Der KSV1870 hat am Dienstag seinen Austrian Business Check 2025 zur aktuellen Wirtschafts- und Finanzlage österreichischer Unternehmen präsentiert. Laut dem Kreditschutzverband sind die Ergebnisse in beiden Fällen alles andere als erfreulich. Präsentiert wurden sie von Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG, und Gerhard Wagner, Geschäftsführer KSV1870 Information GmbH.
Wirtschaftslage
So bleibe die wirtschaftliche Lage heimischer Betriebe angespannt: Lediglich 43 Prozent bewerten ihre Geschäftslage demnach als "gut" oder "sehr gut" – ein Rückgang um sieben Prozentpunkte seit März 2024. Ein derart negatives Stimmungsbild sei zuletzt zu Beginn der Corona-Krise zu beobachten gewesen. Hauptursache sei das anhaltend hohe Kostenniveau, das nachhaltige Erfolge erschwere. Auch der Ausblick sei demnach gedämpft: Nur 19 Prozent erwarten im Jahr 2025 eine Verbesserung. Fördermaßnahmen der vergangenen Jahre zeigten bei lediglich jedem fünften Unternehmen spürbare Wirkung. Somit setze sich der wirtschaftliche Negativtrend seit 2021 fort. Besonders die hohe Inflation belaste viele Betriebe. Laut KSV1870-Erhebung bestehen dabei erhebliche Unterschiede zwischen Branchen und Regionen. Am besten positioniert sei der Dienstleistungssektor mit 49 Prozent positiver Rückmeldungen. Der Handel hingegen – mit nur 29 Prozent – stehe unter erheblichem Druck. Ricardo-José Vybiral bezeichnet ihn als "größtes Sorgenkind der heimischen Wirtschaft". Auch die Industrie verzeichnet in der Analyse Rückgänge: Nur 32 Prozent bewerten ihre Lage positiv – ein Rückgang um 24 Prozentpunkte im Jahresvergleich. Vorarlberg stelle mit nur 20 Prozent positiver Einschätzungen die kritischste Region dar.
- Hohe Kosten und gedämpfte Erwartungen für 2025
Trotz Umsatzsteigerungen bei 41 Prozent der Unternehmen im Vorjahr sei die Ertragslage vielfach unverändert geblieben. Grund dafür seien vor allem gestiegene Energie- und Lieferkosten. Im Handel sei die Lage demnach besonders angespannt: Dort meldeten lediglich 32 Prozent Umsatzzuwächse, während 40 Prozent Rückgänge verzeichneten.
Nur 19 Prozent der Unternehmen erwarten heuer eine wirtschaftliche Erholung. Am zuversichtlichsten zeigten sich Betriebe in der Informations- und Kommunikationsbranche mit 37 Prozent, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen sowie wirtschaftlichen Dienstleistungen mit jeweils 27 Prozent. Demgegenüber rechnen 32 Prozent mit einer weiteren Verschlechterung – insbesondere in Produktion, Handel und Bauwesen. Steigende Personal-, Energie- und Lieferkosten bleiben den Befragten zufolge die größten Belastungsfaktoren.

- Auftragslage und Fachkräftemangel
Die Entwicklung der Auftragslage zeige hingegen ein uneinheitliches Bild: Jeweils rund ein Drittel der Unternehmen meldet Zuwächse, Stagnation oder Rückgänge. Aktuell zeige sich eine leichte Verbesserung: 41 Prozent seien mit der Auftragslage zufrieden – besonders in der Finanz-, Kommunikations- und Gesundheitsbranche. Der Handel bleibe mit 27 Prozent deutlich zurück. Vybiral warnt jedoch: "Ob sich dieser Trend angesichts hoher Kosten in tatsächliche wirtschaftliche Erfolge umwandeln lässt, ist offen."
Zudem leide mehr als die Hälfte der Betriebe weiterhin unter akutem Personalmangel – besonders betroffen seien Gastronomie, Bau und Gesundheitswesen. Dies führe zu steigenden Personalkosten, Überlastung und Auftragsverlusten. Gleichwohl sehen sich rund 70 Prozent nicht in der Lage, zusätzliche Stellen zu besetzen. Vybiral resümiert: "Zwischen Fachkräftemangel und Wettbewerbsfähigkeit stehen viele Unternehmen vor einer kaum lösbaren Herausforderung."
