RS Q8 pfeift auf Elektrifizierung
Audis letzter "Dinosaurier" im LEADERSNET-Test

| Tobias Seifried 
| 12.03.2025

Das 600 PS starke SUV-Coupé kann vor allem bei Autofans mit Benzin im Blut und dem Finanzminister punkten. Denn beim über 270.000 Euro teuren RS Q8 fehlt jegliche Elektrifizierung, weshalb es die NoVA in sich hat.

Es soll ja Menschen geben, die Autos nur noch in zwei Klassen einteilen: Elektroautos sind gut und brav, Verbrenner schlecht und böse. Legt man dieses simplifizierte und zu kurz greifende Bewertungsschema auf die Schule um, dann hat LEADERSNET vor wenigen Wochen mit dem neuen Q6 e-tron einen Einserschüler, der nie schwätzt und immer artig aufzeigt, getestet (den Bericht können Sie hier nachlesen). Und nun haben wir, so betrachtet, mit dem RS Q8 quasi dem "Lümmel aus der letzten Reihe" auf den Zahn gefühlt. Denn von brav und leise ist das 600 PS starke SUV-Coupé aus dem Hause Audi weit entfernt.

Vom alten Schlag

Beim RS Q8 handelt es sich um einen der letzten "Dinosaurier" von der Marke mit den vier Ringen. Zwar sind im Modellprogramm nach wie vor potente Verbrenner im Angebot, aber zum Großteil sind diese in Form von Mild- oder Plug-in-Hybridtechnik zumindest teilelektrifiziert. Beim Testkandidaten ist das nicht der Fall. Der schöpft seine 600 PS ausschließlich aus einem 4.0-Liter-V8, der von zwei Turboladern zwangsbeatmet wird. In Kombination mit dem sportlich abgestimmten Allradantrieb, dem maximalen Drehmoment von 800 Nm und der schnellschaltenden Achtgang-Automatik katapultiert sich das fast 2,4 Tonnen schwere Q8-Flaggschiff in gerade einmal 3,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und rennt bei Bedarf erst bei 280 km/h in den Begrenzer. Zudem haben die Ingenieur:innen von Audi Sport das Kunststück vollbracht, dass sich das Auto auch in Kurven durchaus behände bewegen lässt. Die Physik können zwar auch sie nicht austricksen, aber dank straffem Fahrwerk, 23-Zoll-Rädern und einer dynamisch ausgelegten Lenkung braucht es schon einiges an Speed, um den RS Q8 zum Untersteuern zu bringen. Eine üppig dimensionierte Sportbremse mit innenbelüfteten Verbundbremsscheiben (420 Millimeter vorn, 370 Millimeter hinten) sorgt dafür, dass die schwere Fuhre auch nach mehreren Vollbremsungen noch adäquat zum Stehen kommt. In einem der beiden RS-Modi, die sich über ein kleine Tasten in der rechten Lenkradspeiche ohne Umweg aktivieren lassen, gibt es auch die passende Klangkulisse. Der V8 sprotzt und röchelt durch die beiden armdicken Endrohre der aufpreispflichtigen Sportabgasanlage, die bei Autofans mit Benzin im Blut die Herzen höher schlagen.

In einigen Jahren werden sie mit Wehmut auf solche Fahrzeuge zurückblicken, denn ihnen geht es – zumindest in der EU – schon bald an den Kragen. Die immer strengeren CO₂-Vorgaben und Umweltauflagen sorgen dafür, dass derart motorisierte Modelle von den Herstellern nach und nach aus dem Programm genommen werden. Hier muss man einfach mit der Zeit gehen. Und da es auch viele Elektroautos gibt, die jede Menge Spaß machen, ist das auch nicht allzu tragisch. Doch der Klang von großvolumigen Motoren wird vielen wohl ewig in Erinnerung bleiben.

Souveräner Alltagsbegleiter

Abseits seiner überraschend guten sportlichen Fähigkeiten erweist sich der RS Q8 im Comfort-Modus als durchaus komfortabler Alltagsbegleiter mit üppigem Raumangebot und praktischen Qualitäten. Die Parkplatzsuche in der Innenstadt ist zwar eine Sache für sich, doch fünf Erwachsene inklusive Gepäck auch über weitere Strecken von A nach B zu bringen, stellt überhaupt kein Problem dar. Im Gegenteil, in dem Auto wird quasi der Weg zum Ziel. So wird man von aufmerksamen aber nicht nervtötenden Assistenzsystemen unterstützt, das exzellente Soundsystem zaubert auf Wunsch eine Konzertatmosphäre in den Innenraum, die Sprachsteuerung setzt Befehlseingaben ziemlich zuverlässig um, die vorderen Sitze verwöhnen mit Langstreckenkomfort, Seitenhalt sowie Massagefunktion und die verbauten Materialien sowie die penible Verarbeitung stehen Vertretern der Luxusklasse um nichts nach. 

Traumauto des Finanzministers?

Letzteres gilt aber auch für den Preis. Denn für unseren Testwagen mit allen verbauten Extras verlangt Audi exakt 271.680,59 Euro. An dieser Summe hat aber das heimische Steuersystem einen großen Anteil – netto geht es beim Q8 RS nämlich ab rund 159.970 Euro los. Für den Rest zeichnen NoVA (43 Prozent), Mehrwertsteuer (ca. 32.000 Euro) und die Extras verantwortlich. So macht sich der große Audi nicht nur bei Autofans mit Benzin im Blut, sondern auch beim neuen Finanzminister beliebt. Ginge es nach ihm, dürften aufgrund des riesigen Budgetlochs wohl gerne mehr RS Q8 verkauft werden. Für die Umwelt sollten die Auswirkungen vergleichsweise gering sein – denn hierzulande verkaufen die Ingolstädter dieses Modell aufgrund der hohen Kosten nur in homöopathischen Dosen. Im Test sind wir auf einen Durchschnittsverbrauch von 13,2 Liter auf 100 Kilometer gekommen.

www.audi.at

Audi RS Q8

  • Motor: V8-Turbobenziner, 3.996 ccm
  • Leistung: 441 kW (600 PS)
  • Drehmoment: 800 Nm
  • Antrieb: 8-Stufen-Automatik; Allrad
  • Fahrleistung: 0-100 km/h in 3,8 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (optional 280 km/h)
  • Testverbrauch: 13,7 Liter auf 100 km
  • Abmessungen: 5.022/2.007/1.699 mm (L/B/H)
  • Kofferraum: 605 bis 1.755 Liter
  • Leergewicht: 2.390 kg
  • Anhängelast: bis zu 3.500 kg
  • Preis: ab 207.887 Euro / Testwagen mit Extras: 271.680,59 Euro

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Audi RS Q8

  • Motor: V8-Turbobenziner, 3.996 ccm
  • Leistung: 441 kW (600 PS)
  • Drehmoment: 800 Nm
  • Antrieb: 8-Stufen-Automatik; Allrad
  • Fahrleistung: 0-100 km/h in 3,8 Sekunden
  • Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (optional 280 km/h)
  • Testverbrauch: 13,7 Liter auf 100 km
  • Abmessungen: 5.022/2.007/1.699 mm (L/B/H)
  • Kofferraum: 605 bis 1.755 Liter
  • Leergewicht: 2.390 kg
  • Anhängelast: bis zu 3.500 kg
  • Preis: ab 207.887 Euro / Testwagen mit Extras: 271.680,59 Euro

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