Alnatura im Geschäftsjahr 2023/24 ein Umsatzplus erzielen. Auch bei unseren Handelspartnern in Österreich sehen wir eine stabile Entwicklung. Wir blicken zuversichtlich auf das weitere Jahr 2025."
Sugo Nummer 1
Aber da Pasta ohne Sauce nur halb so gut schmeckt, erkundigte sich KEYaccount abschließend noch beim Sugo-Spezialisten Felix zur Lage. Das ist schließlich der Marktführer in diesem Bereich hierzulande: "Besonders im Bereich Pasta-Saucen zählt Felix zu den führenden Marken", freut sich Produktmanagerin Denise Mezgolits. "Felix zählt mit seinen Fleischsorten zu den stärksten Artikeln am Markt und konnte diese Position auch 2024 weiterhin halten. Unter allen Fleisch-Sugos am Markt ist Felix seit Jahren Nummer 1." Darauf wolle man sich aber nicht ausruhen: "Die positive Marktanteilsentwicklung von Felix-Sugo wird durch aufmerksamkeitsstarke und österreichweite Werbeschwerpunkte 2025 weiter gestärkt." Aber auch im Produktbereich drückt man weiter auf die Tube. So hat man eine vegane Bolognese lanciert: "Mit der neuesten Sugo-Produktinnovation reagieren wir auf den Trend zu vegetarischen und veganen Alternativen und dem zunehmenden Wunsch nach einer ausgewogenen, abwechslungsreichen und flexitarischen Ernährung." Und neben diesen Ernährungstrends bleibt auch Convenience weiterhin ein Thema: Felix schwört dazu weiter auf seinen leichter zu öffnenden Frischeverschluss, der das Öffnen der 360-Gramm- und 580-Gramm-Sugogläser erleichtern soll. Wenn man sich Nudeln macht, kann es schließlich manchmal gar nicht schnell genug gehen.
www.recheis.com
www.wolfnudeln.at
www.alnatura.de
www.felix.at
Kommentar veröffentlichen