Expertenkommentar
Die Nachfrage in Niederösterreich steigt wieder

Der niederösterreichische Immobilienmarkt befindet sich auf dem Weg zu einer neuen, alten Normalität. LEADERSNET hat
Peter Weinberger, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland, um seine Expertise ersucht.

Nach den Höhenflügen während der Niedrigzinsphase und den Rückgängen bei Nachfrage und Preisen durch steigenden Zinsen und erschwerte Kreditvergabe in 2023 und 2024 stellt sich nun ein neues Gleichgewicht am Markt ein.  Das Suchverhalten von Kund:innen ist wieder realistischer geworden, man gibt sich mit kleineren Wohnflächen zufrieden und ist wieder bereit, gebrauchte Objekte Schritt für Schritt zu sanieren. Dort wo Grundstücke – etwa in der Familie – bereits vorhanden sind wird auch wieder gebaut. Selbst die traditionellen saisonalen Nachfrage-Schwankungen in den Monaten Dezember und Jänner sind wieder zurück, nachdem sie im Zuge des Immobilienbooms kurzfristig ausgesetzt waren. Und auch die Immobilienverkäufer:innen haben ihre Preisvorstellungen an die gesunkene Nachfrage angepasst – zumindest wenn es um gebrauchte Häuser und Wohnungen geht.

Denn aktuell beobachten wir in Niederösterreich ein deutliches Auseinanderdriften von Neubau- und Gebrauchtimmobilien-Markt: Während sich der Gebrauchtimmobilien-Markt durch sinkende Preise rascher an die geänderten Gegebenheiten anpassen konnte, blieben die Preise im Neubau-Segment aufgrund der gestiegenen Zinsen und Baukosten notgedrungen hoch. Gleichzeitig ist die Neubautätigkeit gewerblicher und gemeinnütziger Bauträger stark rückläufig.

Der durch gestiegene Zinsen und die KIM-Verordnung immer noch erschwerte Zugang zu Finanzierungen für Wohneigentum hat auch in Niederösterreich zu einer starken Nachfrage nach Mietwohnungen geführt. Mit steigenden Mietpreisen ist daher weiterhin zu rechnen – ein positiver Impuls für Investmentimmobilien, die zusätzlich von sinkenden Zinsen profitieren sollten.

Dort wo Nachfrage vorhanden ist, rechnen wir auch im Eigentumssegment wieder mit steigenden Preisen. Das betrifft vor allem Regionen mit guter Verkehrs-Infrastruktur wie etwa entlang der West- und Südbahn oder das Wiener Umland.

Einfamilienhäuser sind beliebt

Stärker noch als das geplante Auslaufen der KIM Verordnung im Juni 2025 sollten die sinkenden Zinsen zu einem Erstarken der Immobilien-Nachfrage beitragen. Bereits in den Monaten Februar und März 2025 verzeichneten wir ein leichtes Plus. Besonders gefragt sind in NÖ traditionell Einfamilienhäuser, hier vor allem im mittleren Preissegment von 300.000 Euro bis 400.000 Euro. Gerade auch im Speckgürtel rund um Wien werden zunehmend Reihenhäuser oder Doppelhaushälften errichtet, die sich ebenso wachsender Beliebtheit erfreuen.

Laut einer von Raiffeisen Immobilien in Auftrag gegebenen Umfrage* liegt die ideale Wohnfläche für 69% der Österreicher:innen zwischen 100 und 150  Wohnfläche. Die Niederösterreicher:innen sind da keine Ausnahme. Der Anteil jener, die sich mit bis zu 100  Wohnfläche begnügen ist dabei im Zeitvergleich mit 2018 von 26 auf 32% gestiegen - mit Sicherheit eine Folge der gestiegenen Preise. 66% wünschen sich zwei bis drei Schlafzimmer.  Lt. der Umfrage wünschen sich 66% der Österreicher:innen in Arbeitszimmer. In der Ost-Region (NÖ/Burgenland) sind es sogar 71%, was darauf schließen lässt das Homeoffice hier verbreiteter ist als im Westen.

Freiräume sind für NÖ Immobiliensuchende ein Muss, gerade in ländlichen Regionen und im Speckgürtel sind Gärten oder Terrassen beliebt. Das gilt für Einfamilienhäuser wie für Wohnungen. Auch Klimaanlagen, aber auch moderne Kühlsysteme wie Bauteilaktivierung sind aufgrund der heißen Sommer als Extra sehr begehrt. Vor allem Dachgeschoßwohnungen sind ohne Klimaanlage kaum vermittelbar. Immer wichtiger werden auch effiziente Heiz- und Energiesysteme, vor allem im Neubausegment ist das ein Muss.

Wo es möglich ist: Jetzt kaufen, statt später mehr bezahlen

Auch die Nachfrage nach Grundstücken zieht in NÖ langsam wieder an. Die Preise für Immobilien in Niederösterreich sollten daher eher steigen, zumal das Angebot an (neu gebauten) Immobilien knapp ist. Wo möglich, sollte man daher besser jetzt kaufen statt später mehr bezahlen.

www.raiffeisen-immobilien.at

leadersnet.TV