Finanzlage
Bei der finanziellen Situation sieht laut dem Austrian Business Check 2025 kaum besser aus. Dem KSV1870 zufolge sehen sich viele österreichische Unternehmen gezwungen, konsequent an der Kostenschraube zu drehen. Acht von zehn Betrieben haben demnach zuletzt spürbare Sparmaßnahmen umgesetzt – entweder im Rahmen offizieller Programme oder durch Einsparungen im laufenden Betrieb. Gleichzeitig zeige sich beim Eigenkapital eine erste Abwärtstendenz, was die ohnehin schwache Investitionsbereitschaft weiter dämpfe: Für das Jahr 2025 plane kaum ein Unternehmen Investitionen in größerem Stil, so der Kreditschutzverband.
- Wachsende Eigenkapitalsorgen
Die gesamtwirtschaftlich angespannte Lage hinterlasse deutliche Spuren in den Bilanzen: Zwar beurteilten aktuell noch 53 Prozent ihre Eigenkapitalausstattung als gut oder sehr gut (2024: 57 Prozent), doch der längerfristige Trend zeige nach unten. Nur 37 Prozent geben an, dass sich ihr Eigenkapital in den letzten drei Jahren positiv entwickelt habe – fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig sei der Anteil derer, die eine negative Entwicklung verzeichnen, von 21 auf 29 Prozent gestiegen. Besonders alarmierend sei die Lage in Gastronomie und Beherbergung: Hier berichteten lediglich 17 Prozent von einer positiven Entwicklung (2024: 28 Prozent), während 52 Prozent eine Verschlechterung feststellen. Auch der Handel verzeichnet im Business Check einen Rückgang um zehn Prozentpunkte – nur noch ein Drittel meldet demnach eine positive Entwicklung über drei Jahre.
- Kostendisziplin als Überlebensstrategie
80 Prozent der Unternehmen setzen laut eigenen Angaben auf Kostendisziplin, um finanzielle Stabilität zu wahren. 13 Prozent implementierten formelle Sparprogramme, weitere 67 Prozent sparen im Tagesgeschäft. Besonders ausgeprägt sei dieser Trend in Vorarlberg, wo nahezu 40 Prozent der Unternehmen formelle Programme verfolgen. In Kärnten sei dies bei rund einem Viertel der Betriebe der Fall. Gespart werde vor allem in den Bereichen Einkauf und Verwaltung. Vergleichsweise wenig betroffen seien Branchen wie Information und Kommunikation (33 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (30 Prozent) sowie Finanz- und Versicherungsdienstleister (29 Prozent).

- Investitionsbereitschaft auf konstant niedrigem Niveau
Weiters geht aus der Analyse hervor, dass die Investitionsbereitschaft 2025 äußerst verhalten bleiben dürfte. Lediglich 16 Prozent der Unternehmen planen demnach Investitionen (2023: 17 Prozent), während 40 Prozent diese Entscheidung von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung abhängig machen. Die verbleibenden Unternehmen verzichteten gänzlich auf neue Projekte. Bei denjenigen, die investieren, bleibe der Umfang meist moderat: 59 Prozent tätigen nur eingeschränkte Investitionen, lediglich zehn Prozent sind zu größeren Ausgaben bereit. Im Vordergrund stehen dabei Betriebserhalt (42 Prozent), Innovation (38 Prozent) und Personalentwicklung (16 Prozent), etwa in den Bereichen Digitalisierung, Kundenzufriedenheit oder neue Geschäftsfelder. Nachhaltigkeit, Umweltmanagement und CSR spielten hingegen eine untergeordnete Rolle.
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen finanziert ihren Angaben zufolge Investitionen weiterhin aus Eigenmitteln (71 Prozent), gefolgt von Mitteln aus dem laufenden Cashflow (37 Prozent) und Bankkrediten (25 Prozent).
- Kreditnachfrage bleibt auf Vorjahresniveau
Im vergangenen Jahr beantragten laut Austrian Business Check 20 Prozent der Unternehmen einen Kredit, insbesondere in Gastronomie (32 Prozent) und Immobilienwirtschaft (30 Prozent). Für das Jahr 2025 planen demnach derzeit 12 Prozent eine Kreditaufnahme; bei weiteren 15 Prozent sei die Entscheidung noch offen. Hauptgründe seien Investitionen in Umbau oder Renovierung sowie die Finanzierung laufender Betriebskosten. Zwei Drittel der Betriebe stuften die Kreditaufnahme als "schwierig" bis "sehr schwierig" ein – bedingt durch hohe Anforderungen an Sicherheiten, gestiegene Zinsen und zunehmende Bürokratie.
Fazit
Alles in allem bleibt festzuhalten, dass die Ergebnisse des Austrian Business Check 2025 nicht viel Positives enthalten. Damit dürfte den heimischen Unternehmen nach mehreren Rezessionsjahren ein weiteres schwieriges Jahr bevorstehen.
LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie hier.
www.ksv.at
